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Peter Nimble und seine magischen Augen

Peter Nimble und seine magischen Augen

Titel: Peter Nimble und seine magischen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Auxier
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Grummeln hatte aufgehört, was es Peter erleichterte, seine Umgebung wahrzunehmen. Die schiere Größe der Höhle verschlug ihm die Sprache. Er spürte die Hitze von Fackeln, die dreißig Meter entfernt waren. Er hörte Wassertropfen, die von Stalaktiten fünfzehn Meter über ihm heruntertropften. Und er roch Affen, die auf dem scheinbar endlosen nassen Boden hin und her gingen.
    »Vorsicht«, sagte Peg und zog ihn ein Stück zurück. »Da geht’s ziemlich tief runter.« Für Sir Tode zeigte sie zur anderen Seite der Höhle. »Da drüben ist das Uhrwerk-Ungeheuer.«
    Der Ritter spähte im flackernden Licht hinüber und schnappte nach Luft. »Meine Güte, Peter … es stimmt wirklich.« Hätte der Junge sehen können, wäre sein Blick auf ein alptraumhaftes Gebilde gefallen. Die gigantische Maschine war fast so groß wie die Höhle selbst. Ihre Rückseite bestand aus einem Gewirr von Zahnrädern, Kolben und Federn, das mit großen runden Käfigen verbunden war – ähnlich wie die Laufräder, die Wissenschaftler Nagetieren zum Spielen geben. Nur waren diese Laufräder viel größer, so dass mehrere Leute hineinpassten. Die Vorderseite der Maschine sah aus wie eine riesige Eisenschraube, die sich tief in die Felswand gebohrt hatte.
    Der Bohrer, der das Grummeln verursacht hatte, war nicht in Betrieb, weil diejenigen, die ihn antrieben – die Kinder – sich gerade ausruhten. »Die Sklaven hocken alle zusammen in der Mitte der Höhle auf einem flachen Felsen«, erklärte Sir Tode. »Und drum herum ist ein Graben mit dunklem Wasser.«
    Peter hörte, wie Affen um diesen Graben herum gingen, mit ihren Peitschen knallten und den Kindern Drohungen zuriefen. Jedes von ihnen hatte das Ende einer langen Kettein der Hand, die ein Stück über den Boden lief und dann unter der Wasseroberfläche verschwand. »Das ist Salzwasser«, sagte er, weil ihm plötzlich klar wurde, warum der Geruch ihm so vertraut vorkam.
    Sir Tode reckte den Kopf und bemerkte einen langen Schatten, der sich unter der Wasseroberfläche bewegte. »Es sieht so aus, als hätten die Affen da irgendetwas am anderen Ende der Ketten.« Er hatte den Satz kaum ausgesprochen, da hob eine riesige Kreatur ihren Kopf aus dem Wasser. Ihr schleimiger Körper war dick wie ein Pökelfass und mit etlichen Reihen stacheliger Flossen bedeckt. Der Kopf steckte in einer eisernen Maske, die nur das Maul frei ließ. Das Tier wand sich und zerrte an seiner Kette, die an dieser Maske befestigt war. Jedes Mal, wenn es sein Maul aufriss, sah man die glasartigen rasiermesserscharfen Zähne. Es stieß einen schrillen Schrei aus, so laut und so hoch, dass der Fels zu erbeben schien.
    »Gütiger Himmel«, sagte Sir Tode. »Ich dachte, die wären ausgestorben!« Entsetzt sah er zu, wie das scheußliche Ungeheuer seine meterlange Zunge durch die Luft peitschen ließ, weil es Futter (sprich: Kinder) roch. Kreischend und schnappend versuchte es, seine Zähne in das weiche Fleisch zu graben, das nur eine Handbreit außerhalb seiner Reichweite war.
    Alle Sklaven schrien auf, ließen ihr Essen fallen und rannten zur anderen Seite der Insel. »Schön aufpassen, ihr Maden«, spottete einer der Affen. Auf der gegenüberliegenden Seite des Grabens schoss ebenfalls ein Kopf aus dem Wasser und schnappte gierig nach ihnen. Die Wachen klatschten sich vor Lachen auf die Schenkel, während sie zusahen, wie die Kinder zwischen den beiden Ungeheuern hin und her liefen.
    »Was sind das für schwimmende Dämonen?«, fragte Simon nahezu fasziniert.
    Sir Tode hatte eine ganz trockene Kehle bekommen. »Seeschlangen … Drachen der Meere. Sie sind vor langer, langer Zeit aus unseren Wassern verschwunden. Als Kind hat man mir Geschichten von ihnen erzählt. Es hieß, drei von ihnen hätten die ganze Insel der Philosophen verschlungen.«
    »Und in dem Graben da unten sind mindestens ein Dutzend«, sagte Peter, der ihre schrillen Stimmen zählte. Seine Aufgabe wurde mit jeder Minute schwieriger. Nicht genug damit, dass er haufenweise verrostete Schlösser knacken sollte; jetzt hatten sie es auch noch mit Meeresdrachen zu tun.
    »Wie können diese Ungeheuer unter Wasser atmen?«, fragte Peg, die wegen des Zauberbanns ihres Vaters nie auch nur eine Fusselschnecke zu Gesicht bekommen hatte.
    Simon versuchte die Frage, so gut es ging, zu beantworten. »Weit, weit von uns entfernt gibt es einen mächtigen ›Ozean‹, ein Wasser, das so groß ist, dass es ganze Königreiche von allen Seiten umschließen kann. Es

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