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Peter Hogart 1 - Schwarze Dame

Peter Hogart 1 - Schwarze Dame

Titel: Peter Hogart 1 - Schwarze Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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die Regenrinnen, die in weitem Bogen vom Dachvorsprung hingen und im Wind gegen die Mauer schlugen. Hinter der Fabrik ragte ein Schornstein in den Himmel, aus dem bestimmt seit Jahrzehnten kein Qualm mehr aufgestiegen war.
    Hogart brachte den Wagen direkt vor dem großen Blechtor zum Stehen. Nirgends in der Halle brannte Licht, auch nicht hinter den Kellerfenstern, die sich auf Höhe des Bürgersteigs befanden.
    »Ich dachte, die Kripo hätte Michas Auto mit einem Peilsender verwanzt«, murmelte Hogart. An der Straßenecke stand ein weinroter Kastenwagen. Die flackernde Straßenlaterne brachte den matten Lack zum Glänzen.
    Ivona blickte zwischen den Vordersitzen hindurch. »Sieht nicht so aus, als wären hier irgendwelche Bullen. Diese Idioten haben vergessen, das Auto zu spicken.«
    »Bestimmt nicht«, versicherte Hogart. »Vielleicht gehört der Wagen dem Filminstitut, und Novacek wusste nichts davon.« Er sah in den Rückspiegel. Soeben parkte Dimitri den schwarzen Buick etwa hundert Meter hinter ihnen in einer dunklen Seitengasse. Die Scheinwerfer erloschen, aber die Fahrertür blieb geschlossen. Dimitri wartete.
    »Bringen wir es hinter uns.« Hogart stieg aus.
    Kein Lüftchen ging. Die Schneeflocken schwebten kerzengerade zu Boden, wo sie einen glänzenden Film auf dem Kopfsteinpflaster bildeten.
    Während Hogart zwei Taschenlampen aus dem Kofferraum holte, drehte Jiri die vor das Blechtor gespannte Kette mit seinem Schlagstock ein, bis sie brach. Ondrej stemmte sich gegen den Griff und schob das Tor auf. Rost brach von den Rollen. Wie aus dem Bauch eines verendeten Wals drang ihnen ein unerträglicher Verwesungsgestank entgegen.
    Hogart und Ivona knipsten die Lampen an. Vor ihnen breitete sich die große leere Fischhalle aus. Bloß Packpapier und zerbrochene Holzsteigen lagen herum, die sich beim Offnen des Tors in der Schiene verkeilten.
    »Hier war schon lange niemand mehr«, sagte Ivona gedämpft.
    Hogart nickte. Außer dieser verrosteten Tür musste es noch einen anderen Weg in das Gebäude geben. Nachdem sie die Halle betreten hatten, schob Ondrej das Tor wieder zu. Nur die Lichtkegel der Taschenlampen schnitten durch die Dunkelheit. Dutzende Eisengestelle und Regale ragten wie Gerippe bis zur Decke. Ein schrottreifer Gabelstapler stand mitten in der Halle. Hogart merkte, wie angespannt Ivona neben ihm durch den Raum schritt. Er spürte beinahe körperlich ihren Drang, nach Vesely zu rufen.
    Hogart senkte die Stimme ebenfalls zu einem Flüstern. »Falls Vesely hier ist, hat ihn Micha bestimmt geknebelt. Wir sollten uns aufteilen und das Gebäude durchsuchen. Aber leise!«
    »Wir haben nur zwei Lampen.«
    »Dort drüben ist ein Treppenhaus. Ich gehe mit Ondrej in den Keller«, schlug Hogart vor.
    »In Ordnung, Jiri und ich sehen uns oben um. Schalten Sie Ihr Handy an.« Ivona nickte Jiri zu. Die beiden liefen ins Treppenhaus, das in die obere Etage führte, wo sich mehrere Büros befanden, deren Fenster in die Halle blickten.
    Kurz darauf sah Hogart Ivonas Lampenschein ein Stockwerk höher aus einem der Fenster blitzen.
    »He, Detektiv, warum gehen wir ausgerechnet in den Keller?«, flüsterte Ondrej.
    »Denken Sie an Lomegs Wohnung. Er hat eine Vorliebe für Keller. Ich schätze, dass er dort seine Opfer hinbringt.« Hogart setzte sich in Bewegung.
    Neben dem Stiegenaufgang führte eine gemauerte Treppe in ein Untergeschoss. Es roch nach Kalk und Fäulnis. Hogart zog die Glock aus dem Hosenbund, ließ die Waffe aber noch gesichert. Während der Lampenstrahl Stufe um Stufe ertastete, schritten sie in die untere Etage. Dieser riesige Gebäudekomplex, ein Labyrinth aus Treppen, Stockwerken und Zimmerfluchten, machte eine Durchsuchung langwierig. Sie konnten nur hoffen, dass einer von ihnen rechtzeitig auf Vesely stoßen würde. Mit jeder Sekunde, die verstrich, fürchtete sich Hogart mehr vor dem plötzlichen Aufheulen einer Kreissäge, das ihre Suche beenden würde.
    Von der untersten Stufe traten sie in einen Korridor, an dessen Decke zwischen blank verlaufenden Kabeln nackte Leuchtstoffröhren hingen. Etwa alle fünf Meter lag ein Abwasserrohr quer über dem Boden. Hogarts Atem schwebte als Dampfwolke vor seinem Gesicht. Leise auftretend, damit seine metallbeschlagenen Sohlen keinen Lärm verursachten, hielt Ondrej sich neben ihm. Der riesige Kerl musste gebückt gehen, um nicht mit dem Schädel gegen die gemauerten Rundbögen zu stoßen, die dann und wann auftauchten.
    Der Gang schlug mehrere Haken. Auf

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