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Peter Nimble und seine magischen Augen

Peter Nimble und seine magischen Augen

Titel: Peter Nimble und seine magischen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Auxier
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sagte Langkralle und schlug Pranke die Faust auf den Kopf. »Das war bloß einer von den dusseligen Vögeln.« Der Affe sprach die Wahrheit, denn was da panisch vor ihren Füßen herumhüpfte, war ein kleiner Spatz.
    Ein Vogel! , dachte Peter und schlug mit seinen Flügeln. Aber wieso? Doch das Wieso war im Moment nicht wichtig. Er musste zusehen, dass er von hier wegkam. Allerdings merkte er sehr bald, dass es noch viel schwieriger war, ein Vogel zu sein als ein Käfer. Er hatte weder Arme noch Hände, seine Füße waren merkwürdig geformt und lang, und sein Gesicht war mit Federn bedeckt. Aber was noch viel schlimmer war: Er schaffte es irgendwie nicht, mit beiden Flügeln gleichzeitig zu schlagen. Das, zusammen mit seiner üblichen Blindheit, machte es ihm nahezu unmöglich, weiter als ein paar Zentimeter zu fliegen – wenn man es überhaupt fliegen nennen konnte.
    »Moment mal. Wieso hockt der da unten?«, sagte Pranke, während er zusah, wie der hilflose Vogel zum dritten Mal gegen einen Kerzenleuchter flog. »Hat der König nicht befohlen, dass alle Spatzen angekettet sein sollen?«
    Langkralle warf einen Blick auf die anderen Säulen und bemerkte zum ersten Mal, dass sie alle unbespatzt waren. »Irgendwer hat sie befreit!« Er hockte sich vor Peter hin. »Vielleicht kann uns der kleine Flattermann hier sagen, was passiert ist. Und wenn nicht, haben wir zumindest einen leckeren kleinen Imbiss.« Er schnappte Peter an den Schwanzfedern und hielt ihn sich über das offene Maul. Peters Vogelherz schlug schneller, als er es jemals für möglich gehalten hätte. »Hallo, Happen«, sagte der Affe grinsend. »Möchtest du uns vielleicht erzählen, was hier heute Nacht los war?«
    Peter wand sich in dem heißen, stinkenden Atem des Ungeheuers. Das letzte Mal, als er einem Affen so nah gewesen war, hätte er beinahe einen Arm verloren; jetzt musste er damit rechnen, noch weit mehr zu verlieren. Wenn er nicht gefressen werden wollte, musste er sich schnell etwas einfallen lassen. Peter wusste, dass die besten Lügen zum größten Teil aus Wahrheit bestanden – so kann man nämlich möglichst ehrlich dreinschauen, während man sie erzählt. Er fing an zu weinen. »Bitte essen Sie mich nicht, Sir! Ich möchte einfach nur zurück auf meine Säule!« Alles wahr: Peter wollte nicht gefressen werden, und er wollte gerne wieder abgesetzt werden.
    »Blödsinn«, sagte Langkralle. »Ihr Piepser träumt doch schon seit Jahren von der Freiheit. Ihr pickt so viel an euren schicken kleinen Fußkettchen, dass wir euch jeden Halbmond neue verpassen müssen. Also, wer hat euch Hübschen geholfen zu fliehen?«
    »Es war ein … ein Fremder !«, sagte Peter, wiederum weil er glaubte, dass die Wahrheit am überzeugendsten sein würde. »Ich habe ihn noch nie vorher gesehen!« Auch das stimmte. »Er hat etwas gerufen wie ›Nieder mit dem König!‹, und dann hat er alle unsere Schlösser aufgemacht wie durch Zauberei! Meine Schwestern sind weggeflogen, aber ich konnte nicht, weil … weil ich mir den Flügel gebrochen habe!« Zum Beweis hielt er einen gekrümmten Arm hoch. »Aber ich habe gesehen, wie der Fremde weggelaufen ist. Und zwar dahin!« Peter deutete in eine Richtung, die von Mrs Melasses Wohnung wegführte.
    »Ein Schlossknacker?!« Langkralle schlug mit seiner Faust ein Loch in die Wand. »Der König zieht uns das Fell über die Ohren, wenn er das hört!« Er warf Pranke den Vogel zu. »Deine Aufgaben können warten. Kette den hier an und ruf die Meute zusammen! Ich will, dass alle Affen sich auf die Suche nach diesem Fremden machen!« Er stürmte davon.
    Pranke trug Peter zu einer leeren (und noch stehenden) Säule. Dann griff er mit den Spitzen seiner Klauen nach einer winzigen goldenen Fußfessel und mühte sich ab, sie um Peters ebenso winzigen Vogelfuß zu legen. Endlich gelang es ihm. »Mageres Federvieh«, brummte der Affe. »Hat eh kaum Fleisch auf den Knochen.« Er nahm seine Peitsche und wandte sich zum Ausgang.
    Wie ihr euch sicher erinnert, hatten beide Affen eine lange Kette in der Hand, als sie in den Speisesaal kamen. Als Pranke mit straff gespannter Kette durch den Raum stapfte, zerrte er hundert Sklaven hinter sich her. Die Gefesselten stolperten rasselnd und stöhnend direkt an Peter vorbei. Wer sind diese armen Seelen? , fragte er sich. Sie waren offensichtlich Gefangene. Aber warum hatte der Königsie dann nicht in die Bußwüste schaffen lassen? Da Peter nur einen Schnabel hatte, konnte er nicht so gut

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