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Pfad der Schatten reiter4

Pfad der Schatten reiter4

Titel: Pfad der Schatten reiter4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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diese Waffen. Ich habe den Eindruck, man versucht, aus dir jemand anderen zu machen.«
    Karigan stellte den Eimer mit dem halb geschmolzenen Schnee ab und betrachtete die Bohnensuppe. Eine Fettschicht hatte sich auf der Oberfläche gebildet, als die Suppe abgekühlt war, und sie schob die Schüssel weg.
    »Ich fühle mich nicht anders«, sagte Karigan. »Zumindest nicht innerlich. Außen tut mir allerdings alles weh.« Als Mara über den Witz weder lachte noch lächelte, fügte Karigan hinzu: »Der Ritterstand ist lediglich ein Titel, und wie du heute Abend gesehen hast, behandelt mich deshalb niemand anders als vorher. Im Gegenteil, Yates scheint sein Bestes zu geben,
damit ich nur ja bescheiden bleibe. Auf jeden Fall bin ich mehr oder weniger immer noch dieselbe.«
    »Ja und nein.«
    »Ja und nein?«
    »Dieselbe, aber nicht unverändert.«
    »Ich glaube, das passiert uns allen, wenn wir bestimmte Dinge erlebt haben«, sagte Karigan. Sie beobachtete, wie Maras Hand die Brandnarben auf ihrem Gesicht berührte. Das Feuer, das die alten Reiterbaracken zerstört hatte, hatte auch sie verändert, und zwar nicht nur äußerlich. Wie könnte es auch anders sein?
    »Ich meine nicht nur dich als Person«, sagte Mara nach einer gedankenvollen Pause. »Es ist nur … bei allen fünf Höllen! Ich will einfach meine Freundin nicht verlieren.«
    Karigan war verblüfft. Sie war überrascht, überrascht und gerührt, weil diese Worte eindeutig ausdrückten, dass jemand wirklich um sie besorgt war. Sie war in den Gemeinschaftsraum gekommen, weil sie gehofft hatte, ein wenig Mitgefühl wegen ihrer Prellungen zu bekommen, und stattdessen hatte sie sogar etwas noch Wertvolleres erhalten: eine erneute Freundschaftserklärung und das Wissen, dass es jemanden gab, dem sie nicht völlig gleichgültig war.
    Nicht, dass sie jemals an der Zuneigung der Reiter zu ihr gezweifelt hatte, obwohl sie alle so oft allein auf Botenritten in weiter Ferne unterwegs waren. Monate konnten vergehen, ohne dass sie Tegan oder Garth begegnete, oder sogar Mara, auch wenn diese meist in der Nähe der Burg blieb – aber dennoch hatte sie immer das Gefühl, Teil einer Familie zu sein, dazuzugehören, und sie wusste, dass die Reiter sie beschützen würden.
    Trotzdem war es ein gewaltiger Unterschied, wenn jemand diese Worte aussprach.
    »Mara«, sagte sie und wischte eine aufmüpfige Träne von
ihrer Wange, »kein Titel und kein Geschenk wird jemals etwas an unserer Freundschaft ändern. Ich werde immer deine Freundin sein. Immer.«
    »Das weiß ich ja eigentlich«, antwortete Mara. »Aber Osrics Tod ist mir immer noch frisch im Gedächtnis, und nun wirst du in den Schwarzschleierwald geschickt.«
    »Lynx und Yates auch«, murmelte Karigan.
    »Ich verstehe die Notwendigkeit der Expedition, aber ich wünschte, dass keiner von unseren Leuten gehen müsste.«
    »Ich weiß. Aber das ist nun mal unsere Pflicht. Die Pflicht, die wir alle erfüllen.«
    Danach sprachen sie eine Weile leise über die Vorbereitungen, die Karigan treffen musste, und dann ging jede in ihre eigene Kammer. Karigan zündete eine Lampe an und entdeckte Geisterkätzchen auf ihrem Kopfkissen. Sie streichelte ihm eine Weile den Kopf und dachte über ihren Tag nach: das Geschenk der Waffen, das Gespräch mit Mara.
    Es konnte durchaus sein, dass sie nicht aus dem Schwarzschleierwald zurückkehren würde, aber es hatte andere Abenteuer gegeben, die sie ebenfalls fast nicht überlebt hätte. Gefahr gehörte zu ihrer Arbeit. Das Wissen, dass Menschen um sie besorgt waren – sowohl ihre Freunde, als auch ihre Familie – gab ihr Kraft und motivierte sie umso mehr, lebend zurückzukommen.
    Ihr kam der Gedanke, dass die Menschen, die sie liebte, vielleicht gern ein letztes Wort von ihr hören würden, falls sie nicht mehr heimkehrte. Sie würde Briefe schreiben – einen an ihren Vater und ihre Tanten, und einen an die Reiter. Sie durchwühlte ihre Schreibtischschublade nach Feder, Tinte und Papier und benutzte ein Buch als Schreibunterlage. Als sie sich auf ihr Bett setzte und sich ans Werk machte, schnurrte Geisterkätzchen neben ihr.
    Hauptsächlich schrieb sie ihnen, wie sehr sie sie liebte und
bewunderte. Sie wollte, dass sie das wussten . Wie sie soeben mit Mara erlebt hatte, wurden Liebe und Freundschaft allzu oft für selbstverständlich gehalten, sodass sich Vergessen oder Zweifel einschlichen.
    Außerdem würde ihr Vater wütend sein, also wollte sie ihm versichern, dass sie freiwillig

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