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Pfad der Schatten reiter4

Pfad der Schatten reiter4

Titel: Pfad der Schatten reiter4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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erfreulich, das Gesicht eines Gehenkten anzusehen.
    Nach einem herzzerreißenden Moment schüttelte der Mann den Kopf. Sie begutachteten die nächste Leiche. Wieder schüttelte er den Kopf. Als Hank die Decke von der letzten Leiche hob, schauderte der alte Mann, und seine Augen füllten sich mit Tränen. Hanks Herz wurde schwer, denn das Hängen dieses Mannes war nicht leicht von der Hand gegangen. Er hatte den ganzen Weg über gekämpft, bis zum Galgen, und dadurch war die Schlinge nicht richtig gesetzt worden. Der Verurteilte
war nicht schnell gestorben, und alle hatten einige schmerzvolle Minuten lang zusehen müssen, wie er am Ende des Stranges ausschlug und zuckte, bis ihn seine Kraft endlich verließ und er starb.
    »Ist das Ihr Junge?«, fragte Hank.
    »Ja.« Der Mann nickte, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern. »Das ist Clay.«
    Hank half dem Mann, die Leiche seines Sohnes hinten auf den Karren zu laden, während Snuff mit einem zynischen Gesichtsausdruck zusah. Wenn eine Familie kam, um eine Leiche abzuholen, waren es normalerweise mehrere Menschen, und Hank und Snuff überließen ihnen die Arbeit. Aber Hank dachte an seine Großmutter und hatte Mitleid mit dem alten Mann.
    »Ich danke Ihnen«, sagte der Mann zu Hank und fuhr sich mit einer zitternden Hand durchs Haar.
    Hank nickte.
    »Ein Verräter weniger«, sagte Snuff laut.
    Der Mann fuhr zusammen, aber dann drehte er ihnen den Rücken zu und führte den Maulesel weg. Der Karren mit seiner zugedeckten Last klapperte auf dem Kopfsteinpflaster.
    »Warum machst du das?«, fragte Hank Snuff. »Warum bist du so gemein zu den Familien? Die sind doch gar nicht die Verbrecher.«
    Snuff spuckte einen Klumpen Tabak aus und verfehlte nur knapp die nächste Leiche. »Verbrecher werden gemacht«, sagte er. »Jemand hat sie schlecht erzogen.«
    Hank sah dem Eselskarren nach, der langsam die Straße hinunter verschwand. Er verstand, was Snuff meinte, aber er wusste auch, wie ein Mann aussah, der seinen Sohn geliebt hatte.

VORBEREITUNGEN
    Sämtliche Gedanken an den Maskenball wurden aus Karigans Gedanken verdrängt, als die Pläne für die Expedition in den Schwarzschleierwald allmählich Gestalt annahmen. Hauptmann Mebstone beorderte sie, Lynx und Yates in ihr Quartier und bestätigte Karigans Ahnung, welche Reiter sie in den Schwarzschleierwald begleiten würden. Dass Lynx mit seinen Erfahrungen in der Wildnis ausgewählt wurde, konnte sie verstehen. Aber Yates? Der liebe, unbeschwerte, humorvolle Yates? Er war ein exzellenter Reiter, aber seine Order erschien ihr fast, als würde man Löwen einen ganz besonderen Leckerbissen vorwerfen.
    »Musst du mich so ansehen?«, knurrte er.
    »Wie denn?«, fragte sie und spürte, dass Lynx und Hauptmann Mebstone sie beobachteten.
    »Als ob du glaubst, ich würde meinen ersten Schritt in den Wald nicht überleben. Ich habe mich zu dieser Mission freiwillig gemeldet.«
    »Freiwillig? «
    »Tu nicht so schockiert. Wir können schließlich nicht zulassen, dass du den ganzen Ruhm einheimst. Als ich Wind von der Expedition bekam, bin ich sofort zum Hauptmann gegangen und habe meine Dienste angeboten.«
    Karigan sah den Hauptmann an, deren Miene unergründlich war. Karigan wollte sie bitten, jemand anderen zu wählen, jemand, der weniger … unschuldig war. Nicht, dass Yates besonders
unschuldig war, falls die Gerüchte über seine Eroberungen stimmten. Aber sie war sicher, dass es andere Reiter gab, die mit den Gefahren des Schwarzschleierwaldes besser fertig würden. Aber wer? Wen hätte sie gewählt? Vielleicht Beryl, aber Beryl war mit irgendeinem geheimnisvollen Auftrag des Königs unterwegs. Wen gab es noch? Als sie darüber nachdachte, fiel ihr niemand ein, den sie gern in den Schwarzschleierwald geschickt hätte, und sie musste daraus schließen, dass ihr alle Reiter lieb und teuer waren. Sie waren wie eine Familie, sogar Beryl, die Furcht einflössende Spionin und Vernehmungsexpertin.
    Jetzt verstand sie erst, wie schwer die Entscheidungen waren, die der Hauptmann hatte treffen müssen, und vielleicht hatte die Tatsache, dass sich Yates freiwillig gemeldet hatte, ihr die Wahl erleichtert.
    Aber trotzdem … Yates? Es fühlte sich einfach falsch an.
    »Ihr werdet jemanden brauchen, der im Dunkeln sehen kann«, sagte Yates. »Wie ich höre, wird es im Schwarzschleierwald stockfinster.«
    Seine besondere Fähigkeit war seine exzellente Nachtsicht, und es stimmte, dass dies im Wald nützlich sein würde, aber das würde

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