Peter Walsh - Gesamtausgabe Teil 1 - 4 zum Sonderpreis, Thriller (German Edition)
und Melanie hatte sicherlich einen Facebook-Account. Und stolze Mütter posten doch Bilder von ihren Kindern. Sicherlich auch Melanie. Vielleicht hatte er dort seine Tochter gesehen und beschlossen, sie zu sich zu holen. Aber warum gleich eine Entführung? Er hätte sie doch auch einfach kontaktieren können. Irgendwie machte das alles noch keinen rechten Sinn.
„Meinen Sie das ernst, Herr Schmitt? Denken Sie wirklich, dass dieser Walsh unser Enkelkind entführt haben könnte?“ Es klang nicht wirklich wie eine Frage, sondern vielmehr nach Hoffnung, nach einem Wunsch, dass dem so war. Warum? Schmitt kannte die Antwort. Weil Nina dann noch lebte! Wenn Walsh sie entführt hatte, dann weil er seine Vatergefühle nicht unterdrücken konnte und Nina bei sich haben wollte. Das war allemal besser, als Nina in den Händen eines Perversen zu wissen.
„Ich will ehrlich sein. Ich weiß es nicht. Aber ich werde diesem Hinweis nachgehen. Sie haben nicht zufällig eine E-Mail Adresse von diesem Walsh?“
„Nein, leider nicht.“
Wäre auch zu schön gewesen. Es war nicht unwahrscheinlich, dass diese E-Mail-Adresse genauso ein Fake war wie der Name. Vielleicht hieß er Michael, John oder Charles. Sollte er Vogel bitten, Melanie zu fragen, ob sie noch die E-Mail hatte? Schmitt ließ es bei dem Gedankenspiel. Wenn er ehrlich war, machte Walsh keinen Sinn. Ein US-Soldat, der seine Tochter entführt - das war ein zu abgefahrener Gedanke.
Konnte er es sich denn leisten, so zu denken? Schmitt hatte keine ehrliche Antwort drauf.
„Darf ich Sie um einen Gefallen bitten?“ Diese Frage hatte ihm die Antwort über seine Wahl gegeben.
„Um welchen?“
„Könnten Sie mir die E-Mail Adresse von Walsh besorgen? Wenn Melanie das nicht möchte, lassen Sie es bitte sein, aber versuchen Sie es wenigstens.“
„Ich werde es versuchen, kann aber nichts versprechen, Herr Schmitt. Es sind schon einige Jahre seitdem vergangen.“
„Danke“, antwortete Schmitt. Du bist auf dem Holzweg, alter Freund. So ratlos bist du also …
„Solange das dabei hilft, Nina zu finden, werde ich alles tun, was Sie verlangen, Herr Schmitt.“
„Ich weiß Ihre Hilfe sehr zu schätzen. Die E-Mail könnte mir vielleicht weiterhelfen. Vielen Dank, Herr Vogel. Ich melde mich bei Ihnen, sobald ich Informationen habe. Und gleiches möchte ich Sie auch bitten.“
„Ja, das mache ich. Wenn ich die E-Mail Adresse finde oder etwas von der Polizei höre, werde ich Sie informieren. Vielen Dank und auf Wiederhören.“
„Tschüss“, antwortete Schmitt und wartete, bis Vogel den Hörer aufgelegt hatte.
War das eben gut? , dachte er. Hatte er dem alten Mann damit nicht vielleicht Hoffnungen gemacht, die es nicht gab? Walsh! Er passte ins Profil der Väterentführer. Er war Ausländer und hatte vielleicht Interesse, sein Kind in seiner Heimat aufwachsen zu sehen. Aber er war Amerikaner. Deutschland hatte mit Amerika ein Abkommen, was Strafrecht anbelangte. Und wenn er Soldat war, musste er wissen, was das bedeutete. Es fühlte sich nicht richtig an. Schmitts Strohhalm war keiner, das sagte ihm zumindest sein Bauchgefühl.
Er weckte den PC aus dem Standby-Modus und stand kurz auf, um sich ein Glas Wasser zu holen.
Sein erster Blick fiel auf Outlook. Vier neue E-Mails. Aber nur Werbemails.
Wo bist du, Carlos?, fluchte er leise vor sich hin.
Schmitt öffnete ein Browserfenster und gab bei Google: Melanie Vogel Facebook ein.
Gleich der erste Suchbegriff war ein Volltreffer. Melanie Vogel war bei Facebook. Alles andere hätte Schmitt auch gewundert. Schmitt selbst war kein Facebook-Nutzer. Er konnte mit solchen Social-Network-Plattformen nicht viel anfangen. Schmitt hatte auch keinen wirklichen Grund, sich bei Facebook, Twitter und Co. anzumelden.
Echte Freunde hatte er nicht wirklich, wenn man Freunde wie Carlos zu echten Freunden zähle konnte. Obwohl er ab und an schon überlegt hatte, ob Facebook nicht sinnvoll wäre. Wegen seines Jobs.
Er hatte von anderen Detektiven gehört, dass sie Facebook nutzten. Vor allem, wenn Jugendliche ausgebückst waren, konnte Facebook sehr hilfreich sein. Jugendliche waren oft so naiv, dass sie bei Facebook ihren Freunden posteten, wo sie sich aufhielten.
Aber bis heute hatte sich Schmitt irgendwie nicht dazu bewegen können, sich dort anzumelden. Und jetzt wollte er auch nicht, obwohl der Gedanke ihn immer mal wieder heimsuchte. Aber was Internet anbelangte war Schmitt schon immer ein sehr träger Mensch oder wie
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