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Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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Teller entdeckt, und ich hatte mitbekommen, dass eine Frau vergeblich einen Offizier anflehte, ihr die Schinken zurückzugeben, die sie für den Winter geräuchert hatten, da sie und ihre Kinder die Gutscheine, die sie dafür bekommen hatte, nicht essen könnten. Ich las ihr den Gutschein vor, als ich versuchte, ihr zu helfen: »Einzulösen beim Parlament gegen Drei Schinken. Gez. J––– (Cpt.)« Der Hauptmann klärte mich auf, dass jeder Opfer für die gute Sache bringen müsse. Darauf wusste ich keine Antwort, denn ich hatte genau dasselbe in meinen Flugblättern gefordert, obwohl ich beim Schreiben wesentlich mehr Leidenschaft empfunden hatte als jetzt.
    Von Will und seiner Einheit gab es keine Nachricht, doch der Hauptmann hatte uns erzählt, dass Chipping Norton, wo wir ihn treffen sollten, von den Royalisten gehalten wurde. Also ritten wir weiter Richtung Highpoint.
    Die kurzen Pausen, die wir machten, dienten eher dazu, den Pferden etwas Ruhe zu gönnen, da wir selbst auf ihren Rücken dösen konnten. Es regnete ohne Unterlass, aber Eaton fand trockene Hohlwege, in denen es widerlich nach Füchsen stank. Wir hatten ein Stück Leder zum Unterlegen und einen Fetzen einer Decke, doch um warm zu werden, waren wir auf einander angewiesen. Die größte Qual bereitete uns der Mangel an Nahrungsmitteln. Überall um uns herum fanden Truppenbewegungen statt, und Eaton wollte keinen Hasen schießen oder ein Feuer entzünden. Also aßen wir Beeren, von denen er, wie er sagte, einmal als Kind einen ganzen Winter gelebt hatte, ehe er lernte zu jagen. Sie hätten ihm die Kraft gegeben, die er brauchte, doch alles, was sie mir brachten, war Durchfall.
    Eines Morgens wachte ich mit knurrendem Magen auf und hörte ein Geräusch im Unterholz. Ich tastete nach der Pistole unter meinem Bündel, während ich durch die Blätter spähte. Die Pferde, die wir ganz in der Nähe angebunden hatten, reagierten ebenfalls auf das Geräusch. Ich folgte ihren Blicken und entdeckte einen Hirsch, der wachsam schnuppernd die Nase hob. Mit einem vollen Magen hätte ich sein prachtvolles Geweih und Gott für die Schönheit dieser Kreatur gepriesen, doch ausgehungert wie ich war, sah ich nur Fleisch, auch das ein Geschenk Gottes. Eaton schlief. Seine Warnungen ließen mich zögern, doch wir hatten am Abend zuvor keine Soldaten gesehen. Mein Mund wurde wässrig, und ich konnte schon fast das Wildbret riechen, das über dem Feuer brutzelte. Ich spannte die Pistole unter meinem Bündel, um das Geräusch zu dämpfen, trotzdem wurde das Tier aufmerksam. Sein Kopf war angespannt, die Ohren zitterten. Jeden Augenblick würde es davonlaufen. Ich feuerte, doch während ich abdrückte, wurde mir die Pistole aus der Hand geschlagen. Der Hirsch floh, Zweige und Blätter regneten herab, und kreischend erhob sich eine Heerschar aus dem Schlaf gerissener Vögel.
    Eaton riss mir die Pistole weg. »Verdammt, Sir! Wolltet Ihr etwa Euer eigenes Wild erlegen?«
    »M… mein eigenes …«, stotterte ich.
    »Lord Stonehouse’. Stonehouse oder nicht, er würde Euch an den Galgen bringen, wenn Ihr diesen Hirsch geschossen hättet.«
    »Sind wir in Highpoint?«
    »Gestern Vormittag haben wir die Grenze überschritten, als wir Barrow Down verlassen und den Great Forest betreten haben – psst.«
    Er hielt mir den Mund zu. Zuerst hörte ich nichts, aber als die Vögel sich wieder in den Bäumen niederließen und sich beruhigten, vernahm ich in der stillen Morgenluft mehrere Stimmen. Wortlos formte Eaton mit den Händen einen Steigbügel und ließ mich auf einen Baum klettern, während er alles in unsere Bündel warf und die Pferde losmachte. Es waren die erneut aufflatternden Vögel, die mir verrieten, wo sie entlanggingen. Ich erspähte einen blutverschmierten Verband an einem Kopf, ein rotes Erkennungszeichen.
    »Cavaliere. Fünf. Einer von ihnen ist verwundet.«
    »Zu Pferd?«
    »Nein. Sie haben unsere Spuren entdeckt.«
    Er fluchte leise. »Sie wollen unsere Pferde.«
    Ich war beschämt über meine Dummheit, uns trotz Eatons Warnungen in diese Lage gebracht zu haben, doch der verlor kein Wort darüber. Wir befanden sich zwischen dicht gewachsenen Bäumen und Büschen, wo man unmöglich reiten konnte. Eaton führte die Pferde auf einen schmalen Pfad. Er hatte Schwierigkeiten, die Tiere zu bändigen, und wir hörten, wie die Männer uns einholten.
    »Stopp! Im Namen des Königs!«
    »Eine halbe Meile, und wir sind aus dem Wald raus. Aufsitzen!«
    Ich warf mich auf

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