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Peter Pan

Peter Pan

Titel: Peter Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James M. Barrie
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und unheimlich ausgesehen, abends, zur Schlafenszeit. Dann zeigten sich schwarze Schatten und unerforschte Landstriche. Aber das Brüllen der wilden Tiere klang jetzt ganz anders, und vor allem war man nicht mehr sicher, daß man als Sieger aus der Geschichte hervorgehen würde. Zu Hause war man ganz froh, daß die Nachtlichter brannten. Man war sogar froh, wenn Nana sagte, dies hier sei bloß ein Kaminsims und das ganze Niemalsland nur Einbildung.
    Natürlich war das Niemalsland damals nur Einbildung gewesen. Aber nun war es wirklich. Es gab keine Nachtlichter, und es wurde mit jedem Augenblick finsterer, und wo war Nana?
    Sie waren jeder für sich geflogen, aber nun drängten sich alle eng an Peter. Jetzt war er nicht mehr unbekümmert. Seine Augen funkelten, und die Kinder spürten ein Kribbeln, wenn sie ihn berührten. Sie flogen über der fürchterlichen Insel, so tief, daß manchmal Zweige ihre Gesichter streiften. In der Luft war nichts Schreckliches zu sehen, aber sie kamen so langsam und mühevol voran, als schienen sie sich ihren Weg durch lauter feindlich gesinnte Hindernisse zu kämpfen. Manchmal hingen sie fest, bis Peter mit seinen Fäusten drauflosgeschlagen und sie befreit hatte.
    »Sie wollen nicht, daß wir landen«, erklärte er.
    »Wer – sie?« flüsterte Wendy zitternd.
    Aber das konnte oder wollte er nicht sagen. Tinker Bell hatte auf seiner Schulter geschlafen. Nun weckte er sie und schickte sie voraus.
    Manchmal balancierte er in der Luft und lauschte angespannt mit einer Hand hinter dem Ohr, und dann wieder starrte er nach unten mit so glühenden Augen, daß sie zwei Löcher in die Erde zu brennen schienen.
    Dann flog er weiter.
    Seine Furchtlosigkeit war zum Fürchten. »Willst du jetzt ein Abenteuer«, fragte er John beiläufig, »oder wil st du erst eine Tasse Tee?«
    »Tee«, sagte Wendy rasch, und Michael drückte ihr dankbar die Hand, aber der mutige John war noch unentschlossen.
    »Was für ein Abenteuer?« fragte er vorsichtig.
    »In den Pampas, genau unter uns, da schläft ein Pirat«, erklärte Peter. »Wenn du willst, stürzen wir uns auf ihn und bringen ihn um.«
    »Ich kann ihn nicht sehen«, sagte John nach einer langen Pause.
    »Ich aber.«
    »Überleg mal«, sagte John etwas heiser, »was ist, wenn er aufwacht?«
    Peter war entrüstet. »Du glaubst doch nicht, daß ich ihn umbringe, während er schläft! Ich würde ihn erst wecken und dann umbringen. So mach ich das immer.«
    »Sag bloß! Bringst du viele um?«
    »Haufenweise.«
    John sagte »Toll!«, aber er wollte doch lieber erst Tee trinken. Er fragte, ob jetzt viele Piraten auf der Insel seien, und Peter sagte: »Mehr als je zuvor.«
    »Wie heißt ihr Kapitän?«
    »Hook«, antwortete Peter, und sein Gesicht verfinsterte sich, als er den verhaßten Namen aussprach.
    »James Hook?«
    »Ay, ay.«
    Da fing Michael an zu heulen, und selbst John schnürte es die Kehle zu, er konnte kaum reden, denn er hatte viel Böses von Hook gehört.
    »Er war der Bootsmann des Schwarzen Korsaren«, flüsterte John heiser. »Er ist der Schlimmste von allen.
    Er ist der einzige, vor dem John Silver sich fürchtete.«
    »Genau«, sagte Peter.
    »Wie sieht er aus? Ist er groß?«
    »Nicht so wie früher.«
    »Was soll das heißen?«
    »Ich hab ein Stück von ihm abgesäbelt.«
    »Du?«
    »Ja, ich«, sagte Peter scharf.
    »Entschuldige, ich wollte dich nicht beleidigen.«
    »Schon gut.«
    »Aber, sag mal, welches Stück?«
    »Die rechte Hand.«
    »Dann kann er nicht mehr kämpfen?«
    »O doch!«
    »Linkshänder?«
    »Er hat einen eisernen Haken anstelle der rechten Hand, das ist seine Klaue.«
    »Klaue!«
    »Du, John!« sagte Peter.
    »Ja.«
    »Sag: Ay, ay, Sir!«
    »Ay, ay, Sir.«
    »Eins muß jeder Junge, der mir dient, versprechen, und das mußt du auch.«
    John wurde bleich.
    »Wenn wir Hook im offenen Kampf begegnen, mußt du ihn mir überlassen.«
    »Versprochen«, sagte John ergeben.
    Jetzt war es nicht mehr ganz so unheimlich, weil Tink bei ihnen war, und in ihrem Licht konnten sie einander wenigstens erkennen. Aber Tink konnte nicht so langsam fliegen wie die anderen, deshalb mußte sie immer um sie herumfliegen, und so bewegten sie sich in diesem Lichtkreis wie in einem Heiligenschein. Wendy genoß das sehr, bis Peter erklärte, daß die Sache einen Haken hätte.

    »Sie sagt, daß die Piraten uns schon vor der Dunkelheit entdeckt und daß sie Long Tom herausgeholt haben.«
    »Die große Kanone?«
    »Ja. Und natürlich sehen sie

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