Peter Walsh - Gesamtausgabe Teil 1 - 4 zum Sonderpreis, Thriller (German Edition)
und lebendig nach Hause zu ihren Familien zu bringen. Lebendig! Welche Qualen das Opfer in der Zeit ertrug, diesen seelischen Schmerz durfte er sich nicht vorstellen, das würde ihn kaputt machen. Und bis jetzt war ihm das mehr oder weniger gelungen. Vielleicht war er deswegen so ein harter Hund, launisch und emotional. Auf diese Weise ließ er die Tragödien, die er in den Jahrzehnten als Polizist erlebt hatte, nicht an sich ran.
„Ich weiß, Prochnow. Wir werden aber von uns aus keine Presse informieren. Erst, wenn sie auf uns zukommt. Das kann uns wertvolle Zeit bringen, die wir wahrscheinlich nicht haben.“
„Scheiße!“, fluchte Miehle und sein Gesicht fror ein, als hätte er einen Geist gesehen.
Kapitel 16
Tag 3 nach der Entführung, Flughafen Frankfurt am Main
Der Flug 2304 der russischen Aeroflot war pünktlich um 21:25 Uhr in Frankfurt am Main gelandet. Um 22:15 hatte Ethan Carter, mit einem Grinsen im Gesicht, die Passkontrolle hinter sich gelassen. Nun hatte er endgültig Gewissheit, dass ihm sein neuseeländischer Reisepass und somit seine neuseeländische Identität keine Schwierigkeiten bereiten würden. Er konnte mit fast hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit ausschließen, dass weder der BND noch die NSA oder eine andere Geheimdienstbehörde ahnten, wer sich wirklich hinter der Identität Ethan Carter versteckte. Jeder US-Geheimdienstagent wusste, dass die NSA sämtliche Passkontrollen in Europa, vor allem auch in Deutschland, mitbeobachtete, analysierte und auswertete. Jeder Name wurde bei der NSA gespeichert und mit ihren Milliarden an Daten abgeglichen. War ein Name verdächtig, bekam die deutsche Zoll-Polizei eine Nachricht, wie zu verfahren sei. Im ungünstigsten Fall wurde dem Reisenden die Einreise verweigert und er wurde in einen separaten Raum gebracht, wo sich dann jemand vom BND oder sogar der NSA seiner annahm.
Diese Praktik war natürlich kaum jemanden bekannt, der nicht für die Geheimdienste arbeitete. Es gab immer einige Spinner, die solche Gerüchte in Blogbeiträgen oder bei Facebook posteten. Diese standen natürlich unter Beobachtung, aber in der Regel waren diese Freaks, diese Verschwörungstheoretiker harmlos. Sie lebten nur in einer von ihnen erschaffenen kranken Welt.
Bis, … bis Snowden kam! Snowden kam und gab all diesen Verschwörungstheoretikern recht. Die USA hatte ihren Nimbus als Hüter der Menschenrechte verloren und Carter war nicht einmal wütend, so sehr hatte er sich in den letzten zwei Jahren charakterlich verändert. Da gab es einen Vaterlandsverräter namens Snowden, der das komplette Antiterrorkampfsystem der USA in Frage stellte, und Carter war gewillt, ihm recht zu geben.
Vielleicht interessiert es dich einfach auch nicht , dachte Carter. Carter, der in Wirklichkeit Walsh hieß, konnte sich keine ehrliche Antwort geben, ob er seinen Patriotismus gegenüber seinem Land verloren hatte, oder ob es die pure Enttäuschung gegenüber den Geheimdiensten war, die ihn so denken ließ. Er hatte mit den Geheimdiensten, vor allem seinem Geheimdienst, abgeschlossen als er bei diesem schrecklichen Unfall - sein Instinkt sagte ihm, dass es kein Unfall war, aber das verdrängte er - seine ganze Familie verlor und seine Behörde nicht in der Lage war, diese Gefahr frühzeitig zu erkennen und zu verhindern! Er hatte seitdem geschworen, nie wieder für einen Geheimdienst tätig sein zu wollen. Er hatte sich für das Leben eines Eremiten entschieden. Und ausgerechnet er, der patriotische Agent, wahrscheinlich der effektivste Agent des US-Geheimdienstes, hatte sich als Land für seinen Rückzug China ausgesucht. Was würde sein Geheimdienst machen, wenn sie das erführen? Ihn in Ruhe lassen? Nein, natürlich nicht. Er hatte Informationen, dagegen waren die von Snowden Kinderkacke. Er hatte Menschen ausgeschaltet, Akten vernichtet, geholfen Regierungen zu stürzen ohne richterlichen Beschluss oder internationale Abkommen. Für die dreckigen Arbeiten hatte man Walsh schon immer gebucht. Walsh war der Mann, der nie versagte. Seine Erfolgsquote war erschreckend hoch. Sein Talent machte vielen seiner Kollegen Angst. Vor allem seine Gabe. Viele hielten ihn für einen Voodoo-Spinner! Und es gab nicht wenige rassistische Witze aufgrund seiner Indianerabstammung. Aber immer hinter seinem Rücken, keiner hätte es gewagt, offen über ihn Witze zu machen, weil sie wussten: Walsh versteht keinen Spaß. Als er noch keine zwanzig Jahre alt war, schlug er einen
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