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Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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gesungen hatten, wenn die Übung der Bürgergarde vorbei war. In bester Stimmung fiel ich ein: »… und sie sollen scharfe Schwerter in ihren Händen haben …«
    Es knackte, und ein Schauer von Holzsplittern ging über den Männern nieder. Am Wegesrand lag ein Holzstapel, und ich glaubte, jemand würde ihn zerhacken. Alle sangen voll Begeisterung weiter: »… ihre Könige zu binden mit Ketten und ihre Edlen …«
    Ein weiteres Knacken, und ein Soldat vor mir kippte gegen seinen Kameraden. Erstaunt starrte ich ihn an. Was ich für Holzsplitter gehalten hatte, waren gesplitterte Knochen. Seine halbe Schulter fehlte, und sein Arm war ein Wirrsal aus verstümmeltem Fleisch und dem Leder seines Wamses. Die Kugel hatte ihn herumgeschleudert, genau vor mein sich aufbäumendes Pferd, und einen Moment lang starrte der Mann verständnislos auf seinen Arm, der von den Überresten seiner Schulter herunterhing. Es ertönte der entsetzlichste animalische Schrei, den ich je gehört hatte. Ich glaubte, er käme von dem Pferd, doch dann sah ich, dass er aus dem Mund des Mannes kam.
    Ich bin sicher, dass die Truppe, genau wie ich, noch nie zuvor ein Gefecht erlebt hatte. Der vordere Teil der Kolonne marschierte immer noch singend weiter, während die Nachhut um Hilfe rief. Der Offizier, ein Eisenwarenhändler, den ich vom Übungsplatz wiedererkannte, schrie: »Formieren! Formieren!«, und deutete auf die Stelle, von der die Schüsse gekommen waren. Doch darauf hatten die Cavaliere nur gewartet. Als der Parlamentstrupp losrannte, um außerhalb des Waldes in Stellung zu gehen, wurden die Männer von einer Gruppe Dragoner niedergeritten, die sie von hinten angriffen und mit gezückten Schwertern schrien: »Für Gott und König!«
    Ich zog mein Schwert und versuchte gerade, Patch im aufgewühlten Schlamm wenden zu lassen, als Eaton ihr einen Peitschenhieb versetzte. Sie machte einen Satz nach vorn und warf mich beinahe ab. Ich schaffte es gerade noch, mich auf dem Sattel zu halten, während sie davonpreschte. Als ich sie endlich wieder unter Kontrolle hatte, peitschte Eaton sie erneut, bis wir offenes Land erreichten und die Schreie und Rufe nicht länger zu hören waren.
    »Feigling!«, schrie ich in an. »Ihr habt mich dazu gebracht, sie im Stich zu lassen – sie sterben zu lassen.«
    »Wir müssen uns um unsere eigenen Angelegenheiten kümmern«, sagte er.
    Zornestränen brannten mir ihn den Augen. »Die Angelegenheit des Parlaments ist unsere Angelegenheit. Das sind unsere Kameraden, in Gottes Namen!«
    »Ihr mögt vielleicht ein Roundhead sein«, sagte er kurz angebunden, »aber ich sorge mich nur um meinen eigenen Kopf. Und wenn Ihr schon Psalmen singen müsst, dann senkt wenigstens Eure Stimme. Vielleicht kann Gott sie hören, aber die Cavaliere können es auch.«
    Ich war so verbittert und wütend, dass die Worte über meine Lippen waren, ehe ich sie zurückhalten konnte. »Ihr seid eine traurige, einsame, gottlose Kreatur, und ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendeine Frau Euch jemals lieben könnte.«
    Er biss sich auf die Lippen, trieb sein Pferd voran und sagte kein Wort mehr. Es war, als hätte ich sein Vertrauen missbraucht, in dem ich es überhaupt erwähnt hatte. Ich wollte ihm nachreiten und mich entschuldigen, doch dann glühte ich vor Scham und Wut, weil ich meine Kameraden im Stich gelassen hatte. Ich begann zu ihnen zurückzureiten, hielt dann aber inne, aus Angst, den Cavaliere in die Arme zu laufen. Als ich endlich kehrtmachte, um Eaton zu folgen, war er beinahe außer Sichtweite. Die ganze Zeit erwartete ich, dass er zurückblicken würde, doch das tat er nicht. Schließlich hob sich meine Stimmung. Es war ein gutes Gefühl, frei zu sein, ohne seine mürrische beobachtende Gegenwart.
    Allmählich wurde es kalt und dunkel. Ich gelangte zu einem kleinen Bauernhof und bat um ein Nachtlager, doch der Bauer jagte mich mit einer Mistgabel und einem zähnefletschenden Hund davon und sagte, er wolle keine weiteren Gutscheine. Mit Gutscheinen könne man kein Brot bezahlen!
    Ich entdeckte, dass die Menschen, wo immer auch ihre Sympathien liegen mochten, die Grenze der Belastbarkeit bereits erreicht hatten. Sie wurden gezwungen, Soldaten bei sich einzuquartieren, gegen Gutscheine, die in vielen Fällen noch wertloser waren als Schuldscheine, und obwohl ich Geld hatte, vertraute mir niemand. Bis auf die Haut durchnässt, lockte mich der warme Kohlenmeiler eines Köhlers, doch als ich merkte, wie der Mann und sein

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