Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)
jene von Lord Stonehouse, doch sie war im Niedergang begriffen. Wilddiebe streiften ungehindert durch Rowan Wood, um dessen Besitz sich die beiden Familien stritten. Eaton stellte Fallen auf. Beinahe erwischte er einen flüchtenden Wilderer, doch sein Eifer, seiner habhaft zu werden, ließ ihn in seine eigene Falle tappen.
Die eisernen Zähne bissen sich durch das Leder seiner Stiefel. Zuerst war er erboster über den entwischten Wilddieb als über den Schmerz, bis der feststellte, dass er die Falle nicht selbst entfernen konnte und Blut verlor. Es war Kate Beaumann, die am Rande der Ländereien der Pearces entlangwanderte und sein Rufen hörte, das eher wildesten Verwünschungen als Hilfeschreien glich.
Als Kate ihn fand, war der Schmerz bereits unerträglich, und er war nahe davor, die Besinnung zu verlieren, was ihm nie zuvor in seinem Leben passiert war. Er hielt es für Pech im Unglück, dass eine Frau ihm zur Hilfe eilte, doch sie nahm nach seiner Anweisung das Ritzel heraus und schaffte es anschließend, mit einem kräftigen Holzscheit die Klemmbacken aufzustemmen.
Mehr als einen Monat brauchte er, um zu genesen, und während dieser Zeit besuchte sie ihn zusammen mit Margaret Pearce. Er war unwirsch und undankbar, denn er hatte keine Sprache, um Dankbarkeit auszudrücken. Doch als er seine Arbeit wieder aufnahm, schlug er Lord Stonehouse vor, Rowan Wood zwischen den beiden Landsitzen aufzuteilen. Margaret Pearces Vater starb. Zum ersten Mal herrschte eine Zeitlang Frieden zwischen beiden Familien. Zwischen Margaret und Lord Stonehouse und seinen beiden Söhnen entwickelte sich eine Freundschaft.
Wasser war auf dem verwahrlosten Land der Pearces schon immer ein Problem gewesen. Es war Kate, die Eaton wegen einer versiegten Quelle um Rat fragte. Er humpelte von ihr fort, denn er hatte sich das Bein gebrochen, und es stellte sich heraus, dass es nur schwer heilte. Er höhnte, dass er immer gewusst habe, dass sie eine Belohnung erwarte, weil sie ihn aus der Falle befreit hatte. Ihre Antwort bestand darin, dass sie ihm für seinen Fuß eine Salbe von Matthew Neave brachte, dem Lenker des Pestkarrens, von dem allgemein bekannt war, dass er ein Hellseher war und zudem die Gabe besaß, mit Kräutern zu heilen. Als sein Fuß kräftig genug war, stieg Eaton die Hügel hinter Earl Staynton empor, entdeckte den Felsrutsch, der die Quelle blockierte, und legte sie wieder frei.
Als Kate kam, um ihm zu danken, bestritt er jegliches Wissen darüber. Von diesem Moment an wurde ihre Beziehung, auch wenn er es nicht so nannte, inniger. Eines Tages im Sommer 1625, diesem entsetzlichen Sommer, als die Sonne von einem kupferblauen Himmel herunterbrannte und die Pest in Oxford wütete, fragte sie ihn, ob er einen Pfarrer kenne, der heimlich eine Ehe schließen würde. Eaton kannte viele Geheimnisse, was genau der Grund war, weshalb sie ihn gefragt hatte, doch das waren alles Geheimnisse, die er den Menschen entrissen hatte. Nie zuvor hatte ihm jemand, und schon gar nicht jemand wie Kate, freiwillig etwas anvertraut.
Sein erster Gedanke war, dass es Margaret betreffen müsse, doch Kate bestritt dies. Auf jeden Fall hatte jetzt, wo Margarets Vater tot war, niemand mehr Einfluss auf sie. Kate sagte, die Auskunft sei für einen Freund. Misstrauisch gegen alles und jeden, stellte Eaton Nachforschungen an. Er konnte keinen solchen Freund entdecken. Dann dämmerte es ihm, dass er selbst dieser Freund sein könnte. Er lachte über diese Vorstellung. Eher würde sie seinen Hund heiraten! Abgesehen davon hatte er niemals das leiseste Verlangen verspürt, irgendjemanden zu heiraten. Doch er, der normalerweise tief und fest schlief, musste feststellen, dass er keinen Schlaf mehr fand. Unablässig sah er ihr ehrliches, beinahe mildes Gesicht vor sich, auf dem gewöhnlich ein Lächeln lag, egal welche Kränkungen er ihr grunzend entgegenschleuderte.
Er gab sich keinen Illusionen über sich hin. Er war grob und ungehobelt, aber er war zu Geld und Besitz gekommen. Er begann sich zu waschen und mehr wie der wohlhabende Mann zu kleiden, der er war. Er erzählte ihr, dass Reverend Mark Stevens in Shadwell verschuldet sei und ihr jeden Dienst erweisen würde, den sie verlangte, ohne Fragen zu stellen. Sie war dankbar, sprach indes nicht weiter darüber. So war ihr Umgang miteinander. Unter dem Deckmantel einer harmlosen Bemerkung wurde eine Bitte geäußert, die der andere ohne weitere Diskussion erfüllte.
Er war überzeugt, dass Kate jemand
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