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Peter Nimble und seine magischen Augen

Peter Nimble und seine magischen Augen

Titel: Peter Nimble und seine magischen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Auxier
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meisten Abenden kümmerte sich Mr Pound um das Essen und den Garten, während der Professor sich in seine Werkstatt zurückzog, einen wackeligen Turm, der bis zur Decke mit Büchern und leeren Glasflaschen vollgestopft war. Währenddessen konnten Peter und Sir Tode nach Herzenslust die Umgebung erkunden. Die beiden verbrachten zahllose Stunden damit, Insekten zu fangen und im Pilzgarten zu graben, und dabei halfen sie sich gegenseitig. Jedes Mal, wenn Peter etwas entdeckte, das eigentümlich roch, klang oder schmeckte, bat er Sir Tode, es ihm zu beschreiben.
    »Es sieht aus wie ein großes Bild, das auf Pfosten gespannt ist, wie ein Zelt«, sagte der Ritter, als sie ein solches Gebilde am Wegrand fanden.
    »Und was ist auf dem Bild?«, fragte Peter.
    »Hauptsächlich Sterne und Planeten, und dazwischen sind überall dünne Linien und Zahlen eingezeichnet. Hoppla, ich glaube, da unten bewegt sich etwas …« Sir Tode schob seine Schnauze zwischen die dunkelblauen Falten.
    »Ah! Wie ich sehe, habt ihr mein Schautuch gefunden!« Professor Cake blickte vom nahe gelegenen Stall herüber, wo er gerade seine Zebras mit Tomatensuppe fütterte. »Ein wunderbares Ding. Es hilft mir, alles im Auge zu behalten. Seid vorsichtig, wenn ihr darin herumstöbert. Es kann sein, dass ihr nicht wieder herauskommt.«
    Sir Tode schnaubte. »Unsinn. Das ist doch nur ein harmloses – Ahhh! « Plötzlich sprang er wie angestochen zurück, stolperte und fiel in einen kleinen Bach. »Ich – ich glaube,ich habe etwas gesehen …«, murmelte er und schüttelte sich das Wasser aus dem Fell.
    Der Professor kam herbei und gab ihm ein Handtuch. »Das ist sehr gut möglich. In dem Tuch sind alle möglichen Dinge zu sehen. Und wenn ich ganz genau hinschaue«, sagte er, zu Peter gewandt, »kann ich sogar die Hafenstadt sehen, in der du aufgewachsen bist. Und die Geschäfte, die du ausgeraubt hast. Und den Keller, in dem du geschlafen hast.«
    Peter brauchte einen Moment, um die Bedeutung dieser Worte zu begreifen. »Sie haben mich beobachtet?«, fragte er.
    »Dich und viele andere«, sagte der Professor und ging an den Ställen vorbei. »Komm mit mir, mein Junge. Es ist Zeit, dir zu erklären, warum ich dich hierher geholt habe.«
    Professor Cake führte Peter einen Pfad am Ufer entlang. Sanfte Wellen spielten um die nackten Füße des Jungen, und Salzgeruch mischte sich in die Zimtluft. »Das Wasser hier riecht anders als das Meer zu Hause«, sagte Peter.
    Der alte Mann lächelte leise, beeindruckt von der Wahrnehmung des Jungen. »Das kommt daher, dass es nicht das Meer zu Hause ist .« Er ging mit Peter zu einer kleinen Bucht. »Dein Hafenwasser ist da vorn, nur ein paar Meter hinter dem Dorngestrüpp.« Peter konzentrierte sich, und tatsächlich bemerkte er eine Veränderung in der Luft – etwas daran roch vertraut. »Es ist nämlich so: An dieser Insel treffen sich alle Wasser der Welt, und viele von ihnen kommen aus Meeren, auf denen eure Schiffe noch nie gesegelt sind«, erklärte der Professor.
    Peter fragte sich, ob diese fernen Meere wohl zu den wundersamen Ländern führten, von denen der Höker bei seiner Verkaufsvorstellung erzählt hatte.
    »Die Welt ist voll von unbekannten Gewässern«, beantwortete der Professor die ungestellte Frage. »Und je weiter du hinaussegelst, desto tiefer und verzauberter werden sie.«
    »Verzauberte Gewässer? Kommt da Sir Tode her?«, fragte Peter. Er hörte, wie der Ritter auf der Wiese mit einem Schwarm Glühwürmchen kämpfte. (»Ergebt euch, ihr elenden Plagegeister!«)
    Professor Cake lauschte ebenfalls und schmunzelte. »Ich verstehe, wie du darauf kommst. Aber die Antwort ist Nein. Sir Tode kommt aus derselben Welt wie du, nur aus einer anderen Zeit. Als er geboren wurde, wimmelte es an euren Ufern noch von Möglichkeiten – Drachen, Hexen und dergleichen mehr. Das war, bevor die Vernunft sich durchsetzte.« Seine Stimme wurde traurig. »Nun ist Sir Tode der Einzige, der noch übrig ist. Ein Überbleibsel längst vergangener Zeiten.«
    Der alte Mann wandte sich vom Ufer ab und führte Peter landeinwärts. Sie gingen an einem Strom entlang, der wie zahllose andere zur Mitte der Insel floss. »Ganz gleich, wo sie geboren werden, jedes Meer der Welt stirbt eines Tages hier im Sorgensee.«
    Die beiden standen jetzt am grasbewachsenen Rand des Beckens. Unter dem Rauschen des Wassers konnte Peter das leise Klirren zahlloser Flaschen hören. Der Klang erfüllte die Luft mit einem leisen, beinahe traurigen

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