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Peter Hoeg

Peter Hoeg

Titel: Peter Hoeg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fräulein Smillas Gespür für Schnee
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notwendig. Zum Erkennen braucht es nicht viel. Es ist der Mechaniker.
    Vielleicht habe ich es die ganze Zeit über gewußt, daß er der vierte Passagier sein würde.
    Als ich ihn erkenne, begreife ich, daß ich auf die Kronos zurückmuß.
    Nicht daß es plötzlich gleichgültig geworden wäre, ob ich lebe oder sterbe. Eher daß mir das Problem aus den Händen genommen worden ist. Es hat nicht nur etwas mit Jesaja zu tun. Oder mit mir selbst. Oder mit dem Mechaniker. Nicht einmal nur mit dem, was zwischen uns ist. Es ist etwas Größeres. Vielleicht ist es die Liebe.
     
    Als ich den Kai entlanggehe, ist das Licht wieder da. Es hat keinen Sinn, sich verstecken zu wollen.
    Der Turm vor der Kronos ist bemannt. Die Gestalt hinter dem Glas gleicht einem Insekt. Aus der Nähe sieht man, daß es an ihrem Sicherheitshelm mit den zwei kurzen Antennen liegt.
    Zwei Schläuche führen an Bord, die Kronos tankt Diesel. Oben an der Gangway sitzt Hansen. Als er mich sieht, erstarrt er. Er hat meinetwegen dagesessen. Aber er hat mich aus der anderen Richtung erwartet. Auf diese Situation ist er nicht eingestellt. Er kommt nur langsam in die Gänge, Improvisation ist nicht seine Stärke. Zunächst einmal versperrt er mir den Weg. Versucht das Risiko einer Offensive einzuschätzen. Ich taste nach dem Schraubenzieher und gerate mit der Hand in meine Plastiktüte. Auf der Treppe hinter ihm kommt Lukas zum Vorschein. Ich reiche Hansen meine geballte Hand.
    »Von Verlaine«, sage ich.
    Seine Hand schließt sich um das, was ich ihm gegeben habe. In einem spontanen, durch den Namen des Bootsmanns hervorgerufenen Gehorsam. Jetzt steht Lukas direkt hinter ihm. Er überschaut die Situation mit einem einzigen Blick. Seine Augen werden schmal.
    »Sie sind naß, Jaspersen.«
    Er versperrt mir den Weg zur Treppe.
    »Ich habe etwas erledigt«, sage ich. » Für Hansen.«
    Hansen sucht nach Worten des Protests. Er öffnet die Hand, um vielleicht dort eine Antwort zu finden. Auf seiner großen Handfläche liegt eine Kugel. Sie entfaltet sich, während wir sie ansehen. Es sind ein paar Schlüpfer, kleine, mit Spitze, kreideweiß.
    »Es gab sie nicht größer«, sage ich. »Aber Sie kommen bestimmt rein, Hansen. Sie sind sehr elastisch.«
    Ich gehe an Lukas vorbei. Er versucht nicht, mich aufzuhalten. Hansen hat seine volle Aufmerksamkeit. In seinem Gesicht steht das blanke Staunen. Er hat es schon schwer, der Lukas. Um ihn herum nichts als unbeantwortete Fragen.
    Auf der Treppe höre ich gerade noch, daß er auch vor diesem Rätsel aufgibt.
    »Erst das Gepäck«, sagt er. »Danach das hintere Ankerspill. Wir laufen in einer Viertelstunde aus.«
    Seine Stimme ist heiser, erstaunt, irritiert und gequält.
     
    Ich ziehe das nasse Arbeitszeug aus und setze mich auf die Koje. Ich denke an Jakkelsen.
    Durch den Schiffsrumpf spürt man, daß die Ölpumpen abgeschaltet werden. Daß die Schläuche eingerollt werden, daß sie die Springe einfahren und das Deck seeklar gemacht wird.
    Irgendwo draußen im Dunkeln, etwa einen Kilometer von hier entfernt, sitzt Jakkelsen. Ich bin die einzige, die weiß, daß er es geschafft hat, von Bord zu kommen. Die Frage ist, ob ich seine Abwesenheit melden soll.
    Die Gangway wird abgezogen. Auf Deck werden die Posten an den Vertäuungen besetzt.
    Ich bleibe sitzen. Weil Jakkelsen vielleicht irgend etwas mitbekommen hat. Seine Stimme an Deck, sein Selbstvertrauen und seine Gewißheit hatten irgend etwas, das mir immer wieder durch den Kopf geht. Wenn es wahr ist, daß er etwas entdeckt hat, muß es einen Grund haben, daß er an Land wollte. Er muß gedacht haben, daß das, was zu tun war, von dort aus getan werden mußte. Vielleicht kann er mir also immer noch helfen. Obwohl ich nicht sehe, wie oder warum er das tun sollte. Oder mit welchen Mitteln.
    Die Schiffssirene heult nicht, die Kronos verläßt die Greenland Star so anonym, wie sie gekommen ist. Ich habe noch nicht einmal gemerkt, daß die Maschine aufgedreht hat. Nur eine Veränderung in den Bewegungen des Rumpfes sagt mir, daß wir fahren.
    Unsere Durchschnittsgeschwindigkeit beträgt achtzehn Knoten. Zwischen vierhundert und vierhundertfünfzig Seemeilen am Tag. Das bedeutet, daß wir in ungefähr zwölf Stunden da sind. Wenn ich recht gehabt habe. Wenn wir auf dem Weg nach Gela Alta zum Barrengletscher sind.
    Etwas Schweres wird durch den Korridor geschleift. Da die Tür zum Achterdeck geschlossen ist, gehe ich dem Geräusch auf dem Flur hinterher. Durch die Scheibe

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