Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Peter Nimble und seine magischen Augen

Peter Nimble und seine magischen Augen

Titel: Peter Nimble und seine magischen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Auxier
Vom Netzwerk:

    Klick.
    Entsetzt hörte der Junge, wie die Vögel den Deckel aufklappten und in die Kiste schauten. »Gütige Gerechtigkeit«, sagte Captain Amos nach kurzem Schweigen.
    Die Raben rückten näher und begannen untereinander zu flüstern. »Was ist das für eine Zauberei? Simon, Mordecai … Könnte es sein …? « Bald darauf sangen alle um ihn herum dasselbe: »Die Linie! Die Linie! Die Linie!«
    Peter verstand nicht, was das alles zu bedeuten hatte. Er wusste nur, dass die Raben die magischen Augen entdeckt hatten und dass dieser Fund sie in Aufregung zu versetzen schien. Er hörte, wie Hunderte von Herzen immer schneller schlugen. »Die Linie! Die Linie! Die Linie!« Der Gesang schwoll an, bis er durch die Rückkehr von Asher und Jude unterbrochen wurde.
    »Verräter im Anmarsch!«, krächzten sie. »Von Backbord!«
    Der Schwarm verstummte und ging sofort in Position. Alle Vögel, die auf dem Felsen hockten, sprangen hinunter und landeten im Sand. Peter spürte, dass sie auf etwas warteten, aber worauf?
    Eine weitere Stimme beantwortete seine Frage: »Bleib weg, Kleiner Junge!«, rief sie, begleitet von eiligen Schritten. »Bleib bloß weg vom Kesselfelsen, sag ich!«
    Peter wusste sofort, wer es war. Offenbar war Alter Scabbs aufgewacht und ihren Spuren gefolgt. Er biss die Zähne zusammen und betete innerlich, dass der Alte wieder verschwinden würde. Er mochte den verrückten Kauz zwar nicht, aber die Raben mochte er noch viel weniger.
    Doch Alter Scabbs lief weiter. »Kleiner Junge und Süßes Kätzchen müssen auf das hören, was Alter Scabbs sagt. Verschwindet aus dem Tageslicht, bevor …« Seine Stimme verließ ihn, als er auf der Kuppe des Hügels ankam und die tausend Raben erblickte, die auf ihn warteten. Von panischem Entsetzen gepackt, fiel der alte Dieb auf die Knie.
    Captain Amos hüpfte vor. »Verräter, wir haben dich unter der Bedingung verschont, dass wir deine armselige sterbliche Hülle nie wieder zu Gesicht bekommen.«
    »D-D-Das weiß Alter Scabbs, ganz bestimmt!«
    »Und du dankst uns unseren Großmut, indem du deine elende Visage am helllichten Tag zeigst. Und obendrein wagst du es, dich unserem heiligen Felsen zu nähern.«
    »Tut Alter Scabbs sehr leid! Schrecklich leid! Bitte hackt ihn nicht in Stücke! Die Raben sind gnädig und großmütig! Sie haben ihm schon mal vergeben, das weiß Alter Scabbs!«
    »Einmal und nie wieder. Das war unser Schwur.«
    »Schwur, sagst du?« In der Stimme des Mannes schwang Verbitterung mit. »Erzähl Alter Scabbs nichts von Schwüren! Wenn es nach Schwüren ginge, wäre er ein reicher Mann!« Sein Ausbruch traf auf eisiges Schweigen, und Alter Scabbs erkannte sofort, dass er einen schweren Fehler begangen hatte.
    »Wie ich sehe, war unsere Gnade an dich verschwendet«, sagte der Rabe. »Wir werden sie nicht weiter verschwenden.«
    »W-W-Warte!« Der armselige alte Mann rappelte sichhoch; ihm war eine Idee gekommen. »Die Raben fragen gar nicht, warum Alter Scabbs zu ihrem Felsen kommt! Er kommt, um den Raben ein Geschenk zu machen! Zwei saftige Fremde, mmh! Alter Scabbs hat sie direkt zu eurem Nest geführt!«
    Peter traute seinen Ohren nicht. Hatte Alter Scabbs tatsächlich vor, sie zu verraten? Der alte Mann lachte keckernd. »Ist wahr! Ein leckeres kleines Kätzchen und ein knackiger blinder Junge! Nur für euch – «
    Bevor er ausreden konnte, erhob sich ein Sturm aus Geflatter und Gekrächze. » Neiiiin! «, schrie er, als die Vögel sich auf ihn stürzten.
    Mittlerweile hatte Peter es aufgegeben, seinen Herzschlag ruhig zu halten, und er hatte auch vergessen, Sir Tode am Hals zu kraulen. Die beiden zitterten vor Angst. Keine zwanzig Schritt von ihrem Versteck entfernt wurde Alter Scabbs in Stücke gehackt. Peters Lippen bebten, während er seinen Freund an sich drückte. Er konnte die salzigen Tränen schmecken, die Sir Tode übers Maul liefen und ins Wasser tropften. Eng aneinandergeschmiegt, lauschten sie auf die Todesschreie ihres einstigen Führers.
    Nach der Hinrichtung herrschte feierliche Stille. Dann sprach Captain Amos erneut, jedoch mit sanfterer Stimme. »Verräter, wir werden dich in einem Stück begraben. Das ist mehr, als du verdient hast. Mögen die Würmer in der Erde ebenso freundlich zu dir sein.« Zum Schwarm gewandt, rief er: »Im Namen der Gerechtigkeit sagen wir …«
    »Lang lebe der Wahre König!«, kam die vielstimmige Antwort. Dann machten sich die Raben daran, im Sand eine flache Grube für die Überreste von Alter

Weitere Kostenlose Bücher