Peter Walsh - Gesamtausgabe Teil 1 - 4 zum Sonderpreis, Thriller (German Edition)
entschuldigen. Sekundenschlaf, davon hatte er schon gehört, aber das eben war komisch. Er hatte wirklich kein Klingeln und keine Stimme gehört. Der Stress , versuchte er sich zu beruhigen.
„Mit wem spreche ich denn?“, fragte die Stimme nicht unfreundlich.
„Schmitt am Apparat, Herr Vogel.“
„Oh, Herr Schmitt. Haben Sie Neuigkeiten für mich?“
„Leider noch nicht, Herr Vogel. Aber ich bin am Recherchieren. Sobald ich Informationen habe, melde ich mich sofort bei Ihnen.“
„Danke. Was verschafft mir die Ehre?“
„Ich wollte Sie nur kurz fragen, ob die Polizei nochmal bei Ihnen war?“
„Nein, war sie nicht.“
„Wurden Sie telefonisch von denen kontaktiert?“
„Auch nicht. Wieso fragen Sie?“
„Ich will ehrlich zu Ihnen sein, Herr Vogel. Die Polizei wird mich nicht mit Informationen versorgen.“
„Wieso das nicht? Sie haben doch Melanies Vollmacht.“
„Ja, ich weiß. Aber leider bringt das nicht viel. Die Polizei stellt sich sehr quer. Ich müsste Akteneinsicht bei der Staatsanwaltschaft beantragen und das kann Wochen dauern. Sie denken, ich würde ihre Ermittlungen behindern. Ich werde dennoch die Akteneinsicht einfordern.“
„Einige Wochen, das ist ja schrecklich! Soll ich mit denen telefonieren?“
„Das ist sehr freundlich von Ihnen, aber das wird auch nichts bringen. Daher ist es sehr wichtig, dass wir uns eng miteinander abstimmen. Versuchen Sie bitte, so viele Informationen wie möglich von der Polizei zu bekommen, sobald Sie kontaktiert werden. Das würde mir sehr helfen.“
„Das werde ich tun, Herr Schmitt. Sie können sich auf mich verlassen.“
„Danke. Wie geht es Melanie?“
„Den Umständen entsprechend. Meine Frau und sie sind gerade auf der Terrasse. Wollen Sie Melanie sprechen?“
„Vielen Dank, aber ich denke, sie soll sich noch erholen. Mir wäre es am liebsten, wenn ich Melanie so wenig wie möglich mit meinen Ermittlungen konfrontiere. Ich würde das gerne über Sie machen, Herr Vogel. Melanie hat es schon schwer genug.“
„Sie haben recht, Herr Schmitt. Es ist für uns alle sehr schwer, aber für Melanie besonders. Nina war, ist, ihr ganzes Leben. Es ist, als hätte man ihr das Herz herausgerissen …“, erklärte Vogel und hielt kurz inne. Schmitt gab ihm den Moment, da er spürte, dass auch Vogel der Verlust schwer zusetze. Sie machen das sehr gut , hätte Schmitt ihm am liebsten am Telefon gesagt. Aber er verkniff es sich. Schmitt war auch aufgefallen, dass Vogel sich schnell berichtigt hatte.
Er hatte an das Wort „war“ sofort das Wort „ist“ angehängt. Glaubte Vogel nicht mehr daran, dass Nina lebendig gefunden wurde? Dachte er positiv, weil er sich um Melanie sorgte? Schließlich war Melanie seine Tochter und soweit Schmitt das beurteilen konnte hatten sie ein sehr inniges Verhältnis. Der Verlust eines Kindes konnte ganze Familien zerstören. Schmitt hoffte, dass dieses Schicksal den Vogels erspart blieb. Aber mit jeder anrückenden Stunde wurde die Gewissheit, dass Nina bereits tot war, größer. Schmitt wollte nicht an diese Option denken.
Mensch, Carlos, meld dich doch endlich , waren stattdessen seine Gedanken.
„Darf ich Ihnen eine persönliche Frage stellen?“ Schmitt hatte kurz überlegt, ob er diese Frage wirklich stellen wollte und sich dann dafür entschieden. Er hatte zwar wenig Hoffnung in diese Frage, aber zum jetzigen Zeitpunkt war er über jeden Strohhalm dankbar. Er konnte und durfte sich nicht allein auf Carlos verlassen.
„Was möchten Sie denn bitte wissen?“
„Können Sie mir etwas über Ninas Vater erzählen?“
„Wieso möchten Sie das wissen? Er war nie Teil von Melanies und Ninas Leben.“
„Ich weiß, Herr Schmitt. Aber das heißt nicht, dass der Vater nicht vielleicht involviert sein könnte“, antwortete Schmitt und fand den Gedanken gar nicht mal so dumm. Wieso hatte er nicht vorher daran gedacht?
„Wie meinen Sie das?“
„Ich meine nichts. Aber ich würde gerne in alle Richtungen ermitteln und das bedeutet, auch den Vater zu befragen, wenn er bekannt ist. Es gibt immer wieder Meldungen in den Zeitungen, dass Väter ihre Kinder von den Müttern entführen und mit ihnen Deutschland verlassen.“
Vogel antwortete nicht sofort. Hatte Schmitt durch Glück vielleicht doch ins Schwarze getroffen? Denn seine Annahme stand auf sehr wackeligen Beinen. Diese Väter, die ihre Kinder entführten, sind fast immer Ausländer gewesen. Sie haben ihre Kinder ins Ausland entführt, wo
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