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Peter Nimble und seine magischen Augen

Peter Nimble und seine magischen Augen

Titel: Peter Nimble und seine magischen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Auxier
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riechen wie sonst, aber trotzdem merkte er, dass sie stanken, als hätten sie noch nie in ihrem Leben gebadet. Er lauschte, als die traurige Prozession an ihm vorüberzog. Es fiel ihm schwer, ihre genaue Anzahl festzustellen – Spatzen sind nicht gerade für ihre lange Aufmerksamkeitsspanne bekannt –, aber er war ziemlich sicher, dass er mindestens hundert verschiedene Herzschläge entlang der rostigen Kette gezählt hatte.
    »Beeilung, ihr Maden!« Pranke ließ irgendwo am Ende des Saals seine Peitsche knallen. Die geheimnisvollen Gefangenen stolperten vorwärts, und ihr Stöhnen hallte durch den ganzen Palast.
    Als der Speisesaal endlich verlassen und er außer Gefahr war, machte sich Peter an die schwierige Aufgabe, die Augen wieder herauszunehmen. Während er sich damit abmühte, überlegte er, wie diese magischen Augen nun eigentlich funktionierten. Erst hatten sie ihn in einen Käfer verwandelt, dann in einen Vogel – was war die Verbindung? Peter dachte zurück an das kurze Gespräch mit dem Käfer in Mrs Melasses Hof. Und unmittelbar bevor die Affen gekommen waren, hatte er sich mit einem Spatzen unterhalten. Vielleicht verwandelten ihn die Augen ja in das Tier, das er zuletzt berührt hatte? Wenn das stimmte, dann war die Begegnung mit dem missgelaunten Käfer sehr viel hilfreicher gewesen, als er gedacht hatte.
    Was war dann aber passiert, als er die Augen zum ersten Mal eingesetzt hatte? Peter versuchte sich an die Situation in der Bußwüste zu erinnern. Welches Tier könnte er berührt haben? Er nahm an, dass Sir Tode nicht zählte, also musste es etwas anderes gewesen sein. Er hatte nicht atmen können,und alles um ihn herum, sogar die Luft, hatte auf seiner klammen Haut wie Feuer gebrannt. Aber welches Tier konnte in seinem eigenen natürlichen Lebensraum nicht überleben? »Vielleicht war ich ja gar nicht in meinem natürlichen Lebensraum«, zwitscherte er nachdenklich. »Vielleicht habe ich mich in ein Wesen aus dem Meer verwandelt? Zum Beispiel in einen … Fisch .« Peter dachte an den Hafen in seiner Heimatstadt, wo die Mole immer mit Fischen bedeckt war, die nicht mehr atmen konnten. Genauso wäre er gestorben, hätte Sir Tode ihn nicht gerettet. Er hoffte nur, dass er sich eines Tages dafür revanchieren konnte.
    Endlich gelang es Peter, die Augen herauszunehmen (mit Hilfe beider Füße und eines herumliegenden Löffels), und kurz darauf saß er wieder in der Gestalt eines zehnjährigen Jungen auf der Säule. Die winzige goldene Fußfessel war bei der Verwandlung zersprungen. Ich darf auf keinen Fall eine Schlange berühren , dachte er bei sich, sonst kriege ich die Dinger nie wieder heraus .
    Peter sprang herunter und lief aus dem Speisesaal. Er hatte die Kiste mit den anderen Augenpaaren hinter einem Vorsprung im Gang versteckt, und er musste sie holen, bevor irgendjemand anders sie entdeckte. Als er bei dem Tor ankam, wurde ihm ganz flau. Er konnte riechen, dass jemand hier gewesen war – jemand, der schmutzig war.
    Peter tastete die Wand nach einem Öffnungsmechanismus ab. Wenn dieses Tor wirklich dazu gedacht war, die Leute ein zusperren, musste es für die Nachtpatrouille auf der anderen Seite irgendeine Möglichkeit geben, es zu öffnen. Und tatsächlich fand er ein Stück über seinem Kopf einen kleinen verborgenen Hebel. Als er mit beiden Händen daran zog, verschwand das schwere Tor rasselnd in der Decke. Sobald genug Platz war, wand er sich unter dem Eisengitterhindurch und lief zu der Kiste mit den magischen Augen.
    Die beiden anderen Paar lagen unberührt in ihren Schalen. Offenbar hatte niemand die Kiste in der dunklen Nische entdeckt. Mit einem erleichterten Seufzer nahm Peter die schwarzen Augen aus seiner Tasche und legte sie an ihren Platz zurück.
    Der Junge war so mit seiner Kiste beschäftigt, dass er nicht merkte, dass dort auf dem Boden noch etwas anderes war. Mitten im Gang lag eine große Seilschlaufe, die wie ein Lasso gebunden war. Das andere Ende lief den Gang entlang und verschwand in einer Mauerritze, hinter der vier Augenpaare lauerten.
    Die Spione beobachteten Peter aus ihrem Versteck, wobei sie sich drängelten und schubsten, um besser sehen zu können.
    »Was macht er?«, fragte einer von ihnen.
    »Nimm deinen dicken Kopf weg, ich kann nichts sehen!«, zischte ein anderer.
    »Haltet die Klappe, ihr zwei, sonst hört er uns noch!«
    Peter schloss den Deckel. Seine Ohren hatten gerade ein Getuschel am Ende des Gangs wahrgenommen. »Ich weiß, dass ihr mich

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