Peter Nimble und seine magischen Augen
mal!«
Simon sah ihn ungläubig an. »Ich? Ich habe doch nicht mal mehr einen Schnabel, mit dem ich zuhacken kann. Was soll ich denn Ihrer Meinung nach tun?«
Sir Tode sprang von seinem Steuerplatz. »Muss ich Sie wirklich an Ihre eigenen Worte erinnern? Sagen wir einfach, ›die Gerechtigkeit verlangt es‹!« Damit packte er Simon an den Schwanzfedern und warf ihn über Bord.
Von Angst gepackt, flatterte der Rabe auf der Stelle. Wie konnte er Erfolg haben, wo Captain Amos gescheitert war? Er schloss die Augen, unfähig, sich das Gemetzel dort unten weiter anzusehen. Bei jedem Schrei ballte er die Klauen fester zusammen, bis sich die Spitzen in sein verkohltes Fleisch bohrten. Der Schmerz rief ihm die Worte ins Gedächtnis, die er auf dem Turm zu Sir Tode gesagt hatte: Es gibt Zeiten, da verlangt die Gerechtigkeit mehr von uns, als wir bereit sind zu geben . Er holte tief Luft, und als er die Augen wieder öffnete, lag Entschlossenheit in seinem Blick. »Schüren Sie das Feuer!«, krächzte er.
Sir Tode schwoll die Brust. »So gefallen Sie mir schon besser, Captain Simon!« Er trabte über das Deck und betätigte mit aller Kraft den Blasebalg.
Simon flog in den offenen Ofen und ergriff mit beiden Klauen die rot glühenden Kohlen. Dann schoss er wie ein Pfeil hinunter und warf sie auf die Diebe. Die Männer schrien und fluchten. Von den Stoffsäcken stieg Rauch auf, dann breiteten sich rasch Flammen aus, und innerhalb von Sekunden brannte die ganze Grube lichterloh.
Die Raben, die drum herum standen, sahen staunend zu. »Lang lebe der Wahre König!«, rief Simon, als er die nächste Glutladung abwarf.
Tausend Raben befreiten sich aus ihren Fesseln und stiegen wie ein Feuerwerk gen Himmel. »UND LANG LEBE SEINE LINIE!«
28. Kapitel
♦
PEGS DURCHBRUCH
N achdem es ihr gelungen war, ihre Freunde zur Mithilfe zu bewegen, war Prinzessin Pegs »Operation Schlossschmierung« überraschend gut gelaufen. Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer, und innerhalb weniger Minuten wussten alle Kinder, dass die Prinzessin gekommen war, um sie zu retten, und ihre Hilfe brauchte. Der Becher mit Schneckenfett wurde rasch weitergereicht. Jedes Kind schmierte ein wenig davon in das Schlüsselloch seines Kettenschlosses – natürlich ohne stehen zu bleiben, denn die Affen durften ja nichts davon mitbekommen.
Kurz vor Tagesanbruch landete der leere Becher wieder bei Peg. Sämtliche Schlösser waren ordentlich geschmiert und bereit für die Ankunft der Raben. Hoffentlich kommenSir Tode und Simon bald zurück , dachte sie, während sie zusah, wie sich das Uhrwerk-Ungeheuer weiter in die Felswand fraß. Zu beiden Seiten des mächtigen Bohrers schossen jetzt Ströme von Salzwasser herein und durchnässten die Sklaven. Der Wasserstand stieg unablässig, sodass die Seeschlangen Zugang zur gesamten Höhle hatten. Wären die Ketten nicht gewesen, hätten sie vermutlich schon die Hälfte der Sklaven aufgefressen.
Um nicht nass zu werden, hatten die Affen sich auf die Treppe zurückgezogen, die nach oben zum Tunneleingang führte. Sie vertrieben sich die Zeit damit, reihum so zu tun, als wäre ihnen versehentlich die Kette entglitten, an der eines der Ungeheuer hing. Jedes Mal sprang die vermeintlich befreite Seeschlange sofort aus dem Wasser, um nach den Kindern zu schnappen, wurde dann jedoch im allerletzten Moment zurückgerissen. »Keine Sorge, ihr Knirpse!«, johlten die Affen und ließen die Ketten klirren. »Ihr kriegt bald Gelegenheit, mit den süßen Tierchen zu spielen!«
Peg fing an sich Sorgen zu machen. Wo blieb Peter nur so lange? Was, wenn Scrape Recht gehabt hatte und ihr Bruder, der verschollene Prinz, tatsächlich von einer Seeschlange gefressen worden war? Sie spürte, wie die Kiste mit den kostbaren magischen Augen ihr bei jedem Schritt in die Rippen stieß. Sie hätte sie sofort hergegeben, wenn sie dafür das Gesicht ihres Bruders noch einmal zu sehen bekam.
Mittlerweile waren die Kinder restlos erschöpft. Ein paar von ihnen waren sogar ohnmächtig geworden und rollten am Boden der Käfigräder umher, sodass die anderen aufpassen mussten, dass sie nicht über sie stolperten. »Was soll das werden?!«, fauchte einer der Affen, als er die Störung bemerkte. »Schlafen ist nicht, solange ihr nicht mit dem Graben fertig seid!« Er ließ seine Schlange ein paarmal nachdem Käfig schnappen. Die Kinder hievten ihre bewusstlosen Gefährten auf die Beine und liefen weiter. »Keine Sorge«, fügte er in
Weitere Kostenlose Bücher