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Peter Hogart 1 - Schwarze Dame

Peter Hogart 1 - Schwarze Dame

Titel: Peter Hogart 1 - Schwarze Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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drückte.
    Hogart starrte auf die Fische, die in der Kälte dampften. Der Lachs roch gar nicht mal so übel, aber das Fett tropfte durch das Papier. Er bedankte sich.
    Pelepkov grinste. »Kein Problem. Osterreich schön, Wien super!« Er hielt beide Daumen hoch, bevor er sich wieder neuer Kundschaft zuwandte.
    »Wahnsinn!«, entfuhr es Hogart.
    Ivona lächelte. »Er ist ein Fan von Ihnen. Sie haben keine andere Wahl und müssen die Lachsstulle probieren!«
    Hogarts Lippen formten lautlos, aber überdeutlich vier Silben: Ich-hasse-Fisch!
    Sie nahm ihm eine Tüte ab. »Kommen Sie, gehen wir.«
    Während sie sich einen Weg zu ihrem Auto bahnten, drückte sich ein Junge mit struppigem Haar, kaum älter als neun Jahre, zwischen ihnen hindurch. Hogart bemerkte ein leichtes Zupfen an seinem Mantel. Mit einem reaktionsschnellen Griff bekam er gerade noch den Unterarm des Jungen zu fassen. Der Taschendieb hatte seine Manteltasche durchwühlt, aber nichts gefunden. Im nächsten Moment spürte Hogart einen heftigen Schmerz - der Bengel hatte ihm gegen das Schienbein getreten und begann lauthals zu fluchen. Statt loszulassen hielt Hogart dem Jungen seine Tüte mit dem Fischbrot hin. »Hier, nimm das und hau ab!«, sagte er auf Tschechisch. Der Junge verstummte. Hogart konnte gar nicht so schnell schauen, da war der Lümmel mit der Tüte verschwunden.
    »Auf dem Markt wimmelt es von Taschendieben - ich hätte Sie warnen sollen«, sagte Ivona.
    »Erzählen Sie mir lieber, worüber Pelepkov mit Ihnen gesprochen hat.«
    »Lomeg arbeitet schwarz auf dem Markt, dreimal die Woche am Vormittag, um die Miete für seine Wohnung zu bezahlen«, sagte sie, während sie ihr Lachsbrot kaute. »Doch Pelepkov meint, er sei seit Tagen wie vom Erdboden verschwunden. Eigentlich hätte er heute hier sein müssen, da der Markt in den letzten Wochen Hochbetrieb hat, bevor die Händler ihre Läden abbauen, aber er ist nicht gekommen. Pelepkov hat mehrmals versucht, Lomeg anzurufen, ihn jedoch nie erreicht.«
    »Er ist abgetaucht«, sagte Hogart. »Hätte ich genauso gemacht.«
    »Sieht danach aus.«
    »Was hat er noch erzählt?«
    »Lomegs Vater ließ seine Mutter noch während der Schwangerschaft sitzen. Da sie schwer alkoholabhängig war, wurde ihr das Sorgerecht entzogen. Lomeg wuchs im Heim auf. Freunde hat er keine - mehr weiß Pelepkov nicht über ihn.«
    Neben der letzten Fischbude blieb Hogart stehen. Nachdenklich starrte er auf das Fausthaus. »Ist es nicht interessant, dass das Filmstudio, in dem Micha arbeitet, und der Fischmarkt, auf dem Antonin beschäftigt ist, in unmittelbarer Nähe zueinander liegen? Micha und Lomeg sind gleich alt, beide Jahrgang ’73. Möglicherweise kennen sie sich schon ziemlich lange, vielleicht aus dem Heim, aus einem Park, aus der Schule?«
    »Dann wäre Micha sein einziger Freund«, folgerte Ivona.
    »Noch dazu ein stummer.«
    »Jedenfalls liefert uns der Junge nicht viele Anhaltspunkte.« Ivona sah auf ihre Armbanduhr. Es war drei. Sie warf Hogart einen hilfesuchenden Blick zu.
    »Wir müssen in Lomegs Wohnung. Wie kommen wir nach Zizkov?«, fragte er.
    »Sie glauben doch nicht allen Ernstes, dass er zu Hause ist?«
    »Ich hoffe sogar, dass er nicht zu Hause ist«, entgegnete Hogart.
    »Einen Moment! Morak bekommt garantiert keinen Hausdurchsuchungsbefehl vom Staatsanwalt.«
    »Wer redet von einem Hausdurchsuchungsbefehl?«
    »Sie wollen die Wohnung …« Ivona verdrehte die Augen. »… so durchsuchen?«
    »Haben wir eine andere Wahl?«
    »Aber Lomegs Wohnung wurde bereits von der Kripo durchsucht, und die hat nichts gefunden.«
    »Dann haben die Beamten nicht gründlich genug gesucht.«
    Ivona starrte ihn lange an. »Dafür wandern wir in den Knast.«
    »Nur wenn wir uns erwischen lassen.« Hogart machte eine Pause. »Rufen Sie Ihren Bruder an. Sagen Sie Ondrej, dass wir uns in einer Stunde vor Lomegs Wohnung treffen.«

KAPITEL 16
     
    Hogart lenkte den Wagen durch den Stadtteil Zizkov, das ehemalige Arbeiter- und Handwerkerviertel. Es erweckte den Eindruck, als hätte kürzlich eine Bombe eingeschlagen. Die Fassaden standen im Gerüst und der Straßenasphalt war aufgerissen, riesengroße Teerbrocken lagen herum. An jeder Ecke wurden die monumentalen Wohnhäuser aus der kommunistischen Ära entweder abgerissen oder renoviert. Riesige Kräne ragten über die Hausdächer hinaus. Das Durchkommen wurde von zahlreichen Absperrungen und Betonmischwagen erschwert.
    Als sie endlich zu der Gasse gelangten, in der

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