Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
Vom Netzwerk:
rotes Haar. »Ist er hier?«
    »Die Stonehouses sind überall. Lord Stonehouse hat Teile der Stadt gekauft, die nicht den Colleges gehören.«
    Als wir die Wiesen hinter uns gelassen hatten, noch vor der verfallenen Stadtmauer, sah ich es. Die groben roten Kreuze auf dem Flechtzaun waren verblasst, so dass sie kaum noch zu erkennen waren. Doch ich begriff sogleich, um was es sich handelte: an der aufgeworfen Tonerde, die mit weißen Streifen gekennzeichnet war, und vor allem an der Art und Weise, wie die Menschen diesen Ort mieden. Ich stand ganz still und starrte die Stelle an.
    »Gehört ihm die auch?«
    »Die Pestgrube? Die gehört den Toten«, sagte Eaton, für seine Verhältnisse beinahe heiter. »Wenn man Euch dort hineingeworfen hätte, hätten wir jetzt nicht diesen ganzen Ärger.«

    Wir stellten die Pferde unweit der Pestgrube im Green Man unter, da Eaton meinte, die Stadt sei nicht sicher. Wir nahmen unsere orangefarbenen Tücher ab und begaben uns zu einem Gasthaus in der Nähe der Ortsmitte, das Dog and Pheasant, das zu klein und ärmlich war, um einen eigenen Stall zu besitzen. Eaton wollte nicht das Risiko eingehen, dass ich mich in die Nähe des Blue Boar wagte, wohin die Briefe für Matthew adressiert worden waren, obwohl ich zu bedenken gab, dass ich vermutlich leichter Auskunft erhalten würde als er. Mürrisch und verstimmt kehrte er vom Blue Boar zurück und sagte, er habe für eine Krone Informationen im Wert von vier Penny bekommen. Matthew war weg. Er hatte die Straße nach Woodstock und Chipping genommen, in Richtung Highpoint.
    Wir gingen früh zu Bett, um, wie er sagte, am Morgen zeitig aufbrechen zu können. Doch ich hatte weniger als eine Stunde geschlafen, als ich hörte, wie die äußere Tür geschlossen wurde. Sein Bett war leer. Vom Fenster aus sah ich ihn auf die Straße hinaustreten. Den ganzen Nachmittag war ich eingesperrt gewesen, und, immer noch wütend, weil er mich nicht zum Blue Boar mitgenommen hatte, kletterte ich die Stiege hinab, um ihm zu folgen. Es war ziemlich dunkel, und es waren nur wenige Leute unterwegs, als er auf einen Platz zuschritt.
    Voller Entsetzen blieb ich stehen, als ich einen Falken auf mich herabstarren sah. Er war so groß wie ein Rotmilan und wäre wie ein Stein auf mich gestürzt, wenn er nicht aus eben diesem Material bestanden hätte. Anstatt des sonst üblichen Holzschildes diente er als Zeichen für einen reichen Gasthof, das Stonehouse Arms.
    Meine Furcht ließ mich in einen dunklen Torweg zurückweichen, und das war gut, denn in diesem Moment drehte Eaton sich um und starrte in meine Richtung. Er besaß die Konzentration eines Jägers, Augen und Ohren waren auf jede Bewegung, jedes Geräusch gerichtet. Ich wagte erst wieder zu atmen, als er sich umdrehte und in eine dunkle Gasse neben dem Gasthof einbog. Ich zögerte, ihm zu folgen, denn ich fürchtete, er könnte am Ende auf mich warten. Gelächter veranlasste mich, mich vorsichtig den erleuchteten Fenstern zu nähern. An einem Tisch, brüllend vor Lachen, entdeckte ich Captain Gardiner. Bei ihm war Richard Stonehouse. Mit den brennenden Kerzen vollführten sie zum Schein einen Schwertkampf. Wachs spritzte über das Essen und die Gläser, während sie sich zankten. Ein Mann saß dabei, nippte an seinem Wein und beobachtete sie mit einer Mischung aus Nachsicht und Widerwillen. Der scharf gebogenen Nase und seinen Augen nach zu urteilen – obgleich diese teilweise hinter dicken Gläsern verborgen waren – konnte es sich nur um Edward Stonehouse handeln.
    Ich rannte. Ich konnte es nicht fassen, dass ich so dumm gewesen war, Eaton zu vertrauen, der sich ohne Zweifel demnächst zu ihnen gesellen würde. Ebenso zweifelsfrei hatte er mir seine Geschichte erzählt, um mich zu überzeugen, dass er – wie hatte Kate es genannt? – Qualitäten hatte, die er vor sich selbst leugnete. Ich rannte schneller als je zuvor in meinem Leben, entschlossen, mein Bündel zu schnappen und aus dieser Stadt zu verschwinden.
    Der Anblick dieses Trios und der Ärger über meine eigene Naivität hatten mich in derartige Panik versetzt, dass es einige Minuten dauerte, ehe ich begriff, dass ich mich verirrt hatte. Ich kam an den tiefschwarzen Fluss, sah eine Gasse, von der ich überzeugt war, sie zu kennen, und fand mich erneut am Marktplatz wieder. Alles, was ich besaß, befand sich im Dog and Pheasant – mein Geld, selbst mein Messer. Der Gasthof war so ärmlich, dass nur wenige Menschen ihn kannten. Diejenigen,

Weitere Kostenlose Bücher