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Peter Nimble und seine magischen Augen

Peter Nimble und seine magischen Augen

Titel: Peter Nimble und seine magischen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Auxier
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verschmorten Fleisch stieg immer noch Rauch auf. »Das sieht übel aus«, sagte er.
    »Das heilt wieder. Raben sind im Zeichen der Kohle geboren. Sie brennen nicht so leicht wie andere Lebewesen.« Und tatsächlich bewegten sich seine ramponierten Klauen mit ihrer gewohnten Kraft. »Wenn Sie jetzt so gut wären, das Steuer zu übernehmen, Sir Tode. Es ist Zeit für ein Wiedersehen mit meinem Bruder.«
    Als Peter und Peg in den Minen ankamen, war die Grabemaschine in vollem Gang. Sämtliche Sklaven des Königreichs waren zum Mineneinsatz verdonnert worden. Die Käfigräder der Maschine waren mit jeweils mehr als zehn Kindern bis an die Grenze ihres Fassungsvermögens gefüllt. Mit jedem Schritt trieben die Kinder den gewaltigen Bohrer tiefer in die Felswand. Peter versuchte, in dem Lärm Lillianoder jemand von den anderen auszumachen, doch von hier oben war es unmöglich.
    »Schneller, ihr Maden!«, brüllte ein Wachaffe unten und schlug mit seiner Peitsche nach dem nächstliegenden Sklaventrupp. »Seht zu, dass ihr in Gang kommt, sonst macht euch mein kleines Haustierchen Beine!« Er lockerte die Kette in seiner Hand, und sofort stürzte sich seine Seeschlange auf den Käfig und schnappte nach den Füßen der Kinder. Panisch rannten die Sklaven los, um ihrem tödlichen Maul zu entgehen, aber natürlich kamen sie nicht von der Stelle.
    Peter verfolgte die Szene aufmerksam. Es klang so, als wäre es den Seeschlangen irgendwie gelungen, den Graben zu verbreitern, sodass er jetzt fast bis an die Rückwand der Höhle reichte. Der restliche Boden war mit Pfützen bedeckt, die jedes Mal aufspritzten, wenn die Affen sich bewegten. »Siehst du hier irgendwo Wasser hereinfließen?«, fragte er Peg leise.
    Das Mädchen starrte in die Dunkelheit. Und tatsächlich, zu beiden Seiten des Bohrers drang ein kleines Rinnsal in die Höhle. »Ja, es kommt von dem Uhrwerk-Ungeheuer«, sagte sie verblüfft. »Aber wie kann aus einem Felsen Wasser fließen?«
    Peter lauschte, wie die Seeschlangen zischend und kreischend in ihrem immer größer werdenden Becken umherschwammen. Bei dem Geräusch spannte sich sein ganzer Körper an. Selbst wenn es ihm gelang, alle Sklaven zu befreien, blockierten diese Ungeheuer den einzigen Ausgang. Entweder würden sie ertrinken oder gefressen werden. Wenn Pegs Idee sich doch nur umsetzen ließe , dachte er bei sich. Wenn wir Frederick doch nur zu Hilfe rufen könnten . Aber es hatte keinen Zweck – der einzige Weg zum Meer lag jenseits des Bohrers.
    Oder doch nicht? Peter erinnerte sich plötzlich, dass Sir Tode etwas von Rissen gesagt hatte, die der König im Fundament entdeckt hatte. Risse, die groß genug für Seeschlangen waren. »Das ist es!«, rief er aufgeregt aus. Er sprang auf und kramte in seinem Sack.
    Peg stand ebenfalls auf. »Was ist was?«
    »Ich glaube, ich habe eine Idee, wie wir die Seeschlangen besiegen können.« Er drückte ihr seinen Diebessack in die Hand, in dem der Becher mit dem Schneckenfett war. »Du musst die Schlösser erst mal allein fetten. Aber bleib in der Nähe – es kann sein, dass ich deine Hände brauche.«
    »Du hast doch selber Hände! Was hast du vor?«
    Er öffnete seine Faust, in der zwei glänzende schwarze Augen lagen. »Ich gehe schwimmen.«

26. Kapitel
    ♦
    AUF DER SUCHE
NACH EINEM FREUND

    P eter wusste, dass der Graben ihn zu Frederick führen würde; die Frage war nur, ob er ihn noch rechtzeitig herbeiholen konnte. An das Wasser heranzukommen war nicht weiter schwierig, denn die Affen waren viel zu sehr damit beschäftigt, die Sklaven zu triezen (und die Sklaven waren viel zu sehr damit beschäftigt, getriezt zu werden), um irgendetwas zu bemerken. Doch die Seeschlangen entdeckten ihn sofort. Sobald Peter sich näherte, spürten sie seine Schritte. Blitzschnell schossen zwei von den Kreaturen aus dem Wasser und schnappten gierig nach ihm.
    Trotz seiner Angst rührte Peter sich nicht. Er wusste, dass eine plötzliche Bewegung noch mehr Seeschlangen anlocken konnte, und das wiederum würde womöglich dieWachen auf ihn aufmerksam machen. Er hoffte inständig, dass die Eisenketten hielten, denn damit sein Plan funktionieren konnte, musste er eins von den Ungeheuern berühren – und es überleben. Vorsichtig trat er einen Schritt näher. Und noch einen. Jetzt konnte er den ranzigen, fischigen Geruch, der aus ihrem Maul strömte, fast schon schmecken. Noch einen Schritt. Plötzlich zuckte eine Zunge durch die Luft. »Ganz ruhig«, flüsterte er und streckte

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