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Pfad der Angst

Pfad der Angst

Titel: Pfad der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Vollenbruch
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können – zum Beispiel dieser Kompass.« Er holte das Gerät heraus und klappte den Koffer wieder zu. »Das Fingerabdruckset hätte ich diesmal wohl zu Hause lassen können. Aber unsere restlichen Funkgeräte habe ich mitgebracht, auch wenn ich nicht glaube, dass sie uns in dem Stollen viel nützen. Aber vielleicht können wir damit das SOS-Signal anpeilen.«
    »Wieso können wir eigentlich ein SOS-Signal empfangen, das unter der Erde abgeschickt wird?«, fragte Peter, während sie losmarschierten und die Schaufeln holten. »Ich dachte, das geht gar nicht?«
    »Professor Frazier sagte doch etwas von neu entdeckten Strahlen. Ich muss mich wirklich später mit ihm darüber unterhalten.«
    »Wenn es ein Später gibt«, meinte Peter düster. »Habt ihr mal daran gedacht, dass vielleicht noch ein Erdbeben kommen könnte, während wir in dem Stollen stecken?«
    »Ja, das ist natürlich möglich«, sagte Justus. »Wenn du lieber draußen bleiben willst, während Bob und ich hineingehen ...«
    »Ach, ich gehe auch rein?«, sagte Bob.
    »Also schön, dann bleibt ihr eben draußen, und ich gehe allein.«
    »Dir liegt wirklich viel an den Granvilles, oder?«
    »Keineswegs«, sagte Justus. »Aber mir liegt etwas an der Beantwortung meiner Fragen. Und außerdem möchte ich mir nachher nicht sagen müssen, ich hätte nicht einmal versucht, diese beiden Halunken zu retten und zumindest Matthew Granville vor Gericht zu bringen.«
    Schweigend marschierten sie weiter. Alle drei waren ziemlich angeschlagen und wünschten sich nichts mehr, als zu Hause in ihre Betten zu fallen und mindestens eine Woche lang zu schlafen. Es war eine Sache, gegen Ganoven und Verbrecher anzutreten, aber eine ganz andere, mit Gewalten umgehen zu müssen, die man weder durch Schlauheit noch durch Muskelkraft oder spezielles Wissen besiegen konnte. Der Schrecken, dass der Boden sie plötzlich nicht mehr trug, war ihnen ordentlich in die Glieder gefahren.
    Justus warf einen Blick auf seinen Kompass. »Hier müsste es irgendwo sein. Smithy sagte, die Straße sei schon lange nur noch ein Haufen Schotter.«
    »Da drüben!«, sagte Peter und zeigte auf einen Einschnitt zwischen zwei großen Felsblöcken. Und jetzt ging auch endlich der Mond auf und warf sein Licht auf die Berge – hell genug, um den Weg auch ohne Taschenlampen erkennen zu können. Unter ihren Füßen knirschte das Geröll, und es kam ihnen vor, als sei die ganze Welt ausgestorben und nur sie drei noch übrig.
    »Da ist ein Schild!«, rief Bob, und seine Stimme hallte laut durch die Nacht. Er knipste die Lampe wieder an und beleuchtete ein uraltes, verwittertes Holzschild, das auf einen Pfahl genagelt war und Buchstaben erkennen ließ, die man mit einiger Phantasie als Zum Fort entziffern konnte.
    Hundert Meter weiter fanden sie den Pick-up.
    Er stand mitten auf dem Weg, direkt vor einem Stolleneingang, ein wenig schief ins Geröll eingesunken. Auf der Ladefläche lagen ein paar Koffer. Justus kletterte hinauf und öffnete einen davon. »Bücher und komische Geräte. Das dürfte Winston Granville gehören.« Er sprang vom Wagen, ging nach vorne und kletterte kurz ins Führerhaus. Als er ausstieg, sagte er: »Also gut. Ich sehe mich dadrin jetzt um. Ihr wartet, bis die Leute aus Whitechurch kommen, und dann –«
    »Bist du noch bei Trost?«, fragte Bob. »Du glaubst doch nicht, dass ich dich allein da zu diesen Verbrechern reingehen lasse! Ich komme mit!«
    »Ich auch«, sagte Peter.
    »Und wenn nun ein Erdbeben kommt?«
    Peter grinste etwas gequält. »Dann ziehen wir dich gemeinsam sowieso schneller raus, als du alleine rennen kannst. Aber müssen wir wirklich unser gesamtes Gepäck mitnehmen? Lassen wir wenigstens den Koffer hier draußen!«
    »Wir hätten ihn im Käfer lassen sollen«, meinte Bob.
    »Dann wäre er nachher ganz weg.« Justus versteckte den Koffer hinter einem Felsen, knipste seine Taschenlampe an und leuchtete in den Stolleneingang, der wie ein aufgerissenes schwarzes Maul aussah. »Auf geht´s.«
    Vorsichtig gingen sie hinein. Normalerweise hätten sie nicht weiter über die Festigkeit eines Goldgräberstollens nachgedacht, aber so kurz nach dem Erdbeben trauten sie weder dem Boden unter ihren Füßen noch den Felsen über ihren Köpfen. Und der grob behauene Sandstein sah im Schein der Taschenlampen aus wie verklumptes Mehl – nicht sehr vertrauenerweckend. Die Luft war staubig und trocken und roch nach Sand. In regelmäßigen Abständen waren dicke Holzbalken gegen die

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