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Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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getragen wurde und meine Sinne langsam wieder zurückkehrten. Über mir schwankte eine schnörkelverzierte Zimmerdecke, während ich auf einer improvisierten Trage aus dem Umhang eines Soldaten und zwei Spießen getragen wurde.
    Big Jed grinste zu mir herunter. »Eine friedliche Verwendung für die Spieße«, sagte er. »Steht nicht in der Dienstvorschrift.«
    Er und ein anderer Soldat legten mich in ein Rollbett in einem Gesellschaftszimmer, in dem Luke saß, neben einer Statue von Mars, an dessen Schwertarm eine Muskete hing, und einer anderen Statue von Minerva, die mit Umhängen und Bündeln behängt war. Die Marmorfliesen waren grau vom Matsch.
    »Willkommen zu Hause«, sagte Luke. Mühsam stützte ich mich auf die Ellenbogen, starrte auf das nicht zusammenpassende Durcheinander aus klassischen Statuen und trocknenden Kleidern, auf Will, der an einer Säule lehnte, und Luke, der es sogar an diesem Ort schaffte, ein sauberes Hemd mit sorgfältig umgeschlagenen Spitzenmanschetten zu tragen. »Das ist doch Euer Landsitz, oder? Nicht schlecht, verglichen mit anderen.«
    Äußerst behutsam setzte ich mich noch weiter auf. Von dem Zimmer aus konnte ich in die große Halle blicken, aus der sie mich geholt hatten, durch zerschlagene Fenster, die auf eine Allee hinauswiesen, die breit genug für drei Kutschen nebeneinander war. Es war windstill, und die Fontäne des Springbrunnens schien reglos in der Luft zu stehen. Dahinter lagen Gärten, die kaum merklich zum tiefer liegenden Fluss abfielen. Auf der anderen Seite stieg das Land vom schnellfließenden Wasser bis zur Wildnis des Great Forest wieder an. Ich verstand, was Pym gemeint hatte, als er von der Macht gesprochen hatte. Könige hatten hier übernachtet, und um ihnen einen angemessenen Rahmen bieten zu können, hatten Lord Stonehouse’ Vorfahren sich fast in den Ruin gestürzt.
    Während ich mich voller Ehrfurcht umschaute, erzählte Will mir, dass sie in der Schlacht von Highpoint gegen eine starke Einheit von Cavalieren gekämpft hatten. Er sprach abgehackter als früher, gleichgültiger, als würde er seinem Oberst Bericht erstatten.
    »Sie hatten Pferde, und wir waren natürlich zu Fuß, also hatten wir auf offenem Feld keine Chance. Mit den Spießen haben wir sie am Fort eine Weile aufgehalten, obwohl wir dabei ein paar gute Kameraden verloren haben, was Luke?«
    Luke sagte nichts. Er holte etwas Tabak und eine Pfeife aus seinem Bündel.
    »Wir zogen uns wohlgeordnet ins Haus zurück …«
    »Wir haben uns vor Angst in die Hosen gemacht.« Luke riss den Pfropfen von Mr Ormondes bestem süßen Virginia ab. Seine Hände zitterten.
    Will fuhr fort, als hätte er ihn nicht gehört. Später begriff ich, dass sie beide nach dem, was sie erlebt hatten, unter Schock standen, indes verschieden reagierten. Will sprach unaufhörlich und erteilte den vorbeikommenden Soldaten Befehle. Luke war so respektlos wie immer, doch seine Witze hatten einen bitteren Beigeschmack bekommen.
    »Ihre Armee stürmte die Auffahrt dort hoch.« Will nahm sein Schwert, stützte sich auf Mars und deutete durch die zerschmetterten Fenster.
    »Alle zwölf Mann«, murmelte Luke.
    »Wir lockten sie mit einer Finte herein und auf dem Treppenabsatz dort oben in einen Hinterhalt. Sie flohen in Unordnung, aber wir hatten ihre Pferde sichergestellt …«
    Die Pfeife fiel Luke aus den Fingern, als er den Tabak hineinstopfte, und zerbrach auf den Fliesen. Er fluchte. »Komm schon, Will. Sie kamen, um zu plündern! Wir sind nach oben gerannt, um uns zu verstecken. Ich hatte Glück, als ich auf einen der Bastarde schoss, und du hast einem anderen Caesars Büste übergebraten. Als sie versuchten zu fliehen, haben ein paar unserer lieben Kameraden sich ihre Pferde geschnappt, sind desertiert und haben sich zurück nach London verpisst. Ich wünschte, ich hätte mich ihnen angeschlossen.«
    Er grinste, doch ich glaubte, dass er nur zur Hälfte scherzte. Jetzt, wo er keine Pfeife mehr hatte, drehte er an seinem Ehering, auf dem eingraviert stand: KEIN HERZ SO TREU WIE MEINES ZU DIR.
    »Ich bin Vater geworden«, sagte er. »Ich habe einen Brief von Charity bekommen.« Neidisch starrte ich auf den Ring, als er ihn küsste. Er hatte sie wahrhaftig gehalten und die Mysterien der Liebe entdeckt; was immer geschah, sie würden zusammen sein. Wenn ich dagegen im Wald gestorben wäre, hätte sich meine Seele nur mit den verrottenden Blättern vermengt, ohne dass ich herausgefunden hätte, wer mein Vater war oder

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