Peter Walsh - Gesamtausgabe Teil 1 - 4 zum Sonderpreis, Thriller (German Edition)
passte von der Beschreibung her sehr gut ins Täterprofil und Marc war vielleicht nur der naive Gehilfe von Schlönz.
Es klang nicht unplausibel. Marc war nicht der Hellste, ihn zu manipulieren wäre ein leichtes gewesen. Und Schlönz weiß, dass Nina und Marc ein sehr inniges Verhältnis haben. Das hätte er für seine Zwecke ausnutzen können. Sie waren beide am Tattag bei P&C. Marc hätte Nina zu sich locken können. Und Nina kannte auch Schlönz, schließlich war sie öfter beim Lebenstraum. Schlönz hätte sie einfach auf die Arme genommen und wäre mit ihr rausgegangen.
Aber hätte Nina nicht gesagt, dass ihre Mutter in der Umkleidekabine auf sie wartet? Sicherlich hätte sie das gesagt. Aber das war auch keine Hürde. Schlönz hätte in der der anderen Hand, versteckt, ein Tuch mit Chloroform haben und somit die kleine Nina unauffällig betäuben können, ohne dass es die Kamera registriert hat. Und keiner würde Verdacht schöpfen, wenn Schlönz mit der schlafenden Nina in den Armen P&C verlassen hätte.
Ein genialer und einfacher Plan.
War er zu einfach?
Aber gerade die einfachsten Pläne waren die realistischsten. Bei CSI, Criminal Minds und anderen Krimiserien waren die Täter Monster mit einem IQ, welcher jeder Vernunft entbehrte. Aber die Wahrheit war häufig viel einfacher. Die Täter waren Väter, Onkel, Lehrer, Ärzte oder Cousins, die sich an den Schutzbefohlenen vergingen. Da gab es keinen bis ins Kleinste durchdachten und ausgefeilten Plan. Sie taten es, weil sie sich so sehr nach körperlicher Nähe zu Kindern sehnten, dass sie bereit waren das Risiko, gefasst zu werden, in Kauf zu nehmen. Und nachdem sie sich an ihren Opfern befriedigt hatten, kam die Angst. Die Angst gefasst zu werden und ihr doch so schönes normales Durchschnittsleben zu verlieren. Also beseitigten sie ihr Opfer in der Hoffnung, das Geschehene ungeschehen zu machen.
So einfach war es in Wirklichkeit. Sexualstraftäter waren einfach denkende Menschen, mit einem einzigen Motiv: Sexuelles Verlangen!
Und Marc war ein Mann, ein erwachsener Mann, mit sexueller Lust. Behinderung hin oder her. Vielleicht hatte Schlönz ihm ja versprochen, dass er mit Nina „Spaß“ haben durfte. Was immer der Beweggrund war, sie würden es früh genug rausfinden. Die viel wichtigere Frage war: Lebte Nina noch?
Bruhns blickte erneut zu Kraft rüber. Sie waren schon lange ein eingespieltes Team und konnten die Körpersprache des jeweils anderen sehr gut deuten. Kraft war von den beiden der Erschrockenere. Sein Gesicht war ganz blass und seine Augen glasig, als seien sie mit einer Tatsache konfrontiert worden, die gänzlich unmöglich schien. Aber sie war nicht unmöglich, sie war real. Einfach ausgedrückt: Kraft stand völlig neben sich. Also ergriff Bruhns die Initiative.
„Oh Marc, das ist aber ein schöner Teddy. Darf ich den mal sehen?“, fragte Bruhns mit gespielter Freundlichkeit.
Marc schaute nervös zu ihr und dann zu Schlönz. Er schien unsicher, wie er reagieren sollte.
Ein weiteres Indiz , dachte Bruhns.
Dann nahm Marc den Teddy und reichte ihn Bruhns.
„Danke Marc, das ist sehr lieb von dir“, antwortete Bruhns und nahm den Teddy entgegen. Als Marc ihr den Teddy reichte, wollte er ihr zum Abklatschen die Hand reichen, aber im letzten Moment zog er sie unsicher auf halbem Weg zurück. Marc schaute noch immer leicht verängstigt.
Bruhns inspizierte den Teddy. Der Beschreibung nach war es eindeutig der Teddy von Nina. Erst jetzt wurde ihr bewusst, welchen Fehler sie gemacht hatten.
Scheiße , fluchte sich in Gedanken.
Miehle hatte geschlampt! Sie hatten den Teddy in den Ermittlungsakten mitaufgeführt. Aber bei der Analyse der Aufzeichnungen hatte Miehle den Teddy nicht erwähnt. War der Teddy auf den Videoaufnahmen zu sehen? War er während des Aufenthaltes bei P&C bei Nina?
Ruhig, Bruhns, nicht verrückt machen , versuchte sie einen klaren Gedanken zu fassen. Klar war der Teddy bei Nina. Melanie Vogel hatte doch ausgesagt, dass der Teddy ständig bei ihr war. Das muss Ninas Teddy sein.
Bruhns untersuchte weiterhin den Teddy. Und dann sah sie etwas. Einen ganz kleinen Riss im T-Shirt. Den Teddy konnte sie Marc nun nicht mehr zurückgeben. Er war das wichtigste Beweisstück, das sie hatten. Und wenn auf dem Teddy Ninas Fingerabdrücke zu finden waren, dann war Marc der dringendste Tatverdächtige. Vielleicht fanden sich ja noch andere Spuren. Vielleicht kam der Riss dadurch zustande, weil der Täter den Teddy aus
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