Peter Nimble und seine magischen Augen
Simon den Jungen. »Wir können es uns nicht leisten, dass einer von den Untertanen des Königs unser Versteck kennt.«
»Aber sie wollten sie töten «, protestierte Peter.
»Trotzdem. Die Sicherheit Ihrer Königlichen Hoheit ist wichtiger als irgendeine Einzelperson. Merk dir das für die Zukunft.«
Ungefähr in diesem Moment gelang es Mrs Melasse, sich in eine aufrechte Position zu wälzen und den Knebel aus dem Mund zu reißen. »Hilfe! Ich bin hier drinnen!«, schrie sie und stürzte auf den Ausgang der Höhle zu.
Peter hechtete hinter ihr her und packte die Frau. »Haltet sie fest«, ächzte er. »Ich werde sie anketten.«
»Keine Ketten«, sagte Peg energisch. »Solange ich Prinzessin bin, benutzen wir keine Ketten.«
»Bei mir habt ihr sie benutzt«, grummelte er.
Simon sprach leise zu Peg. »Hoheit, wenn diese Frau sich nicht beruhigt, bringt sie uns alle in Gefahr. Wenn Ihr nicht wollt, dass sie angekettet wird, müsst Ihr sie loswerden.« Er hob seine schwarze Kralle. »Ich kann dafür sorgen, dass es schnell geht.«
»Ich habe NEIN gesagt!«, rief Peter durch die Höhle. Die Prinzessin und der Rabe waren offensichtlich überrascht, dass er sie gehört hatte. »Ich weiß, dass es gefährlich ist, aber wenn ihr sie tötet, seid ihr kein bisschen besser als der König.«
»Da hat der Junge Recht«, sagte Sir Tode. »Wir sind keine Mörder.«
»Was heißt hier ›wir‹?«, entgegnete Peg.
Peter wandte sich zu der zappelnden Frau. Er war sicher, dass es einen Weg geben musste, die Lügen des Königs zu durchbrechen. »Erinnern Sie sich an mich, Mrs Melasse? Ich bin der Fremde, den Sie in Ihrem Hof gefunden haben.«
»Seien Sie nicht albern!«, fauchte sie. »Der Mann hatte goldene Augen. Und Sie haben überhaupt keine Augen! Ich vergesse nie ein Gesicht!«
»Ich bin kein Mann, ich bin ein kleiner Junge.« Er schwang sein Bein herum, sodass er sie in einer Art Schwitzkasten hielt. »Erinnern Sie sich, was ein kleiner Junge ist?«
Die Frau starrte ihn mit irrem Blick an. »Wenn das eine Foltermethode ist, dann wird sie nicht funktionieren! Sie können mich kleinerjungen , soviel Sie wollen – ich gebe niemals auf!« Sie wälzte sich herum und begrub ihn unter ihrem dicken Rüschenrock.
Peter packte sie an den Haaren und versuchte sich unterihr hervorzuwinden. »Wartet mal«, sagte er und schnupperte an den parfümierten Locken. »Wo ist Trouble?«
»Die beiden Jungen suchen einen neuen Unterschlupf«, antwortete Simon.
»Können Sie ihn herholen? Bitte!«
Peg seufzte, nickte dann aber Simon zu, woraufhin der Rabe rasch davonflog. Ein paar Minuten später kam er mit Trouble im Schlepptau zurück. »Hab ich was falsch gemacht?«, fragte der Junge und wischte sich mit dem Ärmel über die Nase.
Peter, dem es inzwischen gelungen war, Mrs Melasse mit Seilen ruhigzustellen, stand auf, um ihn zu begrüßen. Dabei beugte er sich vor und schnupperte an den Haaren des Jungen. »Trouble«, sagte er lächelnd. »Komm und sag deiner Mutter Hallo.«
Darauf folgte ein langes Schweigen.
»Meiner was?«, fragte Trouble schließlich und knibbelte an einer Schorfstelle auf seinem Arm.
Peter nahm seine Hand und führte ihn in den Lichtschein der Kerze. »Es gibt nichts, wovor du dich fürchten müsstest. Zeig ihr einfach nur dein Gesicht.«
»Kommen Sie ja nicht näher!« Mrs Melasse drückte sich an die Wand und hielt sich die Augen zu. »Gehen Sie weg, Sie schmutziger kleiner Mann!«
Trouble hockte sich hin, um sie besser sehen zu können. »Sie ist schrecklich dick«, sagte er.
Das lief nicht so gut, wie Peter gehofft hatte. Er kniete sich neben die Frau und zog ihr sanft die Hände von den Augen. »Sehen Sie ihn an«, sagte er leise. »Ich weiß, dass Sie ihn nicht vergessen haben.«
Mrs Melasse versuchte, sich von Troubles Blick zu lösen, aber es gelang ihr nicht. Während sie in seine hellblauenAugen sah, veränderte sich ganz langsam etwas in ihr. Peter hörte, wie sie kurz den Atem anhielt, und spürte, wie der Puls unter ihrer Haut sich beschleunigte.
»T-T-Timothy?«, flüsterte sie.
Mrs Melasse begann am ganzen Körper zu zittern. Sie streckte die Hand aus und berührte sein Gesicht. »Ich hatte einst ein Baby, einen kleinen Jungen … Er hatte wunderschöne Augen … Er war …« Mühsam kämpfte sie mit den Tränen. »Mein Baby!« Sie warf die Arme um Trouble und drückte ihn an ihren Busen. »Mein kleiner Timothy!«
Der Junge war verwirrt und auch ein bisschen verängstigt. »Ist das
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