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Peter Hogart 1 - Schwarze Dame

Peter Hogart 1 - Schwarze Dame

Titel: Peter Hogart 1 - Schwarze Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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noch dazu vor über achtzig Jahren gedreht worden war, mussten die Mörder Zugang zu diesem Archiv besitzen. Hogart dachte an Musils Worte, wonach im Institut bloß Kunststudenten, Bühnenbildner oder brotlose Drehbuchautoren arbeiteten. Einer von ihnen war der zweite Killer - vielleicht sogar Musil selbst.
    Vesely legte sein Handy vor sich auf den Tisch. »Pavel wird versuchen, innerhalb der nächsten Minuten den vollständigen Verlauf der Partie Roesch gegen Schlage herauszufinden.«
    Sie bestellten eine Kleinigkeit zu Mittag und warteten schweigend auf das Essen. Als Veselys Handy läutete, zuckten sie zusammen. »Oj je, Eugenie«, sagte er nach einem kurzen Blick auf das Display. »Ich gehe lieber nicht ran.« Nach einer Weile verstummte das Klingeln.
    Gegen 14.00 Uhr, als ihre leer gegessenen Teller gerade abgeräumt wurden, beobachtete Hogart, wie ein abgetakelter weinroter Kastenwagen auf dem Parkplatz des Filmgeländes hielt. Der Fahrer, ein junger schlaksiger Mann mit grüner Daunenjacke, betrat den Bürocontainer, mehr passierte nicht.
    Kurz darauf läutete Veselys Telefon erneut. Diesmal war Pavel dran, der die fehlenden Spielzüge durchgab. Vesely lauschte. Mit jeder Sekunde hoben sich seine Augenbrauen mehr. Schließlich beendete er die Verbindung.
    »Ein faszinierendes Spiel. Verständlich, dass Wegener diese Partie für seinen Film verwenden wollte. Ich behaupte, dass es sich dabei um ein in Vergessenheit geratenes Kleinod handelt, einen wahren Klassiker.«
    »Wie viele geschlagene Figuren gibt es am Ende der Partie?«
    »Neun!« Vesely notierte die fehlenden Spielzüge auf eine Serviette. »Roesch gegen Schlage endet damit, dass der weiße Läufer auf F3 vernichtet wird. Damit setzt der Golem den Kaiser Schachmatt.«
    Ivona beugte sich über die Serviette. »Demnach tötet der Killer, den wir bisher als Nachahmungstäter bezeichnet haben, nur noch ein Mal, danach wird die Mordserie beendet sein.«
    Der Nachahmungstäter übernahm die Rolle des Golems, kam Hogart in den Sinn. Irgendwie hatte das sogar etwas Symbolisches, denn wie der Nachahmungstäter versuchte, die Taten des Originalkillers zu kopieren, versuchte der Golem, die Menschen nachzuahmen. Das bedeutete, dass man übermorgen Früh den letzten Toten in jenem Prager Stadtteil finden würde, der dem Schachfeld F3 entsprach. Ein kopfloser Mann, bedeckt mit einem weißen Samttuch, in dessen Brust das Buchstabenpaar LA eingeschnitten war.
    Ihnen blieb etwas mehr als ein Tag, um den letzten Mord zu verhindern.
    Veselys Handy läutete zum dritten Mal.
    »Schon wieder Eugenie.« Auch diesmal ging er nicht ran, sondern ließ das Telefon klingeln. »Ich fürchte, ab jetzt kann ich Ihnen nicht mehr weiterhelfen. Für mich wird es höchste Zeit, nach Hause zu gehen.«
    Ivona reichte ihm die Hand. »Vielen Dank, Hieronymus. Sie haben uns bereits mehr geholfen, als ich zu hoffen wagte.«
    Vesely erhob sich. »Ich wünsche Ihnen viel Erfolg.«
    »Danke.« Hogart räusperte sich. »Und tut mir leid, dass Sie wegen uns mit Ihrer Frau …«
    »Schon gut, nun ist es ja überstanden.«
    »Ich könnte Sie mit dem Wagen heimfahren«, schlug Hogart vor.
    »Nicht nötig, noch bin ich gut zu Fuß!« Er schmunzelte. »Nach all der Aufregung wird mir ein Spaziergang helfen, wieder einen klaren Kopf zu bekommen.«
    Vesely nahm Hut und Mantel und verließ das Lokal.
    Als sie allein waren, rückte Ivona näher zu Hogart. »Wissen Sie, was das bedeutet?«, fragte sie. »Micha, Dr. Zajic oder jemand aus dem Filmarchiv könnte einer der beiden Mörder sein.«
    »Micha!«, antwortete Hogart bestimmt.
    »Nicht so voreilig. Wir haben auf einer alten Filmrolle lediglich eine Schachpartie gefunden, die der Mordserie zugrunde liegt. Nur weil es in Zajics Haus eine Golemstatue, ein Schachbrett und eine Schallplatte mit der Filmmusik gibt, ist noch gar nichts bewiesen. Das ist zu wenig, um Micha oder seinen Vater festnehmen zu lassen. Sie sind höchstens Verdächtige.«
    »Wir sollten sie trotzdem festnageln, denn uns bleibt nicht mehr viel Zeit«, gab Hogart zu bedenken. Er starrte aus dem Fenster.
    Soeben verließ der schlaksige Mann mit der grünen Daunenjacke recht eilig den Container. Als er zielstrebig auf seinen Kastenwagen zuging, bemerkte Hogart den grauen Pullover mit der Kapuze unter der Jacke und die teure Stahlrahmenbrille. Es überraschte ihn nicht, als er sah, dass der Mann auf dem rechten Bein hinkte.
    Hogart packte Ivona am Arm. »Sehen Sie doch!«
    Ivona hielt für

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