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Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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verbittert.
    »König …?«
    Ich hielt die Flugschrift in die Höhe. Langsam begann er zu lesen, dann ließ er es fallen. Sein Gesicht war gerötet, so dass ich fürchtete, er würde einen erneuten Anfall erleiden.
    »Sie darf George nicht heiraten, Sir!«, flehte ich. »Wenn Ihr Eure Erlaubnis verweigert, kann es noch verhindert werden, selbst jetzt noch!«
    Die Kirchenglocken hörten auf zu läuten. In der durchdringenden Stille öffnete er bebend den Mund und schloss ihn wieder.
    »Verweigert Ihr Eure Erlaubnis? Mr Black?«
    Er starrte mich an, der geschlossene Mund bebte. Ich hob ein Blatt Papier und eine Feder von Boden auf und tauchte sie in die Tinte.

17. Kapitel
    Ich rannte an dem Gedenkstein vorbei, wo Anne sich an den Nesseln gebrannt hatte. Stolperte die Kirchenstufen hinauf. Fiel in der Vorhalle der Länge nach hin. Hörte die Worte des Pfarrers nachhallen: »… in Krankheit und in Gesundheit, Treue zu schwören …« Voller Panik, dass sie »Ich will« sagen könnte, rappelte ich mich auf und rannte in die Kirche.
    »Ich will.«
    Es war George, der gesprochen hatte, ein George, der sein Gesicht geschrubbt hatte, bis es glänzte, ein George, der sich selbst zu diesem freudigen Anlass in einen schwarzen Leibrock und Kniehosen gezwängt hatte und dessen Worte unheilvoll durch die Kirche hallten. Annes einfaches, schmuckloses Kleid hob den Kontrast zwischen ihnen nur noch stärker hervor.
    Der Pfarrer, Mr Tooley, wandte sich ihr zu. »Anne, willst du diesen Mann zu deinem angetrauten Gatten nehmen, mit ihm in Gottes Sakrament leben …«
    »Das wird sie nicht!«, schrie ich. »Ich meine, sie darf nicht! Ihr Vater verbietet es!«

    Nach meinem Auftauchen in Turvilles Studierzimmer war dies das zweite Mal, dass ich erlebte, welche Macht darin lag, ein Edelmann zu sein oder zumindest wie einer auszusehen. Selbst ein reicher Kaufmann wie Benyon zögerte zu widersprechen, vor allem als er hörte, wie ich Mr Tooley von Mr Blacks Verärgerung berichtete, weil George aufwieglerische Pamphlete gedruckt hatte. Inzwischen herrschte das Parlament über die Stadt, und solcherlei Schriften waren ein ernstes Vergehen. Benyon schickte einen seiner Diener los, der sich verstohlen aus der Kirche schlich. Die Gemeinde war in Aufruhr. Mr Tooley rief: »Dies ist ein Gotteshaus, keine Schaubühne!«, während er mich zusammen mit George, Anne und Mrs Black in die Sakristei führte.
    Anne weigerte sich, mich anzuhören. Sobald ich den Mund aufmachte, unterbrach sie mich mit den Worten: »Du hast dein Versprechen gebrochen.«
    »Ich musste! Du kannst ihn nicht heiraten! Er hat deinen Vater betrogen!«
    »Du hast dein Versprechen gebrochen, mich nie wieder aufzusuchen!« Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Du hast es versprochen, versprochen!«
    »Ich habe deinen Vater besucht.«
    »Meinen Vater! Du hast ihn besucht? Du wirst ihn noch töten!«
    Sie schlug die Hände vors Gesicht.
    »Er hat die Hochzeit verboten«, rief ich aus.
    »Verboten?« Sie nahm die Hände vom Gesicht und blickte mich wütend an.
    In der trostlosen Enge der Sakristei, mit den schwarzen Roben an den Wänden und Notizen von Gemeindeversammlungen, erholte George sich von seinem Schreck. »Wie kann das wahr sein?« Seine Stimme überschlug sich beinahe vor Empörung. »Haben wir nicht mit ihm gesprochen, ehe wir gingen? Hat er uns nicht seinen Segen gegeben?«
    »Ist das wahr, mein Kind?«, frage Mr Tooley streng.
    Anne wickelte ihre schlanken Finger umeinander, bis ich dachte, sie müssten brechen. »Ja. Ja. Soweit er eben sprechen konnte.« Ihre Mutter kam herüber, um den Arm um sie zu legen, aber Anne stieß sie fort und fuhr mich an. »Warum glaube ich dir immer noch? Ich kann nicht ein Wort glauben von dem, was du sagst. Du hast versprochen, mich nicht wiederzusehen, und jetzt, jetzt … ausgerechnet an diesem Tag …!«
    Unter Tränen brach sie zusammen, und ihre Mutter führte sie zu einer Bank in der Ecke. Ich konnte nicht anders und versuchte, zu ihr zu gelangen, doch Mr Tooley packte mich an der einen Seite und George an der anderen. »Schlimmer als ein Dieb ist ein Lügner, Mr Tooley, denn er stiehlt die Wahrheit aus Eurem Mund«, sagte George.
    Das Zitat aus seinem Lieblingsbuch Jesus Sirach rief mir all die scheinheiligen Predigten ins Gedächtnis, die er über die Jahre in mich hineingeprügelt hatte und die mich stärker verletzt und in Rage gebracht hatten als sein Winkelhaken. Ich bemühte mich, meine Wut unter Kontrolle

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