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Peter Nimble und seine magischen Augen

Peter Nimble und seine magischen Augen

Titel: Peter Nimble und seine magischen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Auxier
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die Hand aus. »Ich will dich doch nur streicheln.«
    Die Unruhe hatte drei weitere Seeschlangen angelockt, und nun zerrten fünf bedrohliche Köpfe an ihren Ketten und versuchten, den großen Meisterdieb zu verschlingen. Peter wusste, ihm blieben nur noch Sekunden, bevor die Affen ihn bemerkten. Er trat noch einen Schritt näher. Der Chor aus schrillem Gekreische war so laut, dass er dachte, ihm würde der Schädel platzen.
    »Autsch!« Peter riss seine Hand zurück. Eine der Schlangen hatte ihm mit ihrem Reißzahn den Mittelfinger aufgeratscht. »Na bitte, war doch gar nicht so schwer«, sagte er mit schwachem Lächeln. Plötzlich ließen ihn seine Nerven im Stich, und er fing am ganzen Körper an zu zittern. Mit der unverletzten Hand griff er in seine Tasche und nahm die magischen Augen heraus. Dann holte er tief Luft und schob sie in ihre Höhlen.
    Prinzessin Peg war verwirrt und frustriert. Da war sie nach zehn Jahren endlich wieder mit ihrem lange verschollenen Bruder vereint, und er hatte nichts Besseres zu tun, als sie gleich wieder im Stich zu lassen. Peter hatte ihr keinerlei Erklärungen gegeben, abgesehen von diesem Unsinn von wegen »schwimmen gehen«, und bevor sie noch irgendetwas sagen konnte, war er über den Rand des Vorsprungsgeklettert und verschwunden. Jetzt saß sie allein da mit einem alten Sack, einer Kiste voll Augen und einem Becher mit Schneckenfett. Sie musterte das Sammelsurium mit einer Mischung aus Ärger und Ehrfurcht. Bei ihrem Bruder wirkte alles so mühelos. »Tja, ich habe ihm gesagt, dass ich ihm helfen will, die Kinder zu befreien«, murmelte sie und schwang sich den Diebessack über die Schulter. »Dann sollte ich vielleicht mal loslegen.«
    Pegs erste Schwierigkeit bestand darin, überhaupt zu den Kindern zu gelangen. Das Wasser aus dem Graben hatte sie mittlerweile von dem Uhrwerk-Ungeheuer abgeschnitten, und das bedeutete, dass sie hindurchwaten musste, ohne dass die Seeschlangen und die Wachen sie bemerkten. Als sie nach unten schaute, sah sie, dass Peter bereits am Rand des Wassergrabens stand und irgendwas mit einer Seeschlange anstellte. Wenn ihr das Herumschleichen doch nur genauso leicht fiele.
    Die Prinzessin rief sich alles ins Gedächtnis, was ihr Bruder ihr über die Diebeskunst erzählt hatte. Sie erinnerte sich daran, dass er einen Dieb in der Bußwüste erwähnt hatte, dessen Spezialität darin bestand, sich zu verkleiden. Ein Affenkostüm konnte sie sich nicht basteln, aber vielleicht gab es ja etwas anderes in der Höhle, das sie als Tarnung nutzen konnte? Vorsichtig spähte sie über den Rand und sah sich um. Die Affen hatten die Schiffsteile mittlerweile nach oben gebracht, wo sie zusammengesetzt werden sollten, aber Peg entdeckte noch ein paar Reste, die übrig geblieben waren. Sie lächelte in sich hinein. Das war vielleicht genau das Richtige, um unbemerkt zu den Kindern zu gelangen.
    Sie musterte den schmalen Steinpfad, der zum Boden der Minenhöhle führte. Dass sie nie badete, hatte zumindest den Vorteil, dass ihr Gesicht vollkommen dreckverkrustetwar. Und aus Erfahrung wusste sie, dass sie vor dem Hintergrund der Felsen nahezu unsichtbar war, solange sie Mund und Augen geschlossen hielt. Diese Fähigkeit hatte sie schon mehr als einmal vor der Nachtpatrouille gerettet. Nur dass sie die Technik diesmal in Bewegung anwenden musste.
    Was, wenn sie stolperte und in die Tiefe stürzte? Sie atmete tief durch. Schließlich lebte ihr Bruder immer so – und wenn er das konnte, konnte sie es auch. Eine Hand an die feuchte Wand gelegt, schloss sie die Augen und setzte sich vorsichtig in Bewegung. Aus lauter Angst, auf einem losen Stein auszurutschen, schob sie den Fuß vorwärts, ohne ihn vom Boden zu lösen. So tastete sie sich Schritt für Schritt nach unten, bis sie schließlich in der Nähe des Wassergrabens angekommen war.
    Als Peg ihre Augen wieder öffnete, sah sie sofort, weshalb die übrig gebliebenen Planken und Fässer nicht nach oben gebracht worden waren: Sie lagen so nah am Rand, dass die Seeschlangen daran geknabbert hatten, wie die riesigen Bissspuren eindeutig bewiesen.
    Nervös warf Peg einen Blick auf das Wasser, stellte jedoch erleichtert fest, dass die Schlangen gerade damit beschäftigt waren, sich gegenseitig anzugreifen. Auf Zehenspitzen schlich sie durch die Trümmer und suchte nach etwas, das sich für ihre Zwecke nutzen ließ. Bald darauf fand sie ein umgekipptes Pulverfass, das ein Loch im Deckel hatte. Sie nahm einen Deckel von einem

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