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Peter Nimble und seine magischen Augen

Peter Nimble und seine magischen Augen

Titel: Peter Nimble und seine magischen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Auxier
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Lied. »Professor?«, sagte er er nach einer Weile. »Warum nennen Sie ihn Sorgensee?«
    »Weil jede einzelne von diesen Flaschen mit Sorgen gefüllt ist. Wenn die Menschen Rettung suchen – sei es vor dem Verhungern oder vor dem Wahnsinn oder vor einem gebrochenen Herzen –, stecken sie oft einen Zettel in eineFlasche, versiegeln sie und werfen sie ins Meer, in der Hoffnung, dass jemand sie findet und ihnen hilft.«
    »Und, funktioniert es?«
    »Leider nur selten. Meistens treiben die Flaschen jahrelang umher und kommen erst hier an, wenn es längst zu spät ist.« Der Professor griff nach einem Kescher mit langem Stiel, der an einem Baum lehnte, und fischte damit eine Flasche aus dem Wasser. Er öffnete sie und las vor, was auf dem Zettel stand:
    Gestrandet. Sterbe vor Durst.
    Bitte schickt sofort Wasser.
    Der alte Mann seufzte und nahm seine Brille ab. »Armer Kerl. Wahrscheinlich ist er mittlerweile nur noch ein Haufen Staub.« Er legte eine Schweigeminute für den Durstigen ein.
    »Das ist bestimmt schwer«, sagte Peter. »All diese Sorgen zu lesen und nichts tun zu können.«
    »Ja, das ist es. Aber jeder Mensch, ob klein oder groß, muss schwere Dinge tun. Und das ist eben die schwere Sache, die ich tun muss.« Er tupfte sich mit einem Taschentuch über die faltigen Augen und setzte seine Brille wieder auf. »Doch ab und zu finde ich auch eine Nachricht, bei der noch Zeit ist. Dann tue ich, was ich kann, um zu helfen. Und genau deshalb habe ich dich hierher geholt, Peter Nimble.«
    Der Junge fürchtete, dass Professor Cake ihn mit jemandem verwechselt hatte. »Aber ich habe keine Nachricht geschickt«, sagte er. »Ich kann ja nicht mal schreiben.«
    Der alte Mann griff in seine Westentasche und zog eine kleine grüne Flasche heraus, in deren Innern ein winziges Stück Papier lag. »Vor einer Weile entdeckte ich eine ganzbesondere Nachricht, von jemandem, der in großer Not ist.«
    »Und können Sie demjenigen helfen?«, fragte Peter.
    Der Professor beugte sich hinunter und drückte Peter die Flasche in die Hand. »Das habe ich soeben getan.«

6. Kapitel
    ♦
    DAS VERSCHWUNDENE
KÖNIGREICH

    M r Pound stand summend am Ofen und bereitete eine neue Kanne süßen Tee zu. Peter saß tief in Gedanken versunken hinter ihm am Tisch. In den letzten Tagen waren ihm so viele Dinge begegnet – magische Augen, verzauberte Ritter und nun das. Der Junge traute Professor Cake noch nicht so ganz, aber dies war eines der seltenen Male in seinem Leben, dass ein Erwachsener ihn mit echter Freundlichkeit behandelte, und allein deshalb hörte er aufmerksam zu. Dennoch fürchtete er sich vor dem, was in der kleinen Flasche sein mochte.
    »Ach, nun mach das Ding schon auf!« Sir Tode, der neben ihm saß, nahm die Flasche zwischen die Zähne. Mit einiger Mühe zog er den Korken und schüttelte den Zettel heraus.»Es sieht aus wie ein Rätsel«, sagte er und strich das Papier mit seinen Vorderhufen glatt.
    »Können Sie es mir vorlesen?«, bat Peter.
    Mit zusammengekniffenen Augen las Sir Tode die verblasste Schrift:
    Prinzen nicht viele, Könige mehr,
    Die Raben versprengt, verlandet das Meer.
    Der Herrscher dem Bösen sich verschrieb.
    Nur ein Fremder kann retten, und zwar ein –
    »Verflixt!«, sagte er. »Das letzte Wort ist verwischt. Ich kann es nicht entziffern.«
    Mr Pound kam an den Tisch, um ihnen neu einzugießen. »Die meisten Nachrichten, die wir bekommen, reimen sich nicht. Diese muss von einem Dichter oder Troubadour verfasst worden sein. Als der Professor sie fand, dachte er sofort an dich, Peter.«
    »Was immer es bedeuten mag, es klingt sehr spannend«, sagte der Ritter.
    »Und sehr verwirrend«, fügte der Junge hinzu.
    »Womit ihr beide Recht habt!« Professor Cake kam schlurfend die Treppe von der Werkstatt herab. Er zog sich einen Sessel neben Peter und setzte sich zu ihnen an den Tisch. »Die zweite Zeile scheint mir darauf hinzudeuten, dass diese Flasche aus dem Verschwundenen Königreich kommt.«
    »Dem was?«, fragte Peter.
    Professor Cake lehnte sich im Sessel zurück und zündete seine Meerschaumpfeife an. »Vor vielen Jahren gab es ein Land, das von alten Meeren umgeben war. Der Boden war hart und unnachgiebig, aber auch voller Magie. Es heißt,die Leute dort lebten in Frieden mit den Tieren, die ebenso denken und sprechen konnten wie die Menschen. Gemeinsam bauten sie einen prachtvollen Palast – ein in Mauern gefasstes Paradies unvergleichlicher Schönheit. Sie brauchten Jahre dafür. Und dann, am

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