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Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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Lagerfeuer.
    Ehe ich zur Tür hinaus war, hatte er sich einen weiteren Brandy eingegossen. Ich war schon halb die Treppe runter, als er rief: »Warte! Bei dem ganzen Gerede hätte ich es beinahe vergessen!«
    Erneut wühlte er in der Schublade herum, dann in einer anderen, wobei er vor sich hin nuschelte und schließlich eine Münze zum Vorschein brachte. »Matthew sagte, sie würde dir gehören, nicht ihm.«
    Es berührte mich zutiefst, als ich daran dachte, dass mein Vater, selbst in einem Moment der Panik und obwohl er selbst alles Geld gebrauchen konnte, das er hatte, mir so viel hinterlassen hatte, wie er konnte. »Mir?«
    »Es gehört dir. Das hat er gesagt.«
    Verwirrt nahm ich die Münze entgegen, drehte sie immer wieder um, als könnte ich in den Inschriften irgendeine Botschaft erkennen. Aber es war nur ein silbernes Halbkronenstück wie jedes andere, das den König auf einem Streitross zeigte.

6. Kapitel
    Wenn ich in Poplar bliebe, würden sie mich finden, wer immer sie sein mochten. Also tat ich das, wovon ich annahm, dass sie es nicht erwarten würden. Wie Dick Whittington machte ich kehrt und ging zurück in die Stadt.
    Ich würde herausfinden, wer die Männer waren, die meiner Überzeugung nach meine Mutter getötet hatten. Ich würde versuchen, Antworten auf die Fragen zu finden, die ohne Unterlass in meinem Kopf herumwirbelten wie ein Schwarm wütender Bienen. Warum hatte Mr Black mich als Lehrjungen genommen? Was hatte er mit dem Mann mit der Narbe zu tun?
    Der Einzige, der diese Fragen beantworten konnte, oder zumindest die meisten davon, war Mr Black.

    Der Wind trieb dunkle dahineilende Wolken über die Marsch, als ich am nächsten Morgen nach einer zweiten Nacht bei Mutter Banks aufbrach. Gegen Mittag erreichte ich die Außenbezirke der Stadt. Dort machte ich Halt. Mit meiner Lehrlingskluft würde ich nicht weit kommen, und die Überreste der flotten Matrosenmütze verdeckten mein rotes Haar kaum.
    Kurz hinter der Stadtmauer fand ich genau die Art Markt, die ich brauchte. Von Irish Mary in einer Stoffbude im zweiten Gang kaufte ich dünne Kniehosen, weil sie Schleifen hatten, die man am Knie binden musste und von denen ich so töricht war zu glauben, das sei der letzte Schrei. Meine Lehrlingsstiefel tauschte ich gegen ein Paar Schuhe mit schicken Schnallen, wie sie auch »bei Hofe« getragen wurden, wie die Frau sagte. Ich liebäugelte mit einem ledernen Wams und zog die Münze hervor, die Matthew mir hinterlassen hatte. Sie biss hinein und sagte, es sei nicht nur eine gute, sondern eine der ersten Münzen, die geprägt worden waren.
    »Woher wollt Ihr das wissen?«
    »Seht hier. Auf dem Rand … die Lilie.«
    Mit dem langen Fingernagel deutete sie auf die winzige bourbonische Lilie über dem Kopf des Königs. Sie sagte, dieses Zeichen verrate, dass die Münze 1625 geprägt worden sei, im Jahr der Krönung des Königs.
    »Genau so alt wie Ihr«, kicherte sie.
    Ein unerklärlicher Schauder erfasste mich; die Art Zittern, die Susannah stets hatte frage lassen: »Ist jemand über dein Grab gelaufen, Tom?«
    Matthew hatte dem Schiffsbauer erzählt, dass die Münze mir gehöre. Jetzt nahm ich sie zurück und drehte sie zwischen den Fingern. Vielleicht war es eine magische Münze, und wenn ich sie ausgab, würde ich einen Teil meiner Vergangenheit weggeben. Widerstrebend zog ich das teure Wams aus und steckte die Münze zurück in meine Tasche. Stattdessen erwarb ich das, was die Frau einen Josephmantel nannte, vielleicht nach dem Mantel der tausend Farben, obwohl diese Farben eher von den zahlreichen Lederflicken stammten, die ihn zusammenhielten, bedeckt mit Fett und anderen Flecken, deren Herkunft ich gar nicht so genau wissen wollte. An einem anderen Stand tauschte ich mein Lehrlingsmesser gegen einen Dolch mit Sägezähnen. Er besaß Zähne auf der Oberseite der Klinge, mit denen man die wütende Klinge eines jeden Schwerts fangen und abbrechen konnte.

    Die Stadt wirkte anders. Cornhill war sauber gefegt. Trotz Nieselregen waren Gruppen von Straßenkehrern in Poultry unterwegs, die den Abfall aus den Häusern, tote Vögel und Hunde in ihre Karren warfen. Sie stritten nicht herum, wie sie es üblicherweise taten, dass ein Abfallhaufen »hinter der Linie« im Bereich eines anderen läge, und schoben ihn auch nicht über die Grenze, sobald der andere Karren außer Sicht war. Man hatte Holzplanken ausgelegt, damit die Wagen nicht im Straßenmatsch steckenblieben. Eine Gruppe Männer debattierte

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