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Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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sofort kam er wieder heraus, setzte einen fein gearbeiteten Federhut auf und ging davon. Langsam atmete ich aus und ein, um mein immer noch pochendes Herz zu beruhigen.
    Er war fast außer Sicht, doch noch nicht ganz zufrieden mit dem Sitz des Hutes. Vor einem Glasspiegel in einem der Alkoven blieb er stehen. Seine Finger erstarrten. Es dauerte den Bruchteil einer Sekunde, ehe ich begriff, dass er mich im Spiegel sehen konnte. Vermutlich glaubte er nicht, was der Spiegel ihm zeigte. Vielleicht hielt er mich für einen Geist. Ich konnte mich weder rühren noch ein Wort herausbringen. In diesem Moment wünschte ich, wirklich ein Geist zu sein, der so plötzlich verschwinden könnte, wie Richard glaubte, dass ich aufgetaucht war. Die Gehässigkeit in seinem Blick ließ mich erstarren wie ein Kaninchen vor einer Schlange.
    »Du«, sagte er leise. »Du.«
    Er kam nah genug heran, um den Samt meines Leibrocks zu berühren. Meine Kleider schienen die gleiche Wirkung auf ihn zu haben wie ein Streichholz auf Schwarzpulver. Als er mich auf der königlichen Parade beinahe getötet hatte, hatte ich in meiner abgetragenen Kleidung wie eine lächerliche Missgeburt gewirkt. Und jetzt? Auch wenn ich nicht an Richards anspruchsvolle Aufmachung eines Höflings heranreichte, von den riesigen blumigen Rosetten an den Schuhen bis zu den Federn an seinem Hut, hatte ich doch unmissverständlich das Aussehen eines Edelmanns. Er hatte sein Schwert bereits halb gezogen, als er seinen Vater in der Tür stehen sah. Es war das einzige Mal, dass ich Lord Stonehouse sprachlos erlebt habe. Sein Mund stand offen. Er blinzelte und blinzelte noch einmal. Wenn Richard geglaubt hatte, er habe einen Geist erblickt, so war er davon überzeugt. Ich öffnete den Mund.
    »Ich …«
    Es war das einzige Wort, das ich hervorbrachte. Doch das genügte. Ich existierte. Ich lebte. Richard ignorierte mich. Er würde nicht mit mir sprechen. Ich war unsagbar. Die Worte, die er zu seinem Vater sagte, waren wie Säure, versetzt mit Bitterkeit. »Hättet Ihr nicht wenigstens warten können, bis ich weg bin?«
    »Ich hatte keine Ahnung, dass er hier ist.«
    »Er hat sich also selbst hereingelassen, nehme ich an?« In einer einzigen verschwommenen Bewegung war das Schwert aus der Scheide und die Spitze an meiner Kehle. Er erwartete, dass ich zurückspringen würde, doch das tat ich nicht. Vor wenigen Momenten war ich noch so bewegt gewesen, dass ich den Impuls verspürt hatte, ihn und seinen Vater zu umarmen. Jetzt erwiderte ich seinen Blick mit einem Gefühl des Hasses, der seinem in nichts nachstand. »Und diese feine Spitze hat er auch mit seinen erbärmlichen, aufwieglerischen Flugschriften bezahlt, nehme ich an?« Mit einem Wisch der Klinge riss er mir den Spitzenkragen ab. Unwillkürlich zuckte ich zurück. Von diesem Augenblick an ignorierten sie mich. Ich hatte eine alte Wunde aufgerissen, und mit jedem Wort rissen sie sie weiter auf.
    »Ich habe diesen Jungen seit Jahren nicht gesehen, und das ist die Wahrheit!«
    »Ihr seid ein alter Heuchler!«
    Das Gesicht seines Vaters lief rot an, so dass ich meinte, eine Ader müsse geplatzt sein. »Wage es nicht, so mit mir zu reden, Richard!«
    »Stolz? Ihr wart stolz, mich loszuwerden!«
    »Das ist nicht wahr! Ich habe jedes Wort ernst gemeint!«
    In Lord Stonehouse’ Stimme lag so viel Agonie, dass ich mit mir rang, ihre Auseinandersetzung zu unterbrechen und das Missverständnis aufzuklären, aber ebenso gut hätte ich versuchen können, einen Wirbelsturm aufzuhalten. Sie schoben mich zur Seite bis an die Balustrade. Unten in der Halle konnte ich die Bediensteten, die Besucher und Eaton sehen, wie sie nach oben starrten. Letzterer warf mir einen grimmigen Blick zu, doch selbst er wagte es nicht, dazwischenzugehen. Als sie sich schließlich heiser gebrüllt hatten, lief Richard die Treppe hinunter, und erst jetzt schien er die wie gebannt dastehende Menschenmenge in der Halle zu bemerken.
    Lord Stonehouse stand am Kopf der Treppe. In den Adern an seinen Schläfen pochte das Blut, etwas Speichel bedeckte den Leinenkragen an seinem Hals, aber dennoch war er eine imposante, beinahe furchteinflößende Erscheinung. Er war groß und hatte nicht allzu viel Fett angesetzt. Die muskulösen Arme konnten immer noch ein Pferd bezwingen oder ein Schwert schwingen. Sein Haar war kürzer als das seines Sohnes, doch er hatte noch mehr schwarze als graue Strähnen. Er war nachlässig in Schwarz gekleidet, nur ein kleiner Orden des

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