Peter Walsh - Gesamtausgabe Teil 1 - 4 zum Sonderpreis, Thriller (German Edition)
haben wir. Der Täter trug Handschuhe. Wir haben versucht die Handgröße zu vergleichen“, war die Antwort von einem der beiden Polizisten.
„Und was ist dabei rausgekommen?“ Bruhns war voller Ungeduld. Sie hasste es, wenn Informationen nur Stück für Stück an sie rangetragen wurden.
„Leider auch nichts Konkretes. Die Hände haben zwar eine sehr ähnliche Größe, da der Täter aber Wollhandschuhe trug, ist das Ergebnis nicht verwertbar. Zudem ist es eine typische Handgröße für Männer mit dieser Körpergröße“, antwortete wieder der gleiche Polizist.
„Mist! Was nun?“, fragte Bruhns.
„Wir müssen Wolke informieren und fragen, ob wir einen Suchtrupp losschicken sollen.“
„Du hast recht, Kraft. Ich mach das. Ich geh zu Wolke, auch wenn er nicht will, dass wir ihn stören. Ich frage mich sowieso, was er so lange mit dem Mong ... äh Behinderten macht.“ Bruhns hatte nochmal die Kurve gekriegt, denn Kraft lag etwas auf den Lippen, was er sich verkniff.
Bruhns konnte selbst nicht mal sagen, warum sie Marc immer Mongo nannte. Vielleicht lag es daran, dass sie als Kind und Jugendliche zu Menschen mit Down Syndrom immer Mongo gesagt hatte. Damals war es noch gesellschaftsfähig und jetzt auf einmal nicht mehr. Sie verstand die Moralapostel nicht. Sie hatte nichts gegen Behinderte, sie hatte auch nichts gegen Schwarze, aber ein Mohrenkopf war für sie ein Negerkuss. Und die Zigeunersuppe eine Zigeunersuppe.
Das waren Worte aus ihrer Kindheit und Jugend, die hatten nichts mit rassistischen Gedanken zu tun. Warum wollte man ihr das jetzt wegnehmen? Warum dachte sie in diesem Moment überhaupt daran? Vielleicht, weil sie ihrem Ärger über ihr eigenes Versagen Luft machen wollte und ein Ventil brauchte?!
„Gute Idee, Bruhns, mach das“, lächelte Miehle mit verstohlenem Blick.
Bruhns war bewusst, warum Miehle das gesagt hatte. Eigentlich galt das ungeschriebene Gesetz, wenn Wolke jemanden verhörte und ungestört sein wollte, durfte niemand, aber auch wirklich niemand eintreten und ihn stören. So einen wichtigen Grund konnte es gar nicht geben. Aber welche Wahl hatte Bruhns? Die Zeit rannte ihr weg. Vielleicht war Schlönz schon auf dem Weg zu Nina, um sie zu beseitigen. Wieso vielleicht? Bruhns war davon überzeugt und genau das war Grund genug, Wolke zu stören!
„Lach nicht, Miehle! Hier geht es um das Leben eines kleinen Mädchens. Ich gehe zu Wolke“, antwortete sie kühl und verließ den Raum.
Wolke war im Verhörzimmer, welches auf der anderen Seite des Reviers lag. Sie ging durch den Flur und kam auch am WC für Gäste vorbei. Noch immer wütend über die Situation, setzte plötzlich für einen kurzen Augenblick ihr Atem aus. Sie wollte ihren Augen nicht trauen. Vor der Tür des Herren-WC stand Volker Schlönz mit einer Kippe in der Hand!
Kapitel 37
Tag 2 nach der Entführung, LKA Köln, 14:46 Uhr.
Wolke war positiv überrascht, wie schnell ihm der Zugang zu Marc gelungen war. Nach allem, was Bruhns und vor allem auch Kraft geschildert hatten, hatte er einen harten Brocken erwartet. Aber nach gut einer Stunde guten Zuredens und Zuhörens war es ihm gelungen zu Marc durchzudringen. So weit, dass Marc mit ihm ein Geheimnis teilen wollte.
Er vertraut dir, aber das Eis ist noch verdammt dünn , waren Wolkes Gedanken. Dennoch hatte er in der kurzen Zeit mehr erreicht, als er erhofft hatte. Woran das lag, konnte er nicht wirklich erklären. Vielleicht war Marc einfach zu naiv und ließ sich schnell einlullen. Vielleicht aber lastete eine große Sorge auf seinem Herzen, weil er geholfen hatte, dass Nina entführt wurde. Das schlechte Gewissen konnte bei Menschen mit Down Syndrom zu einer ganz großen Bürde werden, das hatte er vor langer Zeit bei einem Kriminalpolizisten-Kongress in Berlin gelernt.
Das war schon gut neun Jahre her und zu seinem Erstaunen fand der Kongress damals im Adlon direkt am Brandenburger Tor in Berlin statt. Natürlich hatte er sich dort ein Zimmer zu Vorzugskonditionen gegönnt. Die Polizei hatte jedem Beamten 100 Euro bewilligt, die restlichen 150 Euro hatte Wolke aus eigener Tasche finanziert und es bis heute nicht bereut.
Er erinnerte sich noch ganz genau an den Geruch und die Eindrücke, die er hatte, als er das Foyer, die große Halle betrat. Die Zeit schien dort stehengeblieben zu sein. Fast hatte er das Gefühl, als würde der Bauherr Lorenz Adlon durch die Halle stolzieren und auf die Finger seiner Mitarbeiter schauen und in der Mitte
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