Peter Hogart 1 - Schwarze Dame
Versicherung ausbezahlt hat und ich eine neue Bleibe gefunden habe, wohne ich auf Jiris Boot. Der übersiedelt in der Zwischenzeit auf das Hausboot meines Bruders, einen Steg weiter.«
»Klingt kompliziert«, bemerkte Hogart.
»Und ob das kompliziert ist - scheißkompliziert sogar!«, rief Ondrej. »Ich habe dir gesagt, du kannst bei mir wohnen.«
»Herrgott!« Ivona verdrehte die Augen, als hätte sie das Thema schon hundertmal mit ihrem Bruder durchgekaut. »Ich bin kein kleines Mädchen mehr und komme allein klar. Aber die Einzige, mit der ich nicht klar komme, ist deine Freundin. Mit ihrem Gejammer - piep-piep-piep - treibt sie mich in den Wahnsinn!«
»Nasrat!«, fluchte Ondrej.
Ivona hob beschwichtigend die Arme. »Es tut mir leid, aber es ist okay so. Ich fühle mich hier wohl. Jiris Boot ist zwar nicht gerade das Hilton, aber hier bin ich wenigstens in Sicherheit.« Erklärend wandte sie sich an Hogart. »Ondrejs Männer überwachen die Gegend. Niemand betritt den Hafen, ohne dass er es erfährt.«
»Kann ich Ihnen beim Übersiedeln helfen?«, bot Hogart an. »Mit (tenArm?« Ondrej grinste. »Du bist wirklich ein verrückter Kerl. Komm her, die Kisten müssen noch an Bord.«
Am Abend legte sich Hogart einen neuen Verband an und nahm eine weitere Tablette gegen die Schmerzen, die permanent in seiner Schulter pochten. Nachdem er seinen Koffer gepackt und die Zimmerrechnung mit einem Euroscheck beglichen hatte, saß er im Wintergarten des Hotels Ventana und führte ein Telefonat mit Kohlschmied.
»Ich checke aus dem Hotel aus.«
»Sie tun was?«, rief Kohlschmied.
»Mittlerweile hat meine Ankunft in Prag den gewünschten Erfolg erzielt. Die Hintermänner des Versicherungsbetrugs wissen, dass ich im Ventana wohne - als nächstes schießen sie vielleicht im Hotel auf mich oder fackeln es ab.«
»Das heißt, Sie steigen aus dem Fall aus?«
»Natürlich nicht.«
»Und wohin zum Teufel werden Sie gehen?«
»Mein derzeitiger Aufenthaltsort bleibt unbekannt.«
»Sie tauchen unter?« Kohlschmied klang fassungslos.
»Nicht direkt. Ich wohne vorübergehend bei Freunden. Mehr kann ich im Moment nicht sagen.«
Kohlschmied schnaufte ins Telefon. »Wenn Kommerzialrat Rast nicht wäre, hätte ich Sie schon längst von dem Fall abgezogen. Aber morgen Abend läuft Ihre Frist ohnehin ab.« Er atmete tief durch. »Wie können wir Sie erreichen? Sie haben Ihr Handy ja nie eingeschaltet.«
»Ich melde mich bei Ihnen.« Hogart schaltete das Handy aus.
Ein Page trug sein Gepäck aus der Hotellobby zum Wagen und wuchtete es in den Kofferraum. Anschließend fuhr Hogart zum alten Hafen. Während der Fahrt lag die Armschlinge, die ihn nur behinderte, auf dem Rücksitz. Ein halbe Stunde später parkte er das Auto neben Ondrejs Pickup auf dem Besucherparkplatz des Schwanen Krebses, einem Lokal an der Promenade des alten Bootshafens. Der Kellner, ein Freund Ondrejs, würde auf den Wagen achten.
Nachdem Hogart seinen Koffer in der Kajüte der Praha verstaut hatte, stand er mit Ondrej, Jiri und Ivona auf dem Steg. Ein scharfer Wind zog auf. Dunkle Wolken brauten sich am Horizont zusammen. Es würde eine verdammt kalte Nacht werden.
Hogart stellte den Mantelkragen auf. »Kennen Sie die Bernardigasse?«, fragte er Ondrej.
»He, dort ist das Papousek. Hast du heute noch etwas vor, Detektiv?«
Jiri grinste, als er den Namen des Bordells hörte.
»Ich bin bei meinen Recherchen darauf gestoßen.«
»Schon klar«, murrte Ondrej. »Morgen wissen wir mehr über Greco und den Brand in der Galerie - und tu mir einen Gefallen, Detektiv: Stell bis dahin keine Dummheiten an.« Er wandte sich an Ivona. »Wir müssen los, ich bringe Jiri zum Theater.« Er klopfte seinem Freund auf die Schulter. Dieser tippte sich zum Gruß an die Mütze.
Sie verließen den Steg. Kurz darauf hörte Hogart das Röhren des Pickups.
»Welches Theater?«, fragte Hogart.
»Das Black Light Theatre, ein Experimentaltheater. Schattenspiele, Animationen, Illusionen, plastische Effekte mit Neonlicht«, zählte Ivona auf.
»Jiri steht auf so etwas?«
Ivona lachte. »Jiri arbeitet dort. Er steckt in einer schwarzen Kutte und jongliert mit Bällen oder Ringen. An manchen Abenden springt er bei Vorstellungen ein.«
»Nur vom Aufstellen von Spielautomaten kann man wohl nicht leben, oder?«
»Nicht, wenn Greco den Markt beherrscht.«
»Wie wäre es mit Abendessen?«, schlug Hogart vor. »Darf ich Sie einladen?«
Ivona deutete zur Promenade. »Gerne. Der
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