Peter Hogart 1 - Schwarze Dame
Hogart.
»Ich kann nicht.« Hogart kramte das mittlerweile zerknitterte Foto aus der Manteltasche. »Das ist Alexandra Schelling. Sie wird seit drei Wochen in Prag vermisst.«
»Oh Scheiße!« Ondrej schlug Hogarts Hand zur Seite, ohne einen Blick auf das Foto zu werfen. »He, vergiss es! Die Frau ist tot.«
»Vermutlich ist sie das!« Auch Hogarts Stimme wurde lauter. »Wahrscheinlich wurde sie ermordet, weil sie einen Versicherungsbetrug aufdeckte, der in die Millionen geht. Dabei handelt es sich um die in der Nationalgalerie verbrannten Ölgemälde. Alles deutet daraufhin, dass derjenige, der die Frau verschwinden ließ, auch mich ausschalten wollte und Ivonas Haus …« Hogart sprach den Satz nicht zu Ende, da ihm soeben ein absurder Gedanke gekommen war.
Er sah Ondrej eindringlich an. »Falls es uns gelingt, herauszufinden wer hinter dem Betrug steckt, haben wir auch denjenigen, der Ivonas Haus niederbrannte.«
Hogart konnte förmlich sehen, wie die Zahnräder in Ondrejs Kopf zu arbeiten begannen. Ivonas Stirn legte sich in Falten. Hogart glaubte sogar, dass Jiri für einen Moment die Luft anhielt.
»Und wer soll das sein?«, fragte Ondrej.
»Vladimir Greco!«
Hogart merkte, wie Jiri bei der Erwähnung des Namens zusammenzuckte. Sonst herrschte eisiges Schweigen. Einige Fischernetze, die entlang der Promenade zum Trocknen hingen, schaukelten im Wind. Ein penetranter Fischgestank wehte über das Wasser heran.
Hogart wandte sich an Ivona. »Sie haben gestern selbst gesagt, Greco kenne Methoden, damit ich die Stadt freiwillig verlasse.«
Ivona schüttelte den Kopf. »Unmöglich! Greco würde niemandem den Auftrag erteilen, mein Haus niederzubrennen. Er weiß, wie sehr ich daran hänge.«
Ondrej spuckte ins Wasser. »Selbst wenn es so wäre, wir können nicht hinter Grecos Rücken schnüffeln. Er würde es erfahren, noch bevor wir Piep sagen. Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Entweder sind wir Greco gegenüber loyal, oder wir haben mächtige Probleme am Hals.«
»Trotzdem müssen wir herausfinden, wer den Anschlag durchgeführt hat.«
Plötzlich klappte Ivonas Mund auf. »Sie haben Ihre Vermutung doch nicht etwa der Kripo erzählt, oder?«
»Ich … also …« Hogart war so perplex, dass er verstummte. »Nasrat!«, entfuhr es Ivona.
Ondrej stieß verächtlich die Luft aus. »Weißt du, was du getan hast? Du hast Greco bei den Bullen angepisst! He, bist du verrückt? Ich möchte nicht in deiner Haut stecken.«
»Das hat ein Nachspiel«, sagte Ivona. »Besser, Sie verschwinden noch heute aus der Stadt.«
»Ich kann nicht. Ich muss den Fall zu Ende bringen. Wir könnten ihn zu Ende bringen.«
»Nicht wenn es gegen Greco geht.« Ondrej strich sich über die Glatze. »Das ist eine Nummer zu groß. Da geraten wir in die Scheiße.«
»Wir stecken bereits drin«, sagte Ivona leise. »Was ist Ihnen lieber?«, bohrte Hogart weiter. »Ihre Loyalität zu Greco oder das Leben Ihrer Schwester?«
»Was für ein dummer Vergleich!«
»Indem Greco das Haus Ihrer Schwester anzünden ließ, hat er sie in die Sache reingezogen.«
Ondrej überlegte. Der Hüne, der Kampfsport unterrichtete, Und mit seiner Glatze und dem schweren Ledermantel auf Hogart so unerschütterlich wie ein Fels wirkte, sah im Moment nicht gerade entschlossen aus. Im Gegenteil - er starrte über das Wasser, als müsste er eine der schwierigsten Entscheidungen seines Lebens treffen.
Schließlich stieß er die Luft aus und wandte den Kopf. »In Ordnung.« Er deutete erneut mit dem Finger auf Hogart. »He, Detektiv, ich lege mich zwar nicht mit Vladimir Greco an, aber ich werde sehen, was sich machen lässt. Jiri und ich unternehmen morgen unsere Spielautomatentour. Wir hören uns um - nichts weiter. Es gibt ja immer noch ein paar Bekannte, die nicht gut auf Greco zu sprechen sind. Wir besuchen ein paar Leute. Vielleicht spucken die etwas aus.«
»Danke.«
Jiri sah Ondrej besorgt an. Dieser befahl ihm in einem harten tschechischen Dialekt, dass er weiterarbeiten solle, worauf Jiri eine Kiste auf die Yacht schleppte.
»Was befindet sich darin?«, fragte Hogart.
»Darin?« Ivona stieß mit dem Fuß einen der Kartons an. »Haschisch, Kokain und Waffen.«
»Was?«
Ondrej lachte laut auf.
Ivona schmunzelte. »Jetzt hätten Sie Ihr Gesicht sehen sollen. Nein, eine Freundin half mir mit Kleidern und dem üblichen Frauenkram aus. Ich habe ja nicht mal Seife oder Zahnbürste.«
»Und was machen Sie im Hafen?«
Sie deutete zur Praha. »Bis die
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