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Peter Hogart 1 - Schwarze Dame

Peter Hogart 1 - Schwarze Dame

Titel: Peter Hogart 1 - Schwarze Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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einen Augenblick den Atem an. »Ich wird verrückt. Das ist Micha!«
    Hogart erhob sich vom Tisch und trat zum Fenster. »Dieser Mistkerl«, zischte er. »Er wies!«
    Als Micha den Kastenwagen erreicht hatte und den Autoschlüssel ins Türschloss schob, hob er plötzlich den Kopf. Er starrte über die Straße hinweg zu dem Kaffeehaus, hinter dessen Fenster Hogart stand und ihn beobachtete. Für einen Moment trafen sich ihre Blicke.
    »Scheiße!« Hastig wich Hogart einen Schritt zurück.
    »Hat er Sie bemerkt?«, fragte Ivona.
    »Kann sein, ich weiß nicht. Falls er sich an unseren Besuch im Haus seines Vaters erinnert…«
    Nach kurzem Zögern stieg Micha in den Wagen und fuhr davon.
    Hogart atmete durch. »Und beweist aasjetzt etwas?« Ohne eine Antwort abzuwarten, redete er weiter. »Es passt doch alles zusammen. Er arbeitet hier als Teilzeitkraft. Das ist das Studio, von dem Dr. Zajic sprach. Er meinte ein Filmstudio! Bestimmt kennt Micha die geschnittene Szene des Golems, er ließ sich davon inspirieren, und er ist Linkshänder. Er ist der Originaltäter, der die Züge des Kaisers nachspielt.«
    Ivonas Blick drückte immer noch Zweifel aus. »Ich glaube Ihnen ja, aber wir dürfen jetzt nichts überstürzen. Es ist eine heikle Situation, immerhin ist er der Sohn des Sozialreferenten.«
    »Genau, und der hat Sie engagiert, den Fall zu lösen!« Hogart legte einige Geldscheine auf den Tisch und machte sich bereit, das Lokal zu verlassen.
    »Halt, warten Sie!« Ivona sprang auf. »Wir können nur etwas gegen ihn unternehmen, wenn wir stichhaltige Beweise in der Hand haben, sonst haben wir nicht nur die deutsche Botschaft, sondern auch ein Verfahren des Staatsanwalts am Hals.«
    Hogart warf einen letzten Blick durchs Fenster. »Also gut. Gehen wir noch einmal ins Filmstudio.«
     
    Sie mussten nicht lange nach Musil suchen. Er stand mit einem Becher in der Hand beim Kaffeeautomaten.
    »Wie heißt der Kollege, der den Golemfilm bearbeitet hat?«, fragte Hogart ohne Umschweife.
    Musil betrachtete ihn verblüfft. »Ist das wichtig für Hieronymus Veselys Buch?«
    »Ja«, antwortete Hogart, »lebenswichtig. Also - wie lautet sein Name?«
    »Micha.« Musil deutete zum Ausgang. »Er war eben hier, Sie haben ihn knapp verpasst.«
    »Micha Zajic, der Sohn des Sozialreferenten?«, hakte Ivona nach.
    »Welcher Sozialreferent? Keine Ahnung.« Musil zuckte die Achseln. »Micha ist seit drei Jahren hier beschäftigt, er …«
    »Sie sagten doch, seine Arbeit beginnt um zwei Uhr. Warum ist er wieder gegangen?«
    »Ich weiß es nicht. Als ich ihm erzählte, dass sich Hieronymus Vesely für seine restaurierte Gofewi-Fassung interessierte, ist er wie verrückt nach draußen gestürzt.«
    »Hat er Ihnen gesagt, wohin er möchte?«, fragte Ivona.
    Musil sah sie verlegen an. »Er ist stumm.«
    »Natürlich - Scheiße!«, entfuhr es Ivona.
    »Micha hört zwar alles, spricht aber nicht«, erklärte Musil. »Hin und wieder kommunizieren wir mittels E-Mail, aber meistens malt er seine Antworten auf ein Blatt Papier - ziemlich gruselig, wenn Sie mich fragen.«
    »Dürfen wir uns sein Büro ansehen?«, fragte Hogart.
    »Sind Sie von der Polizei?«
    »Nein.«
    Musil trat einen Schritt zurück. »Ich weiß nicht so recht. Sie müssen zugeben, das ist alles ziemlich merkwürdig. Zuerst wollen Sie den Film sehen und dann … Hat Micha etwas ausgefressen?«
    »Nein, hat er nicht«, beschwichtigte Hogart ihn. Wie dumm, dass Vesely nicht mehr bei ihnen war, dem Musil förmlich aus der Hand gefressen hatte. »Kommen Sie schon! Ein einziger Blick in sein Büro.«
    »Nein Mann, tut mir leid.«
    Hogart zog tausend Kronen in Scheinen aus der Brieftasche. »Wir rühren auch nichts an.«
    Ohne nachzuzählen, ließ Musil das Geld in der Hosentasche verschwinden. »Nur ein Blick - und keine Fragen!«
    Der Arbeitsplatz, zu dem er sie führte, spottete jeder Beschreibung. So etwas hatte Hogart noch nicht gesehen. Er befand sich in einer mit Paravents abgetrennten Nische. Die Tastatur vor dem Monitor ging in einem Berg aus Akten, Fotos und Filmrollen unter, die sich spiralförmig über den Tisch schlängelten. Pizzakartons, Getränkebecher und Warmhaltefolien mit der Aufschrift eines Chinarestaurants bedeckten den Boden. Über allem hing ein Geruch nach sauerer Soße. Wie hier jemand arbeiten konnte, war Hogart unbegreiflich. Im Vergleich dazu hätte Ivonas Wohnzimmer einem zwanghaft pedantischen Stauballergiker gehören können.
    Aus dem Berg zerknüllter

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