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Peter Pan

Peter Pan

Titel: Peter Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James M. Barrie
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das Licht, und wenn sie merken, daß wir in der Nähe sind, dann schießen sie bestimmt.«
    »Wendy!«
    »John!«
    »Michael!«
    »Sie soll sofort verschwinden, Peter«, riefen alle drei, aber Peter wollte das nicht.
    »Sie denkt, wir haben den Weg verloren«, sagte er störrisch, »und sie ist ziemlich ängstlich. Ihr glaubt doch nicht, daß ich sie wegschicke, wenn sie Angst hat!«
    Für einen Augenblick war der Lichtkreis unterbrochen, und irgend etwas zwickte Peter liebevoll.
    »Dann sag ihr«, bat Wendy, »sie soll das Licht aus-machen.«
    »Das kann sie nicht. Das ist so ziemlich das einzige, was Feen nicht können. Es geht nur aus, wenn sie einschlafen. Wie bei den Sternen.«
    »Dann soll sie sofort einschlafen«, sagte John sehr streng.
    »Das kann sie nicht, wenn sie nicht müde ist. Das ist die zweite Sache, die Feen nicht können.«
    »Aber das sind die zwei Sachen, auf die es jetzt ankommt«, sagte John mürrisch.
    Da wurde er auch gezwickt, aber keineswegs liebevoll.
    »Wenn wir nur eine Tasche hätten«, sagte Peter, »darin könnten wir sie tragen.«
    Und da kam ihm eine Idee. Der Hut von John!
    Tink war bereit, im Hut weiterzureisen, wenn ihn jemand in die Hand nähme. John nahm ihn, leider, denn Tink hatte gehofft, daß Peter sie tragen würde. Weil John sich beklagte, daß der Hut ihm beim Fliegen gegen das Knie schlage, nahm Wendy ihn, und das – wir werden es bald sehen – sollte noch Unheil bringen, denn Tinker Bell mochte nicht in Wendys Obhut sein.
    Der Hut – es war ein schwarzer Zylinder – verbarg Tinks Licht völlig, und sie flogen in der Stille weiter. Es war die stillste Stille, die sie je erlebt hatten. Nur einmal wurde sie von entferntem Plätschern unterbrochen (Peter erklärte, das seien die wilden Tiere, die am Fluß trinken) und noch einmal von einem klappernden Geräusch, das von aneinanderschlagenden Zweigen hätte kommen können, doch Peter sagte, das seien die Rothäute, die ihre Messer wetzen.
    Aber auch diese Geräusche verstummten. Für Michael war die Stille entsetzlich. »Wenn bloß irgend etwas irgendein Geräusch machen würde«, rief er.
    Und als erfüllte sich sein Wunsch, wurde die Luft vom gewaltigsten Knall erschüttert, den er je gehört hatte. Die Piraten hatten Long Tom abgefeuert.
    Das Echo hallte durch die Berge, und es klang wie ein wildes Gebrüll: »Wo sind sie, wo sind sie, wo sind sie?«
    So drastisch kriegten die drei in ihrer Angst den Unterschied zu spüren – zwischen einer Insel, die man sich nur einbildet, und derselben Insel, wenn sie Wirklichkeit wird.
    Als der Himmel sich endlich wieder beruhigt hatte, waren John und Michael allein in der Dunkelheit.
    »Bist du verletzt?« flüsterte John mit zitternder Stimme.»Ich habe noch nicht nachgesehen«, sagte Michael leise.
    Wir wissen jetzt, daß keiner verletzt war. Aber der Wind der Kanonenkugel hatte Peter weit aufs Meer hinausgetragen, und Wendy war in die Höhe geweht worden; keiner war bei ihr – außer Tinker Bell.
    Für Wendy wäre es besser gewesen, wenn sie den Hut jetzt fallen gelassen hätte.
    Ich weiß nicht, ob es ein plötzlicher Einfall war oder ob Tink die Sache schon auf dem Weg geplant hatte.
    Jedenfalls sprang sie plötzlich aus dem Hut und lockte Wendy ins Verderben.
    Tink war nicht vollkommen schlecht. Oder besser: Jetzt war sie vollkommen schlecht, aber manchmal war sie auch vollkommen gut. Feen müssen das eine oder das andere sein, denn weil sie so klein sind, haben sie leider nicht genug Platz für zwei Gefühle auf einmal.
    Sie dürfen zwar wechseln, aber dann muß es ein vollkommener Wechsel sein. Zu diesem Zeitpunkt war sie nur eifersüchtig auf Wendy. Was sie mit ihrem lieblichsten Gebimmel sagte, konnte Wendy natürlich nicht verstehen, und ich glaube, einiges davon war wirklich bösartig, aber es klang freundlich, und sie flog vor und zurück, was eindeutig heißen sollte: »Folge mir, und alles wird gut.«
    Was blieb der armen Wendy übrig? Sie rief nach Peter und John und Michael und bekam nur ein spöttisches Echo zur Antwort. Sie wußte noch nicht, daß Tink sie haßte – mit dem erbitterten Haß einer richtigen Frau. Und so folgte sie, verwirrt und unsicher, Tink ins Verhängnis.

Die Insel wird Wirklichkeit 
    ALS es spürte, daß Peter auf dem Heimweg war, ist das Niemalsland zu neuem Leben erweckt. Wir sollten das richtige Wort benutzen und »erwacht« sagen, aber »erweckt« klingt besser, und Peter sagte immer »erweckt«.
    Während seiner Abwesenheit ist

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