Peter Nimble und seine magischen Augen
wie es wohl sein mochte, sie nie wieder zu brauchen.
»Keine Sorge, sie haben ausgezeichnet funktioniert. Sonst säßest du nämlich jetzt nicht hier.« Er sah die Verwirrung auf dem Gesicht des Jungen. »Peter, das sind keine gewöhnlichen Augen. Das sind magische Augen.«
Bei den Worten lief Peter ein Schauer über den Rücken. »Was bedeutet das?«, fragte er.
»Das bedeutet, dass sie magische Dinge können – was sonst? Die goldenen zum Beispiel haben dich auf der Stelle zu dem Ort gebracht, den sie zuletzt gesehen haben: meine Insel. Das war ein, wie ich finde, ziemlich kluger Trick, um dich hierher zu holen.«
»Und was passiert, wenn ich sie noch mal einsetze?«
Der Professor strich sich nachdenklich über den Bart. »Nun, der letzte Ort, an dem du sie eingesetzt hattest, war dieser Raum, also würden sie dich vermutlich hierher bringen. Aber ich muss dich warnen. Vor allem dieses Paar kann dir eine Menge Ärger einbringen, wenn du nicht aufpasst,also setz sie auf keinen Fall ein, wenn es dir nicht ernst damit ist.«
Peter hatte Mühe, das alles zu verstehen. Jede Antwort, die der alte Mann ihm gab, weckte nur neue Fragen in ihm. »Wollen Sie damit sagen, die Augen haben dafür gesorgt, dass ich im Wasser gelandet bin?«
»Im Sorgensee«, berichtigte der Professor. »Mir ist einfach kein weicherer Ort für eine Landung eingefallen. Und da du in einer Hafenstadt aufgewachsen bist, habe ich natürlich angenommen, dass du schwimmen kannst. Offensichtlich war das ein Irrtum. Tut mir leid – ich hatte nicht damit gerechnet, dass uns der Sorgensee solche Sorgen machen würde.« Wie die meisten intelligenten Männer konnte der Professor es sich nicht verkneifen, ab und zu ein Wortspiel einzuflechten.
Peters nächste Frage – eine von Dutzenden – wurde von einem Ruf unterbrochen. »Meine Herren, Ihr Abendessen wird kalt!« Es war Mr Pound, der an einer Hängebrücke lehnte und eine angekokelte Schürze um den Bauch gebunden hatte. »Und ich sollte wohl hinzufügen, dass Sir Tode damit gedroht hat, Ihre Portionen ebenfalls zu verspeisen, falls Sie nicht sofort erscheinen!«
»Das habe ich keineswegs«, protestierte der Ritter und leckte sich etwas vom Schnurrbart, das nach Pfannkuchenteig roch.
Peter sprang aus dem Sessel. »Sir Tode!« Bei dem ganzen Gerede über die magischen Augen hatte er seinen Reisegefährten völlig vergessen. »Ich bin überrascht, dass Sie ohne mich nicht überfallen und ausgeraubt worden sind«, sagte er lächelnd.
»Sehr witzig! Wenn ich mich recht entsinne, warst du derjenige, der Angst hatte, da draußen allein zu bleiben.Es wäre grausam von mir gewesen, einen hilflosen, blinden Jungen seinem Schicksal zu überlassen.«
»Meinen Sie etwa den hilflosen, blinden Jungen, der Sie vor dem Ertrinken gerettet hat?«
Sir Tode knurrte drohend. »Vielleicht hätte ich dich in den Sack stopfen sollen!«
»Dazu müssten Sie mich erst mal kriegen!« Peter hatte nicht damit gerechnet, dass Sir Tode seine Herausforderung wörtlich nehmen würde, doch er hatte den Satz kaum ausgesprochen, da sprang der Ritter von der Hängebrücke und warf ihn zu Boden. Tee spritzte durch das Baumhaus, und innerhalb von Sekunden rollten die beiden schimpfend und spottend über den Boden, dass die Fäuste nur so flogen.
Mr Pound trat neben den Professor, der den Kampf interessiert verfolgte. »Sie hatten sicher gehofft, dass die beiden ein wenig besser miteinander auskommen, nicht wahr, Sir?«
Der alte Mann lachte leise. »Oh nein, Mr Pound, ganz im Gegenteil. So ist es mir viel lieber. Ich glaube, besser hätte ich es gar nicht planen können.«
Klug, wie er war, wusste Professor Cake, dass eine Beziehung, die nicht mit ein paar Faustschlägen begann, meist alsbald im Sande verlief. Schließlich ist allgemein bekannt, dass aus Prügeleien die besten Freundschaften entstehen. Und Peter und Sir Tode streuten gerade den Samen gegenseitigen Respekts, der eines Tages vielleicht zu etwas viel Größerem heranwachsen würde: zu einer Freundschaft, wie es sie sonst nur in Legenden gab.
Es waren glückliche Abende für Peter dort auf der Insel – vielleicht die ersten in seinem Leben. Er bekam Kleider, Essen und Zuwendung auf eine Weise, wie er es noch nie zuvor erlebt hatte. Die Kiste mit den magischen Augen behielter die ganze Zeit bei sich. Mehr als einmal war er versucht, sie auszuprobieren, doch er ließ es bleiben, denn er hatte Angst, sie könnten ihn von diesem wunderbaren Ort wegzaubern.
An den
Weitere Kostenlose Bücher