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Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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würde?«
    »Nie…mand!«
    »Lügner!« Er betastete mein Doublet. »Feinster Samt. Wer hat dir das gekauft?«
    Erneut schoss er einen Blick auf Eaton ab. Schuld stand dem Verwalter ins Gesicht geschrieben. Und da begriff ich. Ich erinnerte mich an den Ausdruck der Panik in Eatons Gesicht, als er mich zum ersten Mal in diesen Kleidern gesehen hatte. Zum Äußersten entschlossen, weil Richard nicht erben und ihr luxuriöses Leben ruinieren sollte, hatten sie mir meine Zukunft in den schillerndsten Farben ausgemalt. Das Stadthaus, von dem sie gesprochen hatten, kam mir jetzt wie ein Traum vor; vielleicht hatte nie die Aussicht auf irgendein Erbe bestanden, außer in Lord Stonehouse’ Fantasie, oder als Drohung, die er gegen seinen Sohn verwenden konnte. Eaton und Turville hatten sich verschworen, um mich im richtigen Moment zu präsentieren – und ich war im denkbar ungünstigsten aufgetaucht.
    Erneut befingerte er den Leibrock. »Wer hat dir das gegeben? Was haben sie dir erzählt?«
    Die Worte waren beinahe aus meinem Mund heraus, doch ich schluckte sie herunter. Wenn ich ihm die Wahrheit sagte, wäre er überzeugt, dass ich mich zusammen mit Eaton und Turville verschworen hatte. »Nichts! Ich habe mir diese Kleider selbst gekauft!«
    Ich erhaschte einen Blick auf Eatons erleichterte Miene. Lord Stonehouse bemerkte es ebenfalls; nicht die kleinste Nuance entging ihm. »Du?« Das Wort troff nur so vor Ungläubigkeit und Verachtung. Verachtung angesichts der bloßen Vorstellung, so ein jämmerlicher Wicht wie ich könnte genug Geld verdienen, um sich solche Kleider leisten zu können. Ohne diese Verachtung hätte er die Wahrheit aus mir herausbekommen, doch sie stachelte mich an, denn mein Stolz war ebenso groß wie seiner. Aber es war eine andere Art des Stolzes; der Stolz auf sieben Jahre ehrlicher Arbeit und Plackerei. Der Verkauf meiner Flugschriften hatte angefangen, mir mehr Geld einzubringen, als ich mir je hätte träumen lassen, und ich hätte mir diese Kleider gerade eben selbst leisten können.
    »Ja! Ich habe sie mir erarbeitet!« Ich streckte meine Hände aus. Jede Furche meiner Hände und die Windungen meiner Finger waren erneut von der Tinte verfärbt. Die Arbeit, auf die ich so stolz war, war seine Verachtung nicht wert. Und kein Argument würde ihn umstimmen, sobald er einmal entschieden hatte, recht zu haben. Er schüttelte mich, dass mein Kopf hin und her wackelte. Ich verlor die Beherrschung, packte ihn bei den Schultern und stieß ihn von mir.
    Ich hatte das Gefühl, am Ende einer Reise angelangt zu sein, die damit begonnen hatte, dass ich Worte, welche die Welt verändern würden, aus dem Schlamm gerettet hatte. Diese Worte hatten einen Prozess in Gang gesetzt, und die Armee würde ihn beenden. Doch wenn dies einer der Männer war, der das Heer anführte, einer der Großen Zwölf, denen selbst Mr Pym sich beugte, welche Hoffnung gab es dann noch? Seine Worte waren unredlich und falsch. Es waren keine Worte der Hoffnung und Veränderung, sondern der Doppeldeutigkeit und Verzweiflung.
    Er war so schockiert, dass ich es gewagt hatte, Hand an ihn zu legen, dass er mich mit offenem Mund angaffte, während es nur so aus mir hervorsprudelte. Ich erzählte ihm von den Worten, die ich aus dem Schlamm gerettet hatte, dass ich geglaubt hatte, er sei ein ebenso großer Anführer wie Mr Pym, während er in Wirklichkeit nur daran dächte, einen Mann zu hängen, weil er Berberpferde gestohlen hatte, und einem ehrlichen Drucker Haus und Hof zu nehmen. Eaton zuckte zusammen und wandte sich ab. Er erwartete, dass Lord Stonehouse explodieren würde, während ich immer weiter redete. Oh, ich erzählte jede Menge dummes Zeug, Sachen, die ich vom ohrlosen Jack aufgeschnappt hatte und kaum richtig verstand, aber mein mangelndes Wissen machte ich mit Leidenschaft und Überzeugung wett, während Lord Stonehouse mich anstarrte, als sei ich ein Wesen, das geradewegs vom Mond gestürzt war.
    Als er wieder genug Atem geschöpft hatte, nahm er eine Glocke von seinem Pult. Ich redete immer noch weiter, fing ganz am Anfang an, wie er sich meiner auf dem Hof der Werft angenommen hatte, nachdem ich mich verbrannt hatte. Er sei es gewesen, ich wusste, dass er es gewesen sei, wiederholte ich, als er Anstalten machte, es abzustreiten. Ich sagte ihm alles, was ich ihm vielleicht gesagt hätte, wenn er mich erzogen hätte und nicht nur sein Geld. Als zwei stämmige Diener eintraten und mich ergriffen, musste ich die Geschichte

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