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Pfad der Schatten reiter4

Pfad der Schatten reiter4

Titel: Pfad der Schatten reiter4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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unterstützen sollte, ließen sie nicht los, und außerdem war heute … war heute vielleicht ihre letzte Gelegenheit, ihn zu sehen.
    Mara und Tegan kamen in ihr Zimmer zurück.
    »Wir haben eine Idee«, sagte Mara. »Zieh dich an. Wir gehen in die Stadt.«

     
    Die beiden Kostümläden in der Stadt – das heißt, die einzigen, die aufzusuchen sich lohnte – waren, wie Tegan vorhergesagt hatte, komplett ausverkauft, bis auf einige nicht zueinander passende Einzelstücke. Anscheinend hatten sämtliche anderen Teilnehmer des Balls die Läden schon vor einer ganzen Weile besucht und alles aufgekauft.
    »Und nun?«, fragte Karigan verzweifelt, als sie aus dem zweiten Laden traten.
    Tegan lächelte. »Mir nach. Von hier ist es nur ein kurzer Spaziergang.«
    »Was denn?«
    »Das Fantastische.«
    »Das Fantastische was?«
    »Das Fantastische Königliche Theater«, antwortete Mara.
    »Ihr nehmt mich ins Theater mit?«
    »Ich kenne dort jemanden«, sagte Tegan, die vorausging, während Mara Karigan von hinten antrieb.
    Das Fantastische Königliche Theater nahm fast einen ganzen Straßenblock im Kunstviertel von Sacor-Stadt ein und überragte alle anderen Gebäude. Ein mit Goldbuchstaben beschriftetes Schild mit geschnitzten Masken zu beiden Seiten und dem königlichen Symbol der brennenden Fackel hing über dem Eingang. Hierhin kam die ganze Elite der Stadt, wenn weder im Schloss noch anderswo in der Stadt irgendein Fest stattfand. Karigan hatte es noch nie besucht.
    Hier wurden Schauspiele, Opern und Konzerte aufgeführt. Es gab noch ein paar andere Theater in der Stadt, aber diese waren wesentlich kleiner und boten dementsprechend bescheidenere Unterhaltung.
    Die massiven Türen des Fantastischen Königlichen Theaters sahen einladend aus, aber zu Karigans Enttäuschung führte sie Tegan am Eingang vorbei, um die Ecke des Gebäudes und durch eine Gasse voll leerer Kisten und Abfall. Karigan dachte,
sie würden einen Seiteneingang ins Theater benutzen, aber stattdessen blieb Tegan vor der verbeulten Tür eines Gebäudes auf der anderen Seite der Gasse stehen. Blaue Farbe splitterte ab, als sie anklopfte.
    Karigan begann sich zu fragen, was für eine anrüchige Person Tegans Bekannte wohl war, als sich die Tür quietschend öffnete und ein kleines, hageres Mädchen herausspähte.
    »Hallo, Nina«, sagte Tegan. »Würdest du Madam Leadora sagen, dass ich gekommen bin, um eine Schuld einzukassieren?«
    Nina sagte nichts, sondern kehrte in das Gebäude zurück und schloss die Tür laut hinter sich.
    »Anscheinend nicht«, murmelte Mara.
    »Oh, Nina redet nicht viel«, sagte Tegan. »Sie wird bald zurück sein.«
    »Was ist das für eine Schuld?«, fragte Karigan. »Nichts Schlimmes, das versichere ich dir«, antwortete Tegan. »Ich habe Leadora einmal einen Gefallen getan. Ich stellte sie dem Freund eines Freundes vor, und so bekam sie ihre Stellung bei der Schauspieltruppe des Königlichen Theaters.«
    »Was für eine Stellung?«, fragte Karigan, aber bevor Tegan antworten konnte, kam Nina zurück und winkte sie mit Fingern, die silbrig aufblitzten, herein. Erst erschrak Karigan, aber dann begriff sie, dass das Mädchen Fingerhüte trug, die das Licht, das durch die Tür hereinfiel, reflektierten.
    Der Eingangsbereich war düster und roch modrig. Ein Korridor führte nach hinten, dessen Boden weder einen Teppich, noch irgendwelche Ziermuster aufwies. Es gab zwei Treppen. Eine führte nach oben, die andere hinab in ein Kellergeschoss unterhalb der Straße. Nina führte sie schweigend die Treppe hinauf, raffte ihren Rock mit einer Hand und stützte sich mit der anderen an der Wand ab, um das Gleichgewicht zu halten, denn die Treppe war schmal und hatte kein Geländer. Die Reiterinnen folgten ihr mit der gleichen Vorsicht.

    »Hmm«, wunderte sich Tegan: »Normalerweise gehen wir nach unten.«
    Als sie oben ankamen, musste Karigan sofort an die Segelwerkstätten in den Speichern über dem Hafen von Corsa denken, die sie besucht hatte, aber statt der verwitterten, alten Seebären, die sich über Bahnen von Segeltuch beugten, saßen hier Mädchen und junge Frauen, die geschäftig bunte Stoffstücke zusammennähten.
    Der Speicher war von enormer Größe, und durch die Fenster an der Vorderfront des Gebäudes drang viel Licht herein. Stoffballen von atemberaubenden Farben und Mustern waren in wildem Durcheinander auf Regalen und Tischen gestapelt. Diverse Stoffbahnen waren über Kleiderpuppen drapiert oder hingen von Haken an der

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