Peter Walsh - Gesamtausgabe Teil 1 - 4 zum Sonderpreis, Thriller (German Edition)
Vielleicht wollte er ihm wirklich helfen, weil er in Schmitt wirklich ein Freund war. Vielleicht aber war er auch einfach nur scharf auf die 10.000 Euro, die Schmitt ihm versprochen hatte. Schließlich hieß es ja nicht umsonst: Einmal ein Knacki – immer ein Knacki!
Aber vielleicht lag auch genau hier der Irrtum und Schmitt tat Carlos Unrecht, weil Schmitt über Carlos Knastvergangenheit Bescheid wusste und daher ihm gegenüber Vorurteile hegte, wie viele andere in der Gesellschaft auch, die Ex-Häftlinge mit gemischten Gefühlen betrachten. Am Ende war Schmitt ein Querschnitt der Gesellschaft.
So in Gedanken versunken, ob er Carlos gegenüber unfair war und ihm Unrecht tat, wurde er plötzlich hochgeschreckt.
„Schmitti! Mierda, komm, ich hab was!“
Kapitel 36
Tag 2 nach der Entführung, LKA Köln, 15:02 Uhr.
„Scheiße!“, schrie Bruhns. „Was jetzt?“
„Mann, Bruhns, jedesmal der gleiche Scheiß mit dir! Lern endlich, deine Emotionen unter Kontrolle zu bringen!“, fluchte Kraft.
„Emotionen!? Der Wichser hat uns scheiß Bullen genannt! Dafür kann ich ihn anzeigen. Was machen wir? Sollen wir ihn laufen lassen oder was machen wir? Mist!“ Bruhns und Kraft waren in dem Moment, in dem Schlönz wütend den Raum verlassen hatte, auch aufgesprungen. Sie hatten mit solch einer drastischen Reaktion nicht gerechnet gehabt, zumal Schlönz keinerlei Anstalten gemacht hatte, einen Anwalt anzurufen. Aber am Ende war es eskaliert, weil Bruhns das Kräftemessen angenommen und verloren hatte.
„Nun, wir können Ihn nicht gehen lassen, Kraft. Noch wissen wir nicht, was Wolke aus dem Mongo rausbekommen hat“, rutschte es in der Aufregung durch Bruhns Lippen.
„Es reicht! Wieso hasst du die Menschen so?!“, schrie Kraft und in dem Moment war Bruhns auch ihr Fauxpas bewusst. Sie schaute verlegen nach unten. Das letzte, was sie jetzt gebrauchen konnte, war ein Streit mit Kraft.
„Scheiße“, fluchte sie stattdessen „Wolke hat aber gesagt, dass wir nicht zu ihm ins Zimmer dürfen, bevor er uns nicht ruft.“
„Was jetzt?“
„Wir müssen ihn stoppen.“
„Du bist dir der Risiken bewusst? Dass wir vielleicht einen Unschuldigen festhalten?“
„Ja, Mann! Aber hier lange diskutieren können wir auch nicht. Wir müssen ihn festhalten. Ich trage die Verantwortung. Verdunkelungsgefahr!“ Bruhns rannte nach draußen und Kraft folgte ihm.
„Wir tragen die Verantwortung, Kollegin“, antwortete Kraft und folgte ihr mit einem Lächeln. Genau deswegen mochte Bruhns Kraft. Sie stritten sich, sie waren sehr oft unterschiedlicher Meinung, aber am Ende zogen sie an einem Strang. Kraft war ihr Lieblingskollege, die meisten anderen Kollegen kamen mit ihrer dominanten, fordernden und emotional vorlauten Art nicht klar. Kraft flippte zwar auch ab und zu aus, aber er beruhigte sich auch schnell wieder.
Sie bogen um den Flur in Richtung Ausgang.
„Scheiße, der ist bestimmt schon weg“, schrie Bruhns und Kraft versuchte das Tempo zu halten. Sie liefen zum Empfang, aber von Schlönz nirgends eine Spur.
„Hast du den Schlönz gesehen?“, fragte Bruhns noch aus der Puste.
„Wen?“, fragte die Polizistin am Empfang.
„Volker Schlönz, der Mann mit dem wir vorhin das Revier betreten haben“, antwortete Kraft.
„Groß, schlank, gut aussehend“, ergänzte Bruhns und fügte hinzu „Hat überhaupt jemand in den letzten zehn Minuten das Revier verlassen?“
„Ehrlich gesagt: Keine Ahnung. Ich bin erst seit ein paar Minuten hier. Schichtwechsel. Aber ich habe niemanden gesehen“, antwortete die Polizistin und hob die Schultern.
„Scheiße!“, fluchte Bruhns wieder. Ihr Puls war auf 180, wahrscheinlich auf 200.
„Wo läufst du hin?“, fragte Kraft, der sah, dass Bruhns aus dem Revier lief, und versuchte Schritt zu halten.
„Er kann noch nicht weit sein. Wir müssen ihn finden, bevor ...“, antwortete sie im Laufschritt. Sie hatten das Polizeirevier hinter sich gelassen. Bruhns hatte instinktiv den linken Weg eingeschlagen.
„Bruhns, das bringt doch jetzt nichts. Bleib stehen! Du weißt doch nicht mal, ob er nach links abgebogen ist“, versuchte Kraft Bruhns zur Aufgabe zu bewegen.
Bruhns verlangsamte das Tempo und hielt an.
„Scheiße Mann! Wir haben geschlampt!“, schimpfte Bruhns und schlug mit der Innenseite ihrer rechten Hand auf ihre Stirn. Hatte sie sich noch vor kurzem über Miehle geärgert, weil er schlampig bei den Recherchen war, ärgerte sie sich jetzt über sich
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