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Pfad der Angst

Pfad der Angst

Titel: Pfad der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Vollenbruch
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Decke gestemmt. Sie waren mit Querbalken verbunden, aber bei einem starken Erdbeben würden sie wie Zahnstocher zersplittern.
    Der Stollen führte geradeaus und leicht nach unten. Justus schaltete das Funkgerät wieder ein, und sie hörten ein gleichmäßiges statisches Rauschen. Er schaltete es wieder aus. »Das gefällt mir nicht, Kollegen.«
    Peter runzelte die Stirn. »Du meinst, am Ende kam der Notruf gar nicht von hier, sondern von irgendwo draußen?«
    »Das ist eine Möglichkeit. Aber ich fürchte eher, dass die Batterie des Senders den Geist aufgegeben hat. Und wenn es hier mehr als einen Gang gibt, wird es schwierig, die Granvilles zu finden. Zumal Winston ja auch noch erwähnte, dass es sich um einen Geheimgang handelt.«
    »Matthew muss doch früher schon einmal Spuren hinterlassen haben«, sagte Bob. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass er durch ein Labyrinth von Gängen spaziert, ohne seinen Rückweg zu sichern.« Er grinste. »Lasst uns mal gucken, ob er schlau war und ein Zeichen auf die Wände gemalt hat.« Er leuchtete die Felswände ab.
    »Solange es nur den einen Gang gibt, lohnt sich das aber nicht«, meinte Peter. »Vielleicht an einer Abzweigung.«
    Tatsächlich gabelte sich der Gang nach etwa fünfzig Metern. Hier roch es schwach nach Alkohol und Farbe, und Bob entdeckte einen Pfeil, der mit schwarzer Farbe auf einen der Holzbalken am linken Durchgang gesprüht war. »Hier!« Er zog seine rote Kreide aus der Tasche und malte ein Fragezeichen über den Pfeil. »So – für alle Fälle.«
    Sie folgten diesem Gang weiter in die Tiefe. Er gabelte sich noch viermal, und jedesmal fanden sie einen aufgesprühten schwarzen Pfeil – bis sie plötzlich vor einem Schuttberg standen. Hier waren die Holzbalken tatsächlich weggeknickt, und die gesamte Tunneldecke war heruntergekommen. Nicht einmal mit Dynamit konnte man sich hier den Weg freisprengen, da die Explosion wahrscheinlich das gesamte restliche Stollensystem zum Einsturz gebracht hätte.
    Justus schaute auf seinen Kompass. »Dieser Gang führt nach Südosten. Versuchen wir es mal mit der letzten Abzweigung nach Nordosten.«
    »Aber der schwarze Pfeil zeigt doch hier herein!«, sagte Peter.
    »Ich weiß«, sagte Justus grimmig. »Kann ja sein, dass es vor dem Erdbeben hier einen Weg gab.«
    Sie kehrten um, marschierten in die andere Richtung und reichten dabei den zweiten Wasserkanister herum. Aber auch dieser Gang endete in einer Sackgasse, nur war es hier kein Einsturz, sondern der Gang hörte einfach auf.
    Und plötzlich hörten sie wieder das Piepsen aus dem Funkgerät. Dreimal kurz, dreimal lang, dreimal kurz. Laut und deutlich, als befände sich der Sender unmittelbar hinter dem Gangende.
    »Hallo?«, rief Justus laut. »Mr Granville?«
    Und gedämpft, aber deutlich hörten sie einen Schrei durch den Fels: »Lauft weg, Jungs! Das ist eine –«
    »– Falle«, sagte Matthew Granville hinter ihnen. »Ganz genau. Schön langsam umdrehen, ihr Detektive, weg mit dem ganzen Krempel und Hände hoch!«
    Sie ließen Decken, Taschenlampen und Kanister fallen und drehten sich um. Granville stand mit entsicherter Schrotflinte da. Er war staubig und verdreckt, quer über seine Wange lief ein blutiger Riss, nur sein trauriger Hundeblick war unverändert. »Ich dachte mir, dass ihr Winstons Hinweis folgen würdet«, sagte er. »So arbeiten doch echte Detektive, nicht wahr? Laufen jeder Spur nach ... geradewegs ins Verderben.«
    »Sie haben den Notruf nur vorgetäuscht?«, entfuhr es Peter. »Das ist strafbar!«
    »Oh, wirklich? Wie leid mir das tut. Aber keine Sorge, einer von uns ist wirklich in Schwierigkeiten. Mein Bruder hat sich für mich als außerordentlich nutzlos erwiesen.«
    »Was haben Sie mit ihm gemacht?«, fragte Bob wütend.
    »Ich? Gar nichts. Hältst du mich für ein Monster? Immerhin ist er mein Bruder! Ich habe ihm eine Chance gegeben, sein ungenutztes Talent zu entfalten. Falls er einmal in seinem verkorksten Leben eine gute Erfindung brauchen kann, dann jetzt.«
    »Ich bringe dich um, Matt!«, brüllte Winston durch die Felswand.
    Granville beachtete ihn nicht. »Habt ihr noch irgendwelche letzten Fragen?«
    »Durchaus«, sagte Justus. »Was haben Sie vor? Wollen Sie uns erschießen?«
    »Das ist gar nicht nötig. Ich werde euch einfach in diesem Stollen zurücklassen. Aber keine Sorge, ihr werdet nicht verhungern oder verdursten. Für die allernächste Zukunft hat der vortreffliche Professor Frazier ein starkes Erdbeben

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