Pfad der Schatten reiter4
Expedition, dachte Karigan, würde sehr interessant werden.
»Der König wünscht, dass Sie die Augen offen halten und so viel wie möglich über den Wald herausfinden, insbesondere Dinge, die wir gegen Mornhavon den Schwarzen einsetzen können, wenn er zurückkehrt. Sie werden mit ausführlichen Berichten zurückkommen. Bei Ihrer Rückkehr werden Sie sich direkt beim König melden. Notieren Sie die Wege und Ruinen, das Terrain und die wilden Tiere. Ich fürchte, dass wir keine Landkarten der Region besitzen, also werden Sie der Führung der Eleter folgen – ein unannehmbarer Zustand, muss ich sagen. Deshalb ist ein äußerst wichtiger Teil Ihrer Aufgabe die Herstellung von Landkarten. Reiter Cardell?«
»Ähm, ja? Sir?«
»Ihr Hauptmann sagt, Sie seien ein qualifizierter Kartograf. Ich erwarte genauste Aufzeichnungen.«
Yates sah erfreut aus, und jetzt wusste Karigan – abgesehen davon, dass er sich freiwillig gemeldet hatte –, warum Hauptmann Mebstone einverstanden gewesen war, ihn mitgehen zu lassen. Ob es ihr nun gefiel oder nicht, er war zweifellos ein guter Zeichner. Yates hatte für alle neuen Reiter, die zu ihnen gestoßen waren, spezielle Landkarten gezeichnet und ihnen sogar beigebracht, sie zu lesen. Tatsächlich war er vor seiner Berufung zum Reiter Lehrling in der Druckerei seines
Vaters gewesen, die unter anderem auch Landkarten herstellte.
»Leutnant Grant hier besitzt ebenfalls Erfahrung beim Dokumentieren und Vermessen. Er wird Ihnen assistieren.«
»Jawohl, Sir!«, antwortete Yates.
»Das sehe ich gern«, sagte der General. »Ein Ausdruck von echtem Enthusiasmus. Und nun kann uns Sir Karigan vielleicht darüber aufklären, was im Wald selbst auf uns zukommen wird.«
Alle sahen Karigan an, und sie erwiderte ihren Blick, überrascht, weil sie so plötzlich im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stand.
»Sie waren kurzzeitig im Schwarzschleierwald, richtig?«, fragte der General.
»Ja, aber … aber ich kann mich nicht an besonders viel erinnern. Es war … es war eine schwierige Situation.« Sie war nicht bereit, einem Raum voller Fremder zu erklären, dass sie damals vom Geist des Ersten Reiters besessen gewesen war. Oder gar von Mornhavon dem Schwarzen.
An den Blicken der Soldaten merkte sie deutlich, dass diese von ihrer etwas stolpernden Antwort nicht im Geringsten beeindruckt waren. Der Blick des Försters war anders, intensiver. Auch der Gesichtsausdruck des Generals veränderte sich, als ihm einfiel, warum sie dieses eine Mal im Schwarzschleierwald gewesen war. Bestimmt war er mit allen Einzelheiten vertraut. Er räusperte sich.
»Vielleicht werden die Berichte von Reiter D’Yer informativer sein«, sagte er. Wahrscheinlich hatte jeder bereits Gerüchte über den Wald gehört. Da Gerüchte aber nicht die zuverlässigste Informationsquelle waren, berichtete ihnen der General das Wenige, das er mit Sicherheit wusste, wobei er sich hauptsächlich auf Altons Berichte stützte. Er erklärte, dass manche Wesen im Wald durch Mornhavons Magie in
Ungeheuer verwandelt worden waren, die wesentlich gefährlicher waren als natürliche Wesen. Selbst die Pflanzen waren gefährlich geworden, denn sie besaßen gifthaltige Dornen. Auch der Erdboden, über den sie liefen, konnte sich als unzuverlässig entpuppen, voller Morast und irreführender Pfade.
»Sie werden all Ihre Fähigkeiten brauchen, um sicher durch den Wald zu kommen«, sagte der General. »Ich weiß nicht genau, was für Fertigkeiten die Eleter in die Expedition einbringen werden, aber ich nehme an, Sie sollten davon ausgehen, dass Sie auf sich selbst aufpassen müssen.
Leutnant Grant wird die Mission leiten. Reiter Lynx ist sein erster Offizier. Ist das klar?«
Diesmal war Karigan auf die lautstarke Bestätigung der Soldaten vorbereitet und wappnete sich dagegen.
Danach saß der General einige Minuten lang schweigend da und betrachtete sie ernst. Schließlich sagte er: »Seine Majestät ist sich des Ernstes dieser Mission sehr wohl bewusst. Er ist äußerst zuversichtlich, dass es Ihnen gelingen wird, wertvolle Informationen zurückzubringen. Er dankt Ihnen für Ihren Dienst und erkennt Ihren Mut an. Mögen die Götter Sie auf der Reise behüten. Für König und Reich!«
Die Soldaten sprangen auf die Füße. »Für König und Reich!«
Dann verabschiedete der General alle außer Leutnant Grant und Lynx. Karigan drängte mit den anderen in den Korridor hinaus. Ohne ein weiteres Wort marschierte Gefreiter Porter, der zweite
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