Peter Nimble und seine magischen Augen
wirklich mein Name?«, fragte er. »Timothy?«
Die Frau weinte, denn jetzt erinnerte sie sich wieder an jenen schrecklichen Tag vor vielen Jahren, als ihr Sohn aus seinem Bettchen gestohlen worden war. »Ich dachte, ich hätte dich für immer verloren!« Sie drückte ihn noch fester an sich, und nun fing auch Trouble an zu weinen, denn kein Kind vergisst jemals die Liebe seiner Mutter.
Peg verfolgte das Ganze schweigend und dachte daran, dass sie diese Frau noch vor wenigen Minuten töten wollte. »Was … was ist denn eben passiert?«
Peter zuckte die Achseln. »Unter all dem Parfüm und Dreck war etwas, das mir sagte, die zwei gehören zusammen. Sie haben den gleichen Geruch.«
»Ha! Sie haben den gleichen Geruch!« Sir Tode wiederholte die Worte wie einen gelungenen Scherz. »Ich habe euch gleich gesagt, der Junge hat Talent, aber ihr wolltet ja nicht hören. Was sagt ihr jetzt?«
Simon hüpfte von der Schulter Ihrer Königlichen Hoheit. »Bitte vergib mir meine Zweifel, Peter Nimble. Ich sehe jetzt, dass deine Ankunft in der Tat ein Wunder ist.«
Die Prinzessin konnte sich zwar nicht dazu überwinden, zuzugeben, dass sie sich geirrt hatte, aber auch sie war beeindruckt. »Mit Schlössern und Fesseln kennst du dich jedenfalls gut aus«, sagte sie. »Morgen gehen wir in die Minen und schauen, ob du nicht auch den anderen helfen kannst.« Als sie wieder zu Timothy und seiner Mutter sah, konnte sie sich ein Lächeln nicht verkneifen. »Und danke.«
Dieses Zeichen der Anerkennung, so klein es auch war, erfüllte Peter mit Freude. »Gern geschehen, Hoheit«, sagte er mit einer Verbeugung.
Während der nächsten Stunden war die kalte Felshöhle von mehr Wärme und Liebe erfüllt als alle Herde der Welt zusammen. Timothy erzählte seiner Mutter von der Mühsal und den Schmerzen, unter der Erde aufzuwachsen, und bei jeder Geschichte weinte sie erneut vor Dankbarkeit, dass sie nun wieder vereint waren. Als der Nachmittag sich dem Ende zuneigte, wurde der Junge müde, und seine Mutter nahm ihn in die Arme, strich über sein verfilztes Haar und sang leise Wiegenlieder.
Erst am Abend sorgte das Erscheinen von Mrs Melasse – die in Wirklichkeit Lillian hieß – für Ärger. Es ging los, als die beiden anderen Mädchen hundemüde von ihren Posten zurückkehrten. »Wer ist das denn?«, fragte Marbles und starrte die Erwachsene neben Timothy misstrauisch an.
»Das ist meine Mutter«, sagte der Junge stolz. »Peter hat sie gerettet.«
Marbles riss die Augen auf und griff nach Peters Arm. »Du hast Troubles Mutter gefunden?«
»Ohne Pegs Hilfe hätte ich es nicht geschafft«, sagte er.
Dem Mädchen kam ein Gedanke. »Und was ist mit meiner Mutter? Wieso kriegt Trouble eine und ich nicht?«
»Ja«, sagte Giggle und stellte sich neben sie. »Und was ist mit mir?«
Prinzessin Peg trat dazwischen und versuchte die Situation zu erklären. Gerade als sie die beiden besänftigt hatte, kam Scrape von seiner Unterschlupfsuche zurück. »Ich habe Schreie gehört und bin so schnell gekommen, wie es ging! Was ist passiert?« Seine Fäuste waren geballt, bereit für einen Kampf.
»Trouble hat eine Mutter«, sagte Marbles. »Aber er will sie nicht mit uns teilen!«
Scrape, der Troubles bester Kumpel war, sah seinen Freund verletzt an. »Das ist ungerecht. Lass uns auch mal ran!«
»Kommt gar nicht in Frage.« Timothy schubste sie alle beiseite. »Sie gehört mir !«
»Ach ja?«, riefen die drei und schubsten zurück. »Und wenn wir sie uns einfach nehmen ?!«
Peg versuchte für Ruhe zu sorgen. »Schluss jetzt, ihr Streithähne!«, rief sie mit ihrer strengsten Stimme. »Oder ich bringe sie wieder zurück nach oben, wo wir sie gefunden haben!« Doch es nützte nichts – ein wüstes Gezanke und Geraufe brach aus, mit Schreien, Spucken und Treten.
Lillian erkannte, dass der Kampf nicht mit Strenge zu beenden war. »Kinder, bitte !« Sie warf sich zwischen sie. »Ich bin die einzige Mutter, die ihr im Moment habt. Ich wünschte, es wäre anders, aber fürs Erste werdet ihr euch mit mir begnügen müssen. Ich bin sicher, Timothy ist gerne bereit, mich mit euch zu teilen. Nicht wahr, mein Lieber?«
Timothy sah ganz und gar nicht so aus, als wäre er »gerne bereit«, seine Mutter mit jemandem zu teilen, ganz zu schweigen von mehreren Jemand. Verstockt starrte er aufden Boden und wühlte mit seinem Zeh im Dreck. » Timothy «, sagte Lillian mit missbilligender Stimme.
»Na gut«, brummelte er. »Ihr könnt auch was von ihr
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