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Pfad der Angst

Pfad der Angst

Titel: Pfad der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Vollenbruch
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schien immer wieder nach links zu führen, wie in einer Spirale. Justus hielt seinen Kompass fest in der erhobenen Hand, wagte aber nicht, einen Blick darauf zu werfen, um Granville nicht darauf aufmerksam zu machen.
    Plötzlich sagte Granville: »Halt.«
    Sie blieben stehen. Vor ihren Füßen befand sich ein Loch im Boden. Sie konnten nicht erkennen, wie tief es war.
    »Lasst die Taschenlampen hier oben«, sagte Granville. »Und dann springt ihr da rein. Winston wartet schon auf euch.«
    »Wie tief ist es?«, fragte Justus
    »Das wirst du dann schon sehen. Los jetzt!«
    »Justus, ich gehe zuerst«, sagte Peter entschlossen. »Ich kann mich im Zweifelsfall besser abfangen als du.«
    »Bist du sicher? Ich meine -«
    »Keine Diskussionen!«, zischte Granville, der überraschenderweise plötzlich die Nerven zu verlieren schien. »Mir ist egal, wer zuerst springt, aber runter mit euch!«
    Peter setzte sich an den Rand des Loches, stieß sich ab und verschwand in der Finsternis. Justus und Bob starrten ihm nach und versuchten verzweifelt, die Dunkelheit mit den Augen zu durchdringen. Wenn es nun ein bodenloser Schacht war? Wenn nun –
    »Alles klar«, klang seine Stimme direkt unter ihnen. »Es sind kaum zwei Meter.«
    »So ist es«, sagte Granville. »Und wenn ihr nicht in fünf Sekunden unten seid, schieße ich!«
    Da es so klang, als ob er es ernst meinte, fasste Justus sich ein Herz, setzte sich hin und rutschte in das schwarze Loch hinab. Peter fing ihn auf und hielt ihn fest, bis er das Gleichgewicht wiedergefunden hatte, dann stützten sie beide Bob, der zwischen ihnen landete und einen Schmerzensschrei ausstieß.
    »Was ist los?«, fragte Peter besorgt.
    »Meine Rippen«, stöhnte Bob. »Ich glaube, bei dem Erdbeben habe ich mir doch etwas verknackst –«
    Matthew Granville wartete nicht, bis sie sich auseinandersortiert hatten. Durch die Falltür blickte sein trauriges Gesicht auf sie herab. »Lebt wohl, ihr Detektive. Wenn ihr euch beeilt, könnt ihr Winston vielleicht noch retten ... wozu auch immer das vor dem Erdbeben noch gut sein mag. Und bemüht euch später nicht um diesen Ausgang. Hier oben liegt genug Geröll, um euch für immer zu begraben.«
    Er schob ein Brett über das Loch, und die drei ??? standen in völliger Finsternis. Sie hörten, wie es über ihnen krachte und polterte, und dann wurde es still.

Ausgleichende Gerechtigkeit
    Ohne Taschenlampen tasteten sie sich durch die Dunkelheit, blind wie Maulwürfe. Bei jedem Knirschen von Sand, bei jedem rollenden Steinchen gefror ihnen das Blut – kam das Erdbeben? War jetzt alles vorbei? Aber der Fels über ihnen, um sie und unter ihnen blieb reglos und verriet nichts von der tödlichen Gefahr aus der Tiefe.
    Der Gang führte weiter im Kreis nach links. Plötzlich sahen sie vor sich einen Schimmer von rötlichem Licht. Nach der tiefen Dunkelheit erschien es ihnen unverhältnismäßig grell, aber als sie näher kamen, merkten sie, dass es nur das Licht einer brennenden Gaslampe in einer kleinen Höhle war. Es beleuchtete zwei Schaufeln, einen Eimer, ein zusammengerolltes Seil, einen grauen Kasten mit ein paar Knöpfen und Schaltern und eine Abbruchkante, wo das Erdbeben – oder ein früheres – die Höhle auseinandergerissen hatte. Justus hob die Lampe auf, und sie traten vorsichtig an die Kante heran.
    Sechs Meter unter ihnen saß Winston Granville auf einem Felsvorsprung und blinzelte gegen das Licht nach oben. Unter ihm verlor sich das Licht in bodenloser Schwärze.
    »Mr Granville!«, entfuhr es Peter.
    »Ah – seid ihr das, Jungs?« Die Stimme des Erfinders war so kräftig und unbekümmert wie immer. »Das ist eine verteufelt böse Situation, in die ich euch da gebracht habe. Tut mir wirklich sehr leid. Ihr könnt mich nicht zufällig hochziehen, oder?«
    »Wir werden es versuchen«, sagte Justus.
    Er stellte die Lampe ab und warf ein Ende des Seils nach unten. Granville band es sich um die Brust, und die drei ??? packten das Seil und begannen zu ziehen. Aber sofort stieß Bob wieder einen leisen Schrei aus und fasste sich an die Rippen. »Au! Tut mir leid, Kollegen aber ich falle dafür aus.«
    »In Ordnung«, sagte Justus. »Peter und ich schaffen das auch allein.«
    Sie zogen. Und sie hatten Glück, dass Winston Granville zwar groß, aber ziemlich dünn und sogar recht sportlich war. Er stützte sich mit den Beinen ab und kletterte an den Felsen entlang nach oben, bis er sich über die Abbruchkante wälzen konnte.
    Peter löste den Knoten

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