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Peter Hogart 1 - Schwarze Dame

Peter Hogart 1 - Schwarze Dame

Titel: Peter Hogart 1 - Schwarze Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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Papiere ragte ein gerahmtes Foto, das Micha neben Roman, seinem älteren Bruder zeigte. Die beiden Männer standen auf dem Parkplatz des Filmgeländes, und die Aufnahme schien nicht älter als zwei, drei Jahre zu sein. Hogart nahm das Foto vom Tisch und reichte es Musil.
    »Könnten Sie mir eine Kopie davon machen?«
    »Wenn ich Sie dann los werde!« Missmutig nahm Musil das Bild an sich. »Drüben haben wir einen Farbkopierer. Rühren Sie in der Zwischenzeit nichts an.«
    Kaum war er außer Sicht, trat Ivona hinter den Schreibtisch. Mit dem Fuß schob sie einige Kartons zur Seite. Darunter befanden sich aufgerollte Kabel, Klinkenstecker, Mikrofone und Bauteile eines Transistors. Auf den meisten Teilen des Equipments befanden sich Aufkleber mit dem Logo der Barrandov-Filmstudios.
    Anscheinend hatte Ivona beim Anblick der Geräte den gleichen Gedanken wie Hogart. »Könnte man damitjemanden abhören?«, fragte sie leise.
    »Wenn man ein geschickter Bastler ist, kann man mit diesen Dingern so ziemlich alles anfangen.«
    Plötzlich stand Musil in der Nische; er hatte die Farbkopie in der Hand. »Und, fertig? Alles gesehen?«
    »Hat sich Micha dieses Equipment einmal ausgeborgt?«, fragte Hogart.
    »He Mann, diesen alten Krempel braucht kein Mensch mehr. Gelegentlich nimmt er sich etwas davon mit nach Hause - hier, bitte!« Musil gab ihm die Kopie und stellte den Bilderrahmen wieder an seinen Platz.
    Hogart warf einen Blick auf die Aufnahme der Zajicbrüder, dann schob er das Blatt in die Innentasche seines Mantels. Er lächelte Musil an. »Vielen Dank, jetzt sind Sie uns los.«
     
    Ein eisiger Wind trieb Laub und Kastanien über den Asphalt des Parkplatzes. Hogart stellte sich hinter eine Litfasssäule und schlug den Mantelkragen hoch. Er sah Ivona an. »Was meinen Sie?«
    »Ich glaube, wir haben jetzt genug Material gegen Micha.« Ivona vergrub ihre Hände in dem Parka. Die Kälte ließ ihre Nase rot anlaufen.
    Hogart nickte. »Es ist unglaublich, aber falls wir recht behalten, hat dieser Mistkerl tatsächlich seine eigene Mutter auf dem Gewissen.«
    »Hana Zajicova hat jahrelang geschwiegen, obwohl sie wusste, was ihr Mann mit Micha in seinem Arbeitszimmer trieb«, erinnerte Ivona ihn.
    »Rechtfertigt das einen Mord?«
    Ivona bedachte ihn mit einem traurigen Blick. »Stellen Sie diese Frage einmal einem Mädchen, das jahrelang von seinem Vater sexuell missbraucht wurde.«
    Hogart sah sie fassungslos an. »Sie verteidigen ihn? Er hat wahrscheinlich fünf Frauen auf dem Gewissen!«
    »Ich verteidige nicht das, was er getan hat, aber ich sehe auch die andere Seite. Seine Kinderseele wurde jahrelang gequält. Wenn Sie mich fragen, wurde er gewaltsam zu dem gemacht, was er heute ist.«
    »Ich verstehe Sie nicht. Zuerst schließen Sie einen kaltblütigen Deal ab, um Greco einen Mörder auszuliefern, und jetzt haben sie Mitleid mit dem Killer? Was vermuten Sie wohl, wird Greco mit Micha anstellen? Ihn auf Kaffee und Kuchen einladen?«
    Ivonas Augen funkelten. »Als ich die Abmachung mit Greco getroffen habe, wusste ich noch nicht einmal, dass Micha existiert! Glauben Sie nicht, dass ich meine Entscheidung längst bereue? Seit gestern geht mir nichts anderes durch den Kopf.«
    Hogart schwieg.
    »Auch wenn es mir in der Seele schmerzt, aber so lautete nun mal die Vereinbarung«, sagte Ivona eine Spur leiser. »Jedenfalls denke ich, dass wir Micha festnehmen lassen könnten. Sobald sich die Spurensicherer der Kripo Michas Kastenwagen vorknöpfen, finden sie garantiert Spuren der entführten und ermordeten Frauen. Außerdem wird Michas Schuhabdruck mit jenem auf dem schwarzen Samttuch übereinstimmen. Dann hat der Staatsanwalt genug für eine Anklage gegen ihn in der Hand.« Sie griff zum Handy. »Sehen Sie das auch so?«
    »Hundertprozentig.« Hogart ließ die Schultern sinken. Nun war der Fall für ihn abgeschlossen - beinahe, denn fest stand, dass Micha die Frauen getötet hatte und somit für Alexandra Schellings Tod verantwortlich war.
    Der Mistkerl wusste, wo sich ihr Trolley und die Überreste ihrer Leiche befanden.
    Schweren Herzens aktivierte Ivona ihr Handy. »Ich rufe Greco an - falls er nicht rangeht, Dimitri.«
    Hogarts Herz blieb für einen Moment stehen. »Halt, warten Sie!«
    »Worauf?«
    »Ich dachte, wir wollten Micha festnehmen lassen.«
    »Natürlich, aber glauben Sie allen Ernstes, ich hintergehe Greco?« Sie atmete tief durch. »Ich rufe Greco an und nenne ihm Michas Namen. Anschließend telefoniere ich

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