Peter Hogart 1 - Schwarze Dame
nicht.«
»Woher kennen Sie Ivona Markovic?« Hogart schwieg.
Plötzlich hoben sich Novaceks Augenbrauen, als gehe ihm ein Licht auf. »Sie verdammter Mistkerl haben Greco besucht und sind dort Frau Markovic begegnet!«
Hogart schwieg noch immer.
Plötzlich sah Novacek aus, als sei ihm der Fall sonnenklar. Er setzte eine bedauernde Miene auf. »Sie sollten nicht auf eigene Faust in der Stadt herumschnüffeln, sondern bestimmte Angelegenheiten uns überlassen. Wir kommen auch nicht nach Wien und stellen die halbe Stadt auf den Kopf. Sie sehen, was dabei herauskommt. Sie haben eine unbeteiligte Frau in diese Sache hineingezogen. Dabei wurde sie schwer verletzt und ihr Haus komplett zerstört.«
Das war typisch. Seine Schussverletzung wurde mit keinem Wort erwähnt.
Ohne eine Reaktion abzuwarten, redete Novacek weiter. »Ich habe mit Ihrem Auftraggeber telefoniert. Außerdem haben wir uns Ihre Akte aus Wien kommen lassen. Auch dort sind Sie kein unbeschriebenes Blatt.«
»Was?« Hogart war wie vor den Kopf gestoßen. Er versuchte sich zu erheben, doch der Inspektor legte die Hand auf seine verletzte Schulter und drückte ihn in den Sessel zurück. Hogart biss die Zähne zusammen.
»Überall dort, wo Sie sich einmischen, geraten die Dinge außer Kontrolle. Vor zwei Jahren waren Sie in den Fall Salzmann verwickelt. Damals ist ein unschuldiger Junge zu Tode gekommen. Beinahe wäre gestern Abend etwas Ähnliches passiert! Ab jetzt behalten wir Sie im Auge!«
So war das also. Man versuchte gar nicht erst, den Brand und die Schießerei aufzuklären, sondern wollte ihm die Schuld in die Schuhe schieben. Wie einfach! Im Grunde war das Ganze ein Witz. Und dieser Novacek hielt sich für ausnehmend raffiniert.
»Ein Beamter wird Sie zu Ihrem Hotel begleiten. Sie werden ihm Ihren Reisepass aushändigen. Verlassen Sie in den nächsten vierundzwanzig Stunden nicht die Stadt. Wenn Sie etwas anderes machen, als sich im Hotel aufzuhalten oder Sehenswürdigkeiten zu betrachten, werden wir das erfahren. Dann nehmen wir Sie in Untersuchungshaft, bevor ein größerer Schaden entsteht. Haben Sie mich verstanden?« Erst jetzt nahm Novacek die Hand von Hogarts Schulter.
Hogart nickte. Er hatte verstanden. Mit diesen Idioten konnte er nicht kooperieren. Sie hatten zugesehen, wie eine Frau in ihrer Stadt verschwunden war und nichts unternommen, um sie zu finden. Genauso wenig würden sie jetzt wegen des Anschlags tätig werden. Die Bürokratismen in diesem Land waren einfach zu träge und eingerostet.
Einer seiner Auftraggeber hatte einmal gegenüber einem Kunden erwähnt, Hartnäckigkeit schreibe man mit H wie Hogart. Natürlich klang es übertrieben, doch er war bekannt für seine Ausdauer und Beharrlichkeit. Und wenn er sich auf den Schlips getreten fühlte, konnte er sich erst recht in einen Fall verbeißen. Auch diesmal schwor er sich, nicht locker zu lassen. Er hatte bereits so viel herausgefunden, dass ihn einige Leute aus dem Weg räumen wollten. Er würde Alexandra Schellings Schicksal klären, selbst wenn er Greco und die Kripo gegen sich hatte.
Sowie der Polizist die Hotelsuite mit seinem Reisepass verlassen hatte, riss Hogart sich die blutverkrusteten Kleider vom Leib, um ein Bad zu nehmen. Danach erneuerte er den Verband mit einer Jodtinktur und einer trockenen Mullbinde und schlüpfte in saubere Kleider. Endlich fühlte er sich wieder wie ein Mensch. Im Wintergartenrestaurant bestellte er einen Teller Nudeln, die er einhändig mit der Gabel aufwickeln konnte. Anschließend führte er ein Telefonat mit Kohlschmied, der bestimmt schon die Wände hochging, weil er sich seit eineinhalb Tagen nicht mehr gemeldet hatte. Es kam wie erwartet; Kohlschmieds Stimme kippte ins Schrille. »Hogart! Die Konzernleitung erhielt vor zwei Stunden einen Anruf von der Prager Kriminalpolizei, um bestimmte Daten, die angeblich von Ihnen stammen, zu überprüfen. Was haben Sie sich dabei gedacht?«
»Ich …«
»Sie haben ein Haus in die Luft gejagt!«
»Das glauben Sie doch selbst nicht!«, fuhr Hogart genauso scharf ins Telefon. Im nächsten Moment atmete er tief durch, da es nichts brachte, sich aufzuregen.
Auch Kohlschmied riss sich zusammen. »Sind Sie wenigstens einen Schritt weitergekommen?«
»Möglicherweise wäre ich das, wenn Sie mir gesagt hätten, dass die Beamten des Bundeskriminalamts bereits bei Greco waren.«
»Haben Sie Ihren Besuch bei ihm angemeldet, wie ich es vorgeschlagen hatte, oder sind Sie einfach bei ihm
Weitere Kostenlose Bücher