Peterchens Mondfahrt
besonders der
Sturmriese und der Donnermann schüttelten ungläubig
ihre wilden Köpfe und
taten so unschuldig wie kleine weiße Lämmchen. Aber
der Milchstraßenmann
schrie:
»Jawohl, ich hab' mich
zu Recht beschwert!
Der Sturmriese kommt da mit Saus und Summ
Und wirft mir drei schöne Milchbäume um!
Und die Wolkenfrau, die ist auch so eine;
Hat mir alle meine Meilensteine
Verwischt mit ihren Plusterröcken!
Wenn nun ein Komet geflogen kommt,
So kann er nicht lesen,
wie weit es gewesen!
Er verirrt sich, rennt gegen Zäune und Hecken
Und bleibt zuletzt noch im Mondberg stecken!
Dann beschwer ich mich über den Regenfritzen;
Er macht meine Straße voller Pfützen
Und hat mir die schöne Milch verwässert
Mit seiner triefigen Drüppelei!
Es ist eine Schande und Schweinerei!«
Nun wollte sich der Regenfritz auch beschweren:
»Der
kleine Bär hat mich aber gebissen, Tüp, tüp
- und mir meine Hosen
zerrissen!«
meinte er weinerlich und zeigte ein
großmächtiges Loch in seiner neuen
Regenhose, die er sich extra zu dem heutigen Besuch beim
Wolkenschneider hatte
machen lassen. Ausgelacht wurde er obendrein vom
Milchstraßenmann. Als der
Donnermann aber auch lachen wollte, weil das Loch in der Hose des
Regenfritzen
sehr komisch aussah, fuhr der Milchstraßenmann herum, wie von
einer Wespe
gestochen; und nun ging's los:
»Der
Donnermann braucht hier gar nicht zu lachen
Und sich über die anderen lustig zu machen!
Er hat sich furchtbar schlecht betragen,
Hat blödsinnig gebumst und gedonnerkracht
Und die Himmelsziegen mir scheu gemacht!
Das ist ihm nicht
aus Versehen passiert;
Er hat sich so vorlaut aufgeführt,
Dass man wirkliche Angst vor dem Bullern bekam!
Und nun erst sein Weib: wie die sich benahm?!
Kam immer so zickzack dahergeschlenkert
Und hat mir die ganze Allee verstänkert!
Ist das ein anständiges Ehepaar?«
Er war ganz außer Atem vor Zorn geraten und sah
puterrot im Gesicht aus. Natürlich
wollten ihm alle Gäste widersprechen, aber er ließ
niemanden zu Worte kommen
und tobte weiter:
»Frau
Nachtfee, ich schwöre, alles ist wahr!
Sie haben noch viel mehr angerichtet:
Der Hagelhans hat mir die Schoten vernichtet,
Und der Wassermann kam da angeplanscht,
Hat mir alle Gräben übergepanscht,
Hat vier Wiesen am Tausee überschwemmt,
Und ich hatte sie so schön eingedämmt.
Auch der Eismax muss sich bescheidener führen,
Er darf nicht so viel mit den Sporen klirren;
Drei
Mondkälbern hat er den Kopf verdreht!
Und Frau Holle hat ein Stück Straße verweht!
Sie tun mir Unrecht zu ihrem Vergnügen,
Frau Nachtfee! Man kann das Lütütü kriegen
Vor Ärger, wenn man es richtig bedenkt!
Und keiner hat mir ein Trinkgeld geschenkt!«
Weiter
konnte er nicht mehr schimpfen; die Stimme schnappte ihm über,
und er
musste husten, so aufgeregt war er. Die Nachtfee aber machte ein sehr
böses
Gesicht, weil der Milchstraßenmann im Recht war; denn es ist
gewiss nicht sehr
höflich, wenn man eingeladen wird, solchen Unfug auf der
Straße zum Schloss
des Gastgebers zu machen. Als die wilden Gäste sahen, wie
ernst die Nachtfee
wurde, beeilten sie sich sehr, den Milchstraßenmann um
Entschuldigung zu
bitten, und versicherten ihm alle durcheinander, dass sie den Schaden
gern
ersetzen würden, wie die Nachtfee es wünschte. Damit
war denn der gute
Milchstraßenmann auch beruhigt; besonders ein großes
Trinkgeld vom Eismax besänftigte
ihn sehr, und er trottete mit dem kleinen Bären zufrieden ab.
Der Ärger des
Milchstraßenmannes war wirklich sehr begründet
gewesen. Draußen auf der
Milchstraße hatte der Brave jetzt nämlich viel zu
tun. Die Unordnung, die alle
diese herantobenden Naturgewalten mit ihrem Ungestüm an dem
schönen
Nachthimmel angerichtet hatten, war sehr groß, und der
Nachtfee verantwortlich
für die Ordnung dort war der Milchstraßenmann. Es war
seine Schuld, wenn auf
der Milchstraße nicht alles blitzeblank und gut gefegt war mit
dem
Himmelsbesen, wenn die Meilensteine nicht richtig funkelten und wenn
die
Himmelsziegen und Mondkälber den falschen Nachtklee grasten
oder gar ein
kleines Lämmerwölkchen in die Silberwolle zwickten,
dass es an der Stelle trübe
Fleckchen bekam. Jaja, groß sind die Sorgen des
Milchstraßenmannes!
Die Ankunft der Kinder im Schloss der
Nachtfee
Alle Gäste der Nachtfee waren nun eingetroffen, und
nur das Sandmännchen
fehlte noch in dem großen Kreise. Es war sonst immer sehr
pünktlich, und daher
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