Peter Pan
heißt, er sei Black Murphys Bruder (aber das ist nicht erwiesen). Und Gentleman Starkey, einst Hilfskraft an einer höheren Lehranstalt; wenn der einen um die Ecke brachte, machte er das äußerst delikat. Und Skylights (aus Morgans Bande). Und der irische Bootsmann Smee, ein seltsam genialer Mann, der Leute erdolchte, ohne daß man es ihm, wie sol man sagen, verübelte; er war der einzige Katholik in Hooks Mannschaft. Und Noodler, dessen Hände verkehrtherum angewachsen waren. Und Robert Mul ins und Alf Mason und noch so mancher Schurke, wohlbekannt und sehr gefürchtet in den Spanischen Gewässern.
In ihrer Mitte das schwärzeste und mächtigste Juwel in dieser dunklen Szenerie: James Hook oder, wie er sich selber schrieb, Jas. Hook, von dem es heißt, daß er der einzige war, vor dem John Silver sich fürchtete. Er lag bequem in einem primitiven Wagen, den seine Männer zogen und schoben, und an Stelle der rechten Hand hatte er einen eisernen Haken, mit dem er sie immer wieder antrieb, das Tempo zu erhöhen. Wie Hunde behandelte sie dieser schreckliche Mann, so redete er mit ihnen, und wie Hunde gehorchten sie ihm. Er sah aus wie ein lebender Leichnam. Sein Haar trug er in langen Locken, die aus einiger Entfernung wie schwarze Kerzen wirkten und seinem bleichen Gesicht einen ungewöhnlich bedrohlichen Ausdruck verliehen. Seine Augen waren vergißmeinnichtblau und tief melancholisch – außer wenn er mit seinem Haken zuschlug, dann zeigten sich zwei rote Punkte darin, und die leuchteten gräßlich. Was seine Manieren angeht, so haftete immer noch etwas von einem Grandseigneur an ihm; selbst wenn er jemanden aufschlitzte, tat er es mit Stil. Es heißt auch, er sei ein brillanter Anekdotenerzähler. Er wirkte am finstersten, wenn er am freundlichsten war – vermutlich der wahre Beweis für seine Bildung. Seine elegante Sprache (selbst wenn er fluchte) und seine wür-devolle Haltung zeigten, daß er einer anderen Klasse angehörte als die Kerle seiner Mannschaft. Ein Mann von unbezähmbarem Mut, der nur vor dem Anblick seines eigenen Blutes erschrak, das dick war und von ungewöhnlicher Farbe. In seinem Mund trug er einen Zigarrenhalter eigener Erfindung, der ihm erlaubte, zwei Zigarren gleichzeitig zu rauchen. Aber ohne Zweifel: am grausigsten war die eiserne Klaue.
Wir wol en jetzt einen Piraten umbringen, um Hooks Methode vorzuführen. Nehmen wir Skylights. Im Vor- übergehen stößt er ungeschickt mit Hook zusammen und verknautscht ihm den Spitzenkragen. Der Haken schnel t vor, man hört ein reißendes Geräusch und einen Schrei, dann wird die Leiche mit einem Fußtritt beiseite gestoßen, und die Piraten ziehen weiter. Hook hat nicht einmal seine Zigarren aus dem Mund genommen.
So sieht der schreckliche Mann aus, dem Peter gegenübersteht.
Auf der Spur der Piraten folgen die Rothäute. Sie schleichen lautlos auf dem Kriegspfad, den ungeübte Augen gar nicht erkennen, und spähen wachsam ins Gelände. Sie tragen Tomahawks und Messer, und ihre nackten Leiber schimmern von Öl und Farbe. Sie haben sich Skalps umgebunden, denn dies ist der Pickaninni-Stamm, nicht zu verwechseln mit den gutmütigeren Delawares oder Hurons. Voran, auf allen vieren, kriecht Großer Starker Kleiner Panther, Eroberer so vieler Skalps, daß sie ihm – in dieser Haltung – die Fortbewegung arg erschweren. Am Schluß, wo es am gefährlichsten ist, kommt Tiger Lily, stolz und aufrecht, eine wahre Prinzessin. Sie ist die schönste aller dunkelhäutigen Schönheiten und der Schatz der Pickaninnis, kalt, frech und ständig neu verliebt. Es gibt keinen Krieger, der das launige Ding nicht zur Frau haben möchte, aber gegen die Ehe wehrt sie sich erfolgreich mit dem Kriegsbeil.
Seht nur, wie sie über Äste und Zweige schleichen ohne das leiseste Geräusch. Und lautlos, wie sie gekommen sind, verschwinden sie auch wieder.
Jetzt erscheinen die wilden Tiere – eine große und bunte Prozession: Löwen, Tiger, Bären und die unzähli-gen kleineren Tiere, die sonst vor den großen fliehen. Aber hier, auf ihrer Lieblingsinsel, leben alle, und besonders die, die Menschen fressen, einträchtig miteinander.
Zum Schluß kommt ein riesiges Krokodil. Nach wem es Ausschau hält, werden wir noch sehen.
Das Krokodil verschwindet, und da sind schon wieder die Jungen, denn die Prozession muß ewig weitergehen.
Sobald eine der Parteien anhält oder das Tempo wechselt, fallen sie übereinander her.
Die ersten, die den Rundgang unterbrachen, waren die
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