Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Peter Nimble und seine magischen Augen

Peter Nimble und seine magischen Augen

Titel: Peter Nimble und seine magischen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Auxier
Vom Netzwerk:
um den kleinen Trupp anzuspornen, der alsbald am Himmel verschwand.
    Peter war verwirrt. Es klang so, als wären die Raben eine Art Armee. Offensichtlich hatte sie jemand über seine und Sir Todes Ankunft informiert, und nun suchte eine ganze Kompanie nach ihnen. Und was hatte das mit dem »Wahren König« zu bedeuten? Gab es etwa mehrere? Und von welcher Linie war die Rede? Was auch immer da vor sich ging, er und Sir Tode waren hier nicht sicher, so viel war klar. Einer von den Raben brauchte nur zufällig einen Blick in die Tülle des Kessels zu werfen, und schon wäre es vorbei mit ihrem Versteck.
    Er hatte den Gedanken kaum zu Ende gedacht, da hörte er ein Scharren direkt neben seinem Ohr. Ein Paar Klauenhatte sich auf dem Rand der Tülle niedergelassen. Peter schnappte sich Sir Tode, der immer noch schwer atmete, und hielt ihm das Maul zu. Der Ritter wehrte sich zappelnd, doch Peter begann geschickt, ihm die Kehle zu kraulen, wobei er fest auf einen bestimmten Punkt hinter den Ohren drückte – ein alter Trick, den er von Mr Seamus gelernt hatte, um streitlustige Hauskatzen ruhigzustellen. Danke, Mr Seamus , dachte der Junge zum ersten Mal in seinem Leben, als Sir Tode mit dem Gezappel aufhörte.
    Das Scharren wurde lauter, und der Rabe steckte seinen Schnabel in die Tülle. »Mit dem Wasser stimmt was nicht«, sagte er und kam immer näher an Peters Kopf heran. »Es riecht so merkwürdig, als ob da jemand – « Seine Forschungen wurden von einem Schrei unterbrochen.
    »Seht mal!«, rief eine Stimme vom Fuß des Felsens. Der Rabe an der Tülle verschwand und flog zusammen mit Captain Amos und einigen anderen nach unten zum Boden.
    »Beim Landen habe ich einen seltsamen Klumpen im Sand bemerkt«, fuhr der erste Rabe fort. »Sieht aus, als wäre da eine Waffe drin.«
    Peter begriff sofort: Sie hatten seinen Diebessack entdeckt, den er – anscheinend nicht gründlich genug – im Sand vergraben hatte, bevor sie auf den Felsen geklettert waren. »Diese Klinge stammt nicht aus unserer Waffenkammer«, sagte Captain Amos. Peter hörte, wie der Vogel gegen das Metall pickte. »Sie muss den Fremden gehören.«
    Bei diesen Worten wurden auch die anderen Raben aufmerksam, und ein großer Teil des Schwarms flog näher heran, um sich den Fund anzusehen. »Wir sollten die unmittelbare Umgebung absuchen«, fuhr Captain Amos fort. »Asher, Jude, haltet Ausschau nach Spuren. Wenn sie vor kurzem hier gewesen sind, finden wir sie vielleicht.«
    Zwei Raben krächzten: »Jawohl, Sir!« und schwangen sich in die Luft.
    Die anderen machten sich daran, den restlichen Inhalt des Beutels zu untersuchen. Peter lauschte, wie die Schnäbel ein Ding nach dem anderen herausholten: seine Einbruchswerkzeuge … die Kiste mit den Augen … den Weinschlauch … den Zettel mit dem Rätsel …
    »Gib mir mal die Rolle da«, befahl Captain Amos und nahm das Stück Papier in seine Klauen. Nach einer kurzen Pause wandte er sich an den Rest des Schwarms. »Das hier solltet ihr alle hören«, sagte er und las die Zeilen laut vor:
    Prinzen nicht viele, Könige mehr,
    Die Raben versprengt, verlandet das Meer.
    Der Herrscher dem Bösen sich verschrieb.
    Nur ein Fremder kann retten, und zwar ein –
    Die Vögel lauschten schweigend. «Ein Verräter ?«, flüsterte einer von ihnen schließlich. »Wer würde es wagen, einen Verräter herbeizurufen?«
    »Jemand, der entweder sehr töricht oder sehr verzweifelt ist«, erwiderte Captain Amos kalt. »Wer auch immer diese Petition verfasst hat, weiß offensichtlich nichts von uns.«
    Aus dem Schwarm erhob sich Gemurre. »Seit zehn Jahren warten wir auf eine Nachricht von der anderen Seite«, rief jemand. »Und das ist alles, was wir kriegen?«
    »Wie lange wird die Gerechtigkeit uns noch ignorieren?«, rief jemand anders, gefolgt von zustimmendem Gekrächze.
    »Ruhe, Brüder!«, rief Captain Amos mahnend. Die Vögel verstummten, um ihren Anführer sprechen zu lassen. »Ich höre euren Unmut, aber wir dürfen nicht den Glauben verlieren.« Peter spürte, dass der Rabe Mühe hatte, seineeigene Enttäuschung zu unterdrücken. »Offensichtlich sind diese Fremden irgendwie mit unserer Geschichte verbunden – aber ob zum Guten oder zum Schlechten, wird sich erst noch zeigen müssen. Vielleicht finden wir die Antwort in dieser Kiste?«
    Peter zuckte zusammen, als er hörte, wie ein Schnabel am Schloss herumpickte. Er betete im Stillen, dass Raben, selbst kämpferisch gesinnte, keine Schlösser knacken konnten

Weitere Kostenlose Bücher