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Peter Hogart 1 - Schwarze Dame

Peter Hogart 1 - Schwarze Dame

Titel: Peter Hogart 1 - Schwarze Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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die Bilderrahmen an den Wänden, doch ohne Erfolg. Allem Anschein nach lebte hier ein durchschnittlicher, etwas verlotterter junger Mann, der als Teilzeitkraft auf dem Prager Fischmarkt arbeitete und sich mit seinem geringen Einkommen nicht mehr als diese schäbige Wohnung in einem schäbigen Stadtviertel leisten konnte.
    Als Ondrej die Toilettentür öffnete, verzog er das Gesicht. »Oh, Scheiße, hier drin stinkt es schlimmer als bei Jiri.«
    Hogart hörte, wie Ondrej den Keramikdeckel des Spülkastens anhob. Er selbst ging am Klo vorbei zur Küche. Auch hier war der Vorhang zugezogen. Hogart hatte in seiner Zeit als Außendienstmitarbeiter schon viele Ferkel gesehen, doch Lomeg schlug sie alle. Ein Berg schmutzigen Geschirrs stapelte sich in der Spüle. Auf dem Backblech im Elektroherd lag eine Alufolie voller vertrockneter Pizzareste. Die Saftpackungen im Eiskasten waren aufgebläht, in den Gurkengläsern schwamm zentimeterdicker Schimmel und die Wurstscheiben rollten sich an den Rändern auf. Die Gefahr, dass Lomeg plötzlich auftauchte, war ziemlich gering, denn nach dem Zustand der Lebensmittel zu schließen, wurde die Wohnung schon seit Wochen nicht mehr benutzt.
    Hogart durchsuchte sämtliche Küchenschränke, fand jedoch nur Gläser und unbenutztes Besteck. Zuletzt betrachtete er die Tiefkühltruhe, die unauffällig in der Ecke surrte. Die Kontrolllampe leuchtete rot. Hogart starrte auf den Deckel. Bei dem Gedanken, sie zu öffnen, rieselte ihm ein Schauder über den Nacken. Möglicherweise war Lomeg so krank und sammelte die abgetrennten Körperteile seiner Opfer in dieser Truhe. Widerstrebend hob er den Deckel an und riskierte einen Blick hinein. Doch alles, was er sah, waren Tiefkühlpizzen.
    »Hier ist nichts«, rief Ivona aus dem Badezimmer. »Ist euch aufgefallen, dass sich in der Wohnung kein einziger Spiegel befindet?«
    Hogart starrte auf die einzige Vitrine in der Küche, aus der sogar die Glasscheibe entfernt worden war. Wollte Lomeg den Anblick seines eigenen Spiegelbilds vermeiden? Hatte er deshalb die Vorhänge vor die Fensterscheiben gezogen?
    »Scheiße, hier ist auch nichts«, fluchte Ondrej aus der Abstellkammer. »He, Detektiv, du hast dich wohl geirrt!«
    »Oder Lomeg ist schlauer als wir dachten«, wandte Hogart ein.
    »Sieht so die Wohnung von jemandem aus, der unheimlich schlau ist?« Ivona kam in die Küche. »Wir sollten von hier verschwinden, bevor uns jemand erwischt.«
    Sie gingen in den Vorraum. Bevor Hogart das Licht ausschaltete, hängte er den Schlüssel, den Ivona geklaut hatte, auf das Bord. Daneben baumelte ein nahezu identischer Schlüssel am Haken, doch hatte er einen anders gezahnten Schlüsselbart und trug die Ziffer 1 auf dem Anhänger. Hogart nahm ihn von der Wand.
    »Zeigen Sie mal her«, bat Ivona. »Die Hausverwalterin meinte zuvor, das Buch sei vielleicht gar nicht hier, sondern in der anderen Wohnung.«
    »Welche andere Wohnung?«, fragte Ondrej.
    »Weiß ich nicht, ich hatte mir nichts dabei gedacht.«
    »Sehen wir uns die Wohnung mit der Türnummer eins an«, schlug Hogart vor. »Möglicherweise hat die Kripo dort nicht gesucht.«
     
    Sie mussten bis in den Keller hinabsteigen. Außer einer nackten Wohnungstür waren hier unten nur eine mit grauen Kacheln geflieste Waschküche, in der eine Neonröhre flackerte, und ein mit Holzgittern versperrtes Abteil, das der Aufbewahrung von Kohlen, Brennholz, Werkzeugen, Blecheimern und Fahrrädern mit aufgeplatzten Reifen diente.
    An der Wohnungstür befanden sich weder ein Namensschild noch eine Türnummer, doch es musste die gesuchte sein. Hogart probierte den Schlüssel aus; er passte. Langsam schob er die Tür auf und trat hindurch. Da die verschmierten Kellerfenster auf Höhe des grauen Straßenasphalts nur spärlich Licht einließen, war es hier unten noch dunkler als in den oberen Räumen. Die Wohnung bestand nur aus einem Gang und zwei Zimmern, in denen sich eine zerschlissene Couch und einige Kommoden befanden sowie eine Einbauküchenzeile mit Linoleumbeschichtung, die an den Fronten bereits abblätterte. Kein Bad, keine Toilette. Wie Hogart bereits vermutet hatte, waren sämüiche Schubladen und Schränke leer - und auch hier gab es keinen Spiegel.
    »Hier wohnt niemand. Bis auf diese Kiste ist alles leer.« Ivona stieß mit dem Fuß gegen eine offene Pappschachtel, die neben einem Heizkörper an der Wand stand. Die Teile einiger technischer Geräte schlugen klimpernd aneinander.
    Hogart warf einen Blick

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