Peter Walsh - Gesamtausgabe Teil 1 - 4 zum Sonderpreis, Thriller (German Edition)
selbst, weil ihr so ein Anfängerfehler unterlief.
„Wir hätten jemanden vor die Tür postieren müssen.“
„Hätte, hätte, Fahrradkette“, war die spöttische Antwort von Kraft.
„Lass den Scheiß! Ich bin schon gereizt genug.“
„Komm, Bruhns, lass uns zurück ins Revier und dann mit Vernunft die nächsten Schritte entscheiden.“
„Mit Vernunft, du machst wohl Witze? Was denkst du, warum er aus dem Revier geflohen ist?“
„Naja, noch wissen wir nicht, ob er wirklich geflohen ist“, wand Kraft ein. Bruhns spürte, dass Kraft den Sprengstoff, also Bruhns Emotionen, aus dem Gespräch nehmen wollte.
„Nun, wie nennst du das sonst? Ich wette meinen Arsch, dass er sich in die Ecke gedrängt gefühlt hat und dann in Panik geraten und abgehauen ist. Der wird niemals die Eltern von Marc anrufen. Scheiße Mann, wir hatten ihn doch schon.“
„Jetzt beruhig dich doch. Das sind doch alles nur Annahmen. Im Revier werden wir uns abstimmen. Vielleicht bringt uns ja die Videoanalyse weiter.“
„Ich kann mich aber nicht beruhigen. Was, wenn er jetzt zu Nina geht und sie tötet und dann untertaucht?“ Bruhns fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare.
„Kollegin, es reicht. Vielleicht müssen wir doch Wolke dazuholen“, äußerte sich Kraft.
„Ja, vielleicht“, bestätigte Bruhns ihn. Sie hatten das Revier wieder betreten und begaben sich direkt zu Miehle.
„Was ist los?“, fragte ein sichtlich irritierter Miehle.
„Schlönz hat das Revier verlassen“, war die kurze Antwort von Bruhns. Auf eine Diskussion mit Miehle hatte sie nun wirklich keine Lust.
„Das haben wir auch gesehen, aber ihr seid ja rausgerannt, wie von der Tarantel gestochen.“
„Überteibs nicht, Kollege! Was hätten wir sonst tun sollen? Schlönz hat uns überrascht und ist geflohen“, fauchte Bruhns, die kurz davor war Miehle an die Kehle zu springen, zumal Miehle ihr ein sarkastisches Grinsen schenkte.
„Beruhigt euch. Wir wissen nicht, warum Schlönz das Revier verlassen hat. Vielleicht ist er geflohen, vielleicht aber auch nicht, schließlich haben wir ihm ja gesagt, dass nichts gegen ihn vorliegt und dass er freiwillig bei uns ist. Ich hoffe, dass eure Analyse ein paar Erkenntnisse zu Tage gebracht hat“, bemühte sich Kraft die vergiftete Atmosphäre auf Normalniveau zu bringen.
„Nicht wirklich ...“
„Was heißt das, Schönling?“, unterbrach ihn Bruhns, die noch immer das Gefühl hatte, dass Miehle auf sie herabschaute.
Der Arsch genießt das doch jetzt, mir einen reinzudrücken , waren ihre Gedanken, schließlich hatte sie ihn noch vor kurzem selber angegriffen weil er geschlampt hatte, und jetzt zahlte er es ihr mit gleicher Münze heim, so jedenfalls dachte Bruhns.
„Nenn mich nicht immer Schönling, Bruhns!“, fauchte Miehle.
„Ist doch gut, liebe Kollegen. Lasst uns jetzt zu den Fakten kommen. Hat die Analyse etwas ergeben oder nicht?“, fragte Kraft, der anscheinend der einzige war, der die Professionalität vor die Emotion stellte.
„Na gut, weil du es bist, Krafti. Also laut Videoanlyse gibt es einige Faktoren, die dafür sprechen, dass er die gesuchte Person ist ...“
„Scheiße! Siehst du Kraft, ich habe dir das gleich gesagt!“, fühlte sich Bruhns bestätigt, aber gleichzeitig stieg auch wieder die Wut über sich selbst. Sie hatten das Schwein und durch ihre Dummheit haben sie ihn laufen lassen.
„Was bedeutet das? Ist er der Täter?“, fragte Kraft in ruhigem Ton.
„Schwer zu sagen. Also von der Statur her passt das. Aber die Bewegungsabläufe ergeben kein eindeutiges Bild.“
„Was bedeutet das?“, fragte Bruhns, aber nicht an Miehle gerichtet, sondern an die Kollegen, die an den Monitoren saßen.
„Wie Miehle schon sagte, wir wissen es nicht eindeutig. Die Auswertung durch den PC kann nicht exakt sagen, ob die Bewegungsdynamik identisch ist. Das Matching der unterschiedlichen Videoquellen hat ergeben, dass beide Personen die gleiche Statur haben. Aber für die Bewegungsdynamik hätte sich Schlönz mehr bewegen müssen. Der Raum ist dafür ungeeignet.“
„Scheiße!“, brüllte Bruhns. So laut, dass die beiden Kollegen an den Bildschirmen zusammenzuckten, da sie mit Bruhns noch nicht so intensiv zusammengearbeitet hatten wie Kraft und Miehle. Miehle lachte nur kurz auf, doch als Bruhns ihm einen bösen Blick zuwarf, hörte er sofort auf.
„Was ist mit den Händen? Habt ihr die Hände untersucht?“, fragte Bruhns und spielte ihren letzten Joker aus.
„Ja,
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